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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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echte Feindseligkeit spürte.
    »Hat Dr. Rhodes Sie auch gesehen?« fragte Davidson.
    »Ja.«
    Und plötzlich erinnerte Jeffrey sich. Vor seinem geistigen Auge sah er ihr erschrockenes Gesicht, als sie den Vorhang zur Seite gezogen hatte. Die Tatsache, daß er an jenem schicksalhaften Tag krank gewesen war, war neben seinem Suchtproblem das zweite gewesen, was er Randolph nicht erzählt hatte. Er hatte erwogen, es ihm zu sagen, es dann aber nicht gewagt. Damals hatte er in seinem Verhalten einen Beleg für sein Engagement und seine Selbstaufopferung gesehen. Später war er sich dessen nicht mehr so sicher gewesen. Also hatte er lieber niemandem etwas davon gesagt. Er wollte nach Randolphs Arm greifen, aber jetzt war es zu spät.
    Davidson sah die Geschworenen einen nach dem anderen an und stellte dann seine nächste Frage. »War etwas Merkwürdiges an der Tatsache, daß Dr. Rhodes sich im Anästhesieraum von Operationssaal elf aufhielt?«
    »Ja«, antwortete die Schwester. »Der Vorhang war geschlossen, und OP elf wurde nicht benutzt.«
    Davidson blickte weiter die Geschworenen an und forderte Regina Vinson auf: »Bitte erzählen Sie dem Gericht, was Dr. Rhodes im Anästhesieraum des leeren Operationssaals elf hinter geschlossenem Vorhang tat.«
    »Er hat gefixt«, sagte Regina. »Er hat sich eine Spritze gesetzt.«
    Ein erregtes Murmeln ging durch den Gerichtssaal. Randolph drehte sich zu Jeffrey um und machte ein entsetztes Gesicht. Jeffrey schüttelte schuldbewußt den Kopf. »Ich kann das erklären«, sagte er lahm.
    Davidson fuhr fort: »Was haben Sie getan, nachdem Sie Dr. Rhodes beim ›Fixen‹ gesehen hatten?«
    »Ich ging zur Stationsaufsicht, und die rief den Chef der Anästhesie an«, berichtete Regina. »Unglücklicherweise war der Chef der Anästhesie aber erst nach der Tragödie zu erreichen.«
    Unmittelbar nach Reginas verheerender Aussage konnte Randolph eine Unterbrechung erwirken. Als er mit Jeffrey allein war, verlangte er Aufklärung über diese »Fixer«-Episode. Jeffrey gestand, daß er an dem Schicksalstag krank gewesen sei und daß niemand sonst für diese Entbindung zur Verfügung gestanden habe. Er erzählte, was er getan hatte, um sich arbeitsfähig zu halten - auch, daß er sich die Infusion verabreicht und das Paregoricum genommen hatte.
    »Was haben Sie mir sonst noch alles verschwiegen?« wollte Randolph erbost wissen.
    »Nichts mehr«, sagte Jeffrey.
    »Warum haben Sie mir das nicht schon eher erzählt?« fauchte Randolph.
    Jeffrey schüttelte den Kopf. Ehrlich gesagt, wußte er es selbst nicht genau. »Keine Ahnung«, bekannte er. »Ich gebe es mir selbst gegenüber nie gern zu, wenn ich krank bin. Die meisten Ärzte sind so. Vielleicht gehört das zu unseren Abwehrmechanismen gegen die Krankheit, die uns umgibt. Wir halten uns gern für unverwundbar.«
    »Ich habe Sie nicht um einen Leitartikel gebeten.« Randolph brüllte fast. »Sparen Sie sich das für Ihr New England Journal of Medicine auf. Ich will wissen, warum Sie es mir nicht sagen konnten - Ihrem Anwalt - , daß Sie sich an jenem fraglichen Morgen eine Spritze gegeben haben.«
    »Ich habe mich wohl nicht getraut, es Ihnen zu sagen«, gestand Jeffrey. »Ich habe für Patty Owen alles getan, was möglich war. Jeder kann das Protokoll nachlesen und es bestätigen. Unter keinen Umständen hätte ich zugeben wollen, daß man meine Top-Form hätte in Frage stellen können. Vielleicht habe ich befürchtet, Sie würden mich nicht mit der gleichen Intensität verteidigen, wenn Sie auch nur im entferntesten für möglich hielten, daß ich schuldig sein könnte.«
    »Herrgott noch mal!« schrie Randolph.
    Später, im Kreuzverhör, bemühte Randolph sich, den Schaden soweit wie möglich zu begrenzen. Er strich die Tatsache heraus, daß Regina nicht wisse, ob Jeffrey sich eine Droge injiziert oder lediglich eine Infusion angelegt habe, um einen Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
    Aber Davidson war noch nicht fertig. Er rief Sheila Dodenhoff in den Zeugenstand. Und ebenso wie Regina funkelte sie Jeffrey wütend an, während sie ihre Aussage machte.
    »Miss Dodenhoff, Sie waren während der Tragödie in unmittelbarer Nähe von Mrs. Owen. Ist Ihnen da an dem Beklagten, Dr. Rhodes, etwas Merkwürdiges aufgefallen?« fragte Davidson.
    »Jawohl«, antwortete Sheila triumphierend.
    »Würden Sie dem Gericht bitte mitteilen, was Ihnen aufgefallen ist?« Davidson genoß diesen Augenblick sichtlich.
    »Mir ist aufgefallen, daß seine Pupillen

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