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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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war er besonders gefragt. Es gab immer Bedarf an Pflegern in den Bereichen der Klinik, wo Muskelkraft gebraucht wurde, wie zum Beispiel in der Notaufnahme. Aber Trent wollte nicht in die Notaufnahme. Er wollte in den OP.
    Nachdem er das Bewerbungsformular ausgefüllt hatte, wurde er zu einem Gespräch hereingebeten. Er fragte sich, warum sie sich mit diesem überflüssigen Possenspiel überhaupt aufhielten. Das Ergebnis stand doch ohnehin schon fest. Nun ja, gönnte er ihnen den Spaß halt. Er selbst genoß es ja auch. Er liebte das Gefühl, daß man ihn brauchte, daß man ihn wollte. Als er klein gewesen war, hatte sein Vater ihm immer gesagt, er sei ein nutzloser Weichling, besonders, nachdem er beschlossen hatte, nicht in dem Junioren-Footballteam mitzuspielen, das sein Vater im Army-Stützpunkt in San Antonio gegründet hatte.
    Trent studierte den Gesichtsausdruck der Frau, als sie sein Bewerbungsformular las. Auf dem Namensschild auf ihrem Schreibtisch stand: Mrs. Diane Mecklenburg, Oberschwester.
    Oberschwester, wenn ich den Scheiß schon höre, dachte Trent. Er hätte gewettet, daß sie, genau wie die Ärzte, nicht mal ihren Arsch von einem Loch in der Wand unterscheiden konnte. Oberschwester! Sie hatte wahrscheinlich ihr Schwesternexamen zu einer Zeit abgelegt, als man die Narkosen noch mit Whisky machte. Und seitdem hatte sie wahrscheinlich ein paar Kurse besucht wie Krankenpflege in der modernen Massengesellschaft oder dergleichen Schrott. Trent hätte hundert Dollar darauf gewettet, daß sie einen Mayo-Tubus nicht von einer Metzenbaum-Klemme unterscheiden konnte. Im OP würde sie etwa so nützlich sein wie ein Orang-Utan.
    Trent freute sich schon jetzt auf den Tag, an dem er in ihr Büro marschieren und ihr seine Kündigung auf den Schreibtisch knallen würde.
    »Mr. Harding«, sagte Mrs. Mecklenburg, ihre Aufmerksamkeit vom Bewerbungsformular auf den Bewerber wendend. Ihr ovales Gesicht war teilweise verdeckt von ihren großen runden Brillengläsern. »Aus Ihren Angaben sehe ich, daß Sie schon in vier anderen Bostoner Krankenhäusern gearbeitet haben. Das ist ein wenig ungewöhnlich.«
    Trent hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Diese Mrs. - Mecklenburg schien tatsächlich die Absicht zu haben, dieses Possenspiel bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Obwohl er das Gefühl hatte, daß er so ziemlich jeden Mist von sich geben konnte und trotzdem eingestellt werden würde, beschloß er, auf Nummer Sicher zu gehen und dieses alberne Quiz mitzuspielen. Er war auf solche Fragen immer vorbereitet.
    »Jedes dieser Krankenhäuser hat mir unterschiedliche Möglichkeiten hinsichtlich Weiterbildung und Verantwortung geboten«, sagte Trent. »Mein Ziel ist es immer gewesen, meinen Erfahrungsschatz zu vergrößern. Ich habe in jeder dieser Institutionen fast ein Jahr zugebracht. Und ich bin jetzt nach reiflicher Überlegung zu dem Schluß gekommen, daß das, was ich brauche, die Anregung eines akademischen Umfeldes ist, in der Art, wie das Boston City es bietet.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Mrs. Mecklenburg.
    Aber Trent war noch nicht fertig mit seinem Sermon. Er fügte hinzu: »Ich bin zuversichtlich, daß ich hier einen wertvollen Beitrag leisten kann. Ich kann gut zupacken und scheue mich nicht vor Herausforderungen. Ich hätte jedoch eine Bedingung. Ich möchte im OP arbeiten.«
    »Ich denke, das läßt sich einrichten«, sagte Mrs. Mecklenburg. »Die Frage ist: Wann können Sie anfangen?«
    Trent lächelte. Es war so verdammt leicht.
     
    O’Sheas Tag verlief um keinen Deut besser als der vorherige. Er war am North Shore und hatte zwei Everson-Adressen in Peabody und eine in Salem aufgesucht und befand sich jetzt auf dem Causeway, um hinaus nach Marblehead Neck zu fahren, wo er bei der nächsten Adresse sein Glück versuchen wollte. Zu seiner Linken lag der Hafen, zu seiner Rechten der Ozean. Wenigstens waren das Wetter und die Aussicht gut.
    Zum Glück waren bei seinen bisherigen drei Besuchen die Leute zu Hause gewesen. Diese letzten drei Eversons hatten sich sogar einigermaßen kooperativ gezeigt. Aber von einem Christopher Everson hatte keiner von ihnen je etwas gehört. O’Shea bekam erneut Zweifel, ob seine Intuition, daß dieser Christopher Everson aus der Gegend von Boston war, ihn nicht vielleicht doch getrogen hatte.
    An der Harbor Avenue angekommen, bog O’Shea nach links ab. Er warf einen bewundernden Blick auf die imposante Häuserfront und fragte sich, wie es wohl sein mochte, wenn man so viel

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