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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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ist die U-Bahn«, warf Paul ein und tippte auf den Stadtplan. »Da wäre die Kronprinz-Rudolph-Kaserne, die heutige Rossauer Kaserne gleich neben der Ringstraße, die erste Option. Da gibt es seit der Errichtung der Wiener Stadtbahn die Station ›Rossauer Lände‹ am Donaukanal. Beim Arsenal ist mir dagegen gar nichts bekannt und die Kaiser-Franz-Josephs-Kaserne gibt es nicht mehr.«
    »Das ist richtig«, gab Sina nachdenklich zu.
    »Und wie du gerade vorhin erzählt hast, wurde die Rossauer Kaserne ebenfalls im Anschluss an die Revolution 1848 gebaut. Im selben Stil und ebenfalls aus den doppelt gebrannten Ziegeln. Also auch eine Burg des Kaisers und da fährt die U-Bahn hin«, gab Wagner zu bedenken. »Und nicht zu vergessen, sie liegt mitten in der Stadt.«
    »Womit wir ein Problem hätten«, stellte Valerie fest. »Es gibt heute noch zwei Burgen des Kaisers und nur eine mit U-Bahn-Anschluss.«
    Ein Mann von Eddys Team kam ins Büro, schenkte sich einen Kaffee ein und lehnte sich gähnend an die Wand. Er fuhr sich mit einer Hand über die Stoppelglatze.
    »Also ich kann nur zum Thema Rossauer Kaserne einiges beitragen«, meinte Kommissar Berner und zündete sich eine Zigarette an. »Seit dem Zweiten Weltkrieg sitzen hier Stellen des Innenministeriums und der Bundespolizeidirektion Wien. Das Gebäude ist heute Stützpunkt der beiden ältesten Sondereinheiten der österreichischen Polizei, der WEGA und der Einsatzgruppe Cobra. Glaubt ihr wirklich, dass man dort unbemerkt hundert Senfgasgranaten verstecken kann?«
    »Wer redet hier von unbemerkt, Bernhard?« Georg schaute Berner an und deutete auf die Baracke, in der Valerie zuvor telefoniert hatte. »Ein kleiner Transport, ein Kellerabteil, eine Bombe. Weißt du, wer von den Sondereinheiten auf der Seite der Schattenlinie steht? Nicht einmal mein Vater hat sich getraut, diese Entscheidung zu treffen und das Risiko einzugehen. Er hat uns geholt und nicht die Cobra oder die WEGA. Nein, das spricht weder für noch gegen die Rossauer Kaserne, tut mir leid.«
    »Heute ist auch ein Teil des Bundesministeriums für Landesverteidigung dort untergebracht«, erinnerte Eddy, »wir haben vor rund zehn Jahren ein paar Umbauten an Toren und Gittern erledigt. Das Gebäude ist nicht groß, gerade mal ein Häuserblock. Das Arsenal hingegen ist riesig, unüberschaubar, mit seinen vielen Objekten und Höfen, Baracken und Werkstatthallen, Wohnungen und dem Heeresgeschichtlichen Museum. Wenn ich etwas zu verstecken hätte, dann wäre das Arsenal sicher meine erste Wahl.«
    »Das einzige Problem ist und bleibt, dass keine U-Bahn dahin fährt«, gab Valerie zu bedenken, »und damit fällt das Arsenal meiner Meinung nach schon flach.«
    »Nicht unbedingt«, meldete sich Eddys Schweißer zu Wort und stieß sich von der Wand ab. Er blickte seinen Chef fragend an, und als der Exringer ihn mit einer unmerklichen Kopfbewegung zum Reden aufforderte, wandte er sich an Valerie.
    »Major Goldmann, ich habe einmal ein Jahr lang im Wiener Burggarten im Palmenhaus gearbeitet. Ich wollte in den Tiefspeicher der berühmten Grafiksammlung der Wiener Albertina einsteigen und habe dieses Jahr dazu benützt, die Möglichkeiten ähh … zu sondieren.«
    Paul fiel die gewählte Sprache Helmuts auf, die so gar nicht zu der einiger anderer Mitarbeiter Eddys passen wollte. »Die Albertina hat Weltruf, aber es ist sicher kein Bargeld da zu holen«, warf der Reporter ein. »Waren Sie …?«
    »… einer der bekanntesten Kunstdiebe Europas«, vervollständigte Eddy. »Helmut spricht drei Sprachen fließend und war in allen Museen und Privatsammlungen zwischen Oslo und Rom ein nicht so gern gesehener Gast.« Der Exringer bohrte in der Nase und Helmut schüttelte tadelnd den Kopf.
    »Ich arbeite jetzt bereits seit zehn Jahren für Eddy und meine Jugendsünden liegen weit hinter mir, aber das ist nicht das Thema. Fest steht, dass ich in diesem Jahr als Gärtner etwas Seltsames entdeckt habe. Wir mussten zu Beginn des Winters die Palmen in die Keller der Hofburg bringen, einen geschützten Raum, der mich an einen langen Tunnel erinnerte. Er war durch Tageslichtlampen erleuchtet und so konnte man genau sehen, dass zwei Gleise in der Mitte liefen. Die schweren Pflanzen haben wir sogar auf Loren verladen und auf diesen Schienen bewegt. Auf meine Frage, was das für eine unterirdische Bahnstrecke sei, konnte niemand eine genaue Antwort geben. Einmal hieß es, es sei eine Versuchsstrecke für die erste Wiener Stadtbahn

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