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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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den Eindruck, hier kann jeder reinspazieren und das mitnehmen, was ihm unter die Finger kommt?«, brummte Berner unwirsch und erntete ein kollektives Grinsen des Teams.
    »Wolltest du nicht schon immer ein paar Erstausgaben aus dem Tiefspeicher der Nationalbibliothek in deiner Sammlung?«, scherzte Wagner leise und stieß dabei Georg an.
    »Das wäre ja gar nicht auffällig oder?«, gab Sina kopfschüttelnd zurück und sah seinen Freund mit gespielter Entgeisterung an. »Manchmal frage ich mich …«
    Der Aufzug war groß genug, um alle Mann auf einmal in das vierte Untergeschoss zu transportieren, wo laut summend eine Klimaanlage gegen Feuchtigkeit und abgestandene Luft ankämpfte. Als die Lichter aufflammten, beleuchteten sie einen weißen, schmucklosen Raum, von dem eine ganze Reihe von Türen abgingen.
    »Das Licht ist an den Lift gekoppelt«, erklärte Helmut, nachdem er den misstrauischen Blick Valeries gesehen und richtig gedeutet hatte. »Alle Türen hier gehen in den Tiefspeicher der Bibliothek, bis auf eine.« Der ehemalige Gärtner verlor keine Zeit und schob seinen Ausweis mit dem Barcode voran in einen dünnen Schlitz neben einer der Doppeltüren, die sich durch nichts von allen anderen unterschied. Er zog sie auf und verschwand kurz in der Dunkelheit. Alle, die hinter ihm nachgedrängt waren, hielten unwillkürlich den Atem an. Dann, wie in einer gut choreografierten Show, gingen erst zwei, dann vier, dann sechs Neonröhren an und erhellten einen breiten, gemauerten Tunnel, der mehr und mehr Tiefe bekam, bevor eine helle Hohlziegelmauer den weiteren Blick versperrte. Auf der anderen Seite verloren sich die beiden rostigen Gleise, die fast die gleiche Farbe wie das braune Schotterbett angenommen hatten, in der Dunkelheit. An einer Weiche zweigte ein kurzes Stück Gleis in Richtung Tiefspeicher ab und endete nach wenigen Metern an einem alten, zweiflügeligen Metalltor.
    »Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil«, murmelte Paul vor sich hin und ging langsam eine schräge Rampe hinunter, auf der ein paar zerbrochene Holzbottiche lagen.
    »Manchmal sollte vielleicht sogar die Presse ein wenig mehr Vertrauen in Männer mit Vergangenheit mitbringen«, brummte Berner zufrieden.
    »Ich möchte eure philosophischen Betrachtungen nicht stören«, mischte sich Valerie ein, »aber es ist jetzt zwanzig Minuten vor drei und Johann ist noch etwas angeschlagen vom letzten Einsatz. Wir sollten also keine Zeit verlieren und uns auf den Weg machen, wo immer uns diese Strecke hinführen mag.«
    »Die Richtung würde stimmen«, stellte Georg fest und nahm seine Taschenlampe fester in die Hand. »Wenn der Tunnel nur halbwegs gerade verläuft, dann haben wir rund vier Kilometer Fußmarsch bis zum Arsenal vor uns. Das könnte sich knapp ausgehen.«
    »Was ist mit der Mauer da vorne?«, erkundigte sich Eddy und sah Helmut fragend an.
    »Kein Problem, ich habe einige Ziegel vorsichtig herausgebrochen und danach wieder eingesetzt«, winkte der Kunstdieb ab und übernahm erneut die Führung.
    Berner, der neben ihm herging, sah ihn von der Seite nachdenklich an. »Irre ich mich oder gab es vor einigen Jahren tatsächlich einen Einbruch in den Tiefspeicher der Albertina?«
    Helmut lächelte geheimnisvoll und lief schweigend weiter, leichtfüßig von Schwelle zu Schwelle tänzelnd.
    Zweihundert Meter hinter der Mauer begann unbekanntes Territorium. Selbst bei seinen Erkundungen seinerzeit war Helmut nie weiter vorgedrungen. Die Lichter waren zurückgeblieben, als sie durch die Mauer gestiegen waren, und Georg dankte Gott, dass sie dreizehn Mann waren und ebenso viele Handscheinwerfer den Tunnel erleuchteten. So hatten die Geister der Schatten weniger Macht und seine klaustrophobischen Anfälle blieben aus.
    Paul fühlte sich unbehaglich angesichts der Möglichkeit, dass der Tunnel ins Nirgendwo führen konnte, überall anders hin als in des Kaisers Burg. »Was machen wir, wenn er verschüttet ist, durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg beschädigt oder einfach irgendwo dazwischen abgemauert wurde?«, fragte er besorgt Eddy, der neben ihm herlief und langsam ins Schnaufen kam. Der schaute ihn ratlos an und zuckte nur wortlos mit den Schultern.
    Aber das erste Hindernis war nicht ein überraschendes Ende des Tunnels, sondern eine Abzweigung. Erst kündigten zwei rostige Weichen einen Seitentunnel an und dann teilte sich der Schienenstrang. Helmut und Berner, die an der Spitze gingen, hielten an und leuchteten in den

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