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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Mann mit langem, strähnigem Haar. »Wohin?« fragte er.
    Jeffrey duckte sich auf dem Sitz nieder und wies ihn an, einfach nur vom Flughafengelände herunterzufahren. Der Taxifahrer drehte sich um und schaute Jeffrey ins Gesicht.
    »Ich brauche ein Fahrtziel, Mann!« sagte er.
    »Also schön, in die Stadt.«
    »Wohin da?« fragte der Fahrer gereizt.
    »Das sage ich Ihnen, wenn wir hier weg sind.« Jeffrey drehte sich um und spähte durch das Rückfenster. »Jetzt fahren Sie schon!«
    »Meine Güte!« brummte der Fahrer und schüttelte ungläubig den Kopf. Er war zweifach verärgert. Eine halbe Stunde hatte er am Standplatz gewartet und gehofft, wenigstens so etwas wie eine Fahrt nach Weston zu erwischen. Und jetzt hatte er nicht nur eine Kurzstrecke, sondern zu allem Überfluß auch noch einen Verrückten oder Schlimmeres als Fahrgast bekommen. Als sie am Ende des Terminalgebäudes an einem Polizeiwagen vorbeifuhren, legte der Kerl sich platt auf den Rücksitz. Das hatte ihm gerade noch gefehlt: Ein Irrer auf der Flucht.
    Jeffrey hob nur langsam den Kopf, obwohl das Taxi inzwischen sicher längst an dem Streifenwagen vorbei war. Er drehte sich um und blickte zum Rückfenster hinaus. Anscheinend folgte ihm niemand. Jedenfalls waren keine Sirenen zu hören und kein Blaulicht zu sehen. Er schaute wieder nach vorn. Es war jetzt dunkel. Vor ihnen lag ein Meer von hüpfenden Schlußlichtern. Jeffrey bemühte sich um einen klaren Kopf, damit er nachdenken könnte.
    War es richtig, was er getan hatte? Es war ein Reflex gewesen, zu fliehen. Seine Angst vor O’Shea war verständlich, aber hätte er weglaufen sollen, zumal ein Polizist dagewesen war?
    Mit Schrecken fiel ihm ein, daß O’Shea sein Ticket hatte und jetzt beweisen konnte, daß er die Absicht gehabt hatte, gegen die Kautionsauflagen zu verstoßen. Das war Grund genug, ihn gleich ins Gefängnis zu werfen. Wie würde sein Fluchtversuch sich auf das Revisionsverfahren auswirken? Jeffrey wollte nicht dabeisein, wenn Randolph davon erfuhr.
    Jeffrey verstand nicht viel von den Feinheiten des Rechts, aber das wußte er doch: Mit seinem tölpelhaften, unentschlossenen Benehmen war es ihm gelungen, sich in einen echten Flüchtling vor dem Gesetz zu verwandeln. Jetzt würde er sich einer ganz neuen Anklage stellen müssen, möglicherweise sogar wegen mehrerer weiterer Straftaten.
    Das Taxi fuhr in den Sumner Tunnel. Es war relativ wenig Verkehr, und so kamen sie rasch voran. Jeffrey fragte sich, ob er schnurstracks zur Polizei gehen sollte. Wäre es nicht besser, reinen Tisch zu machen und sich zu stellen? Vielleicht sollte er auch zum Busbahnhof fahren und die Stadt verlassen. Oder einen Wagen mieten - so wäre er unabhängiger. Das Dumme an dieser Idee war nur, daß die einzigen Autovermietungen, die um diese Zeit geöffnet waren, sich am Flughafen befanden.
    Jeffrey war ratlos. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Jeder Plan, der ihm einfiel, hatte seine Nachteile. Und jedesmal, wenn er dachte, er hätte den Grund erreicht, versank er in einem noch tieferen Morast.

 
    4
     
    Dienstag, 16. Mai 1989, 21 Uhr 42
     
    »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte O’Shea zu Michael Mosconi. »Welche wollen Sie zuerst hören?« Er rief aus einer Telefonzelle in der Nähe des Gepäckbands im Flughafen an. Er hatte das Terminal nach Jeffrey durchgekämmt, doch ohne Erfolg. Der Polizist hatte seine Kollegen auf dem Flughafengelände alarmiert. O’Shea rief Mosconi an, um zusätzliche Unterstützung zu bekommen; es wunderte ihn, daß der Doc so viel Glück gehabt haben sollte.
    »Ich bin nicht in der Stimmung für Spielchen«, sagte Mosconi gereizt. »Erzählen Sie mir, was Sie mir zu erzählen haben, und fertig.«
    »Kommen Sie, seien Sie nicht so verbiestert. Die gute oder die schlechte Nachricht?« O’Shea hatte Vergnügen daran, Mosconi zu ärgern, denn Mosconi machte es ihm sehr leicht.
    »Die gute«, sagte Mosconi wütend und fluchte leise. »Und ich hoffe, daß es eine gute Nachricht ist.«
    »Das kommt auf den Standpunkt an«, erwiderte O’Shea fröhlich. »Die gute Nachricht ist, daß Sie mir ein paar Dollars schulden. Vor wenigen Minuten habe ich den Doktor daran gehindert, ein Flugzeug nach Rio de Janeiro zu besteigen.«
    »Im Ernst?«
    »Im Ernst - ich habe sein Ticket als Beweis.«
    »Das ist toll, Dev«, nickte Mosconi aufgeregt. »Mein Gott, die Kaution für den Mann beträgt fünfhunderttausend Dollar! Das hätte mich ruiniert. Wie, zum

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