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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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gewesen, dann wiederum eine stillgelegte Trasse aus dem Dritten Reich.« Helmut schaute in die Runde. »Ich habe dann meine Erkundungen zum Thema Albertina von diesem Tunnel aus gemacht, immer bei Nacht und unbemerkt von allen Kollegen. Ich kann Ihnen nur eines sagen. Dieser Tunnel ist zwar vor den Tiefspeichern abgemauert, aber dahinter ist er lang, sehr lang sogar. Er verläuft auf der einen Seite in Richtung Rathaus und auf der anderen in Richtung Belvedere, also ziemlich genau nach Südosten.«
    Paul hatte sich bereits über die Karte gebeugt und zog mit seinem Finger eine Linie vom Rathaus über Ballhausplatz, Burggarten, Schwarzenbergplatz, Belvedere und weiter zum Arsenal. Dann schaute er Valerie an. »Da hast du deine U-Bahn zu der Burg des Kaisers.«
    Arsenal, Wien-Landstraße/Österreich
    D as Gebiet um den riesigen Gebäudekomplex des Arsenals war kurz nach Mitternacht aufgrund eines Befehls aus dem Innenministerium großräumig von starken Polizeikräften abgeriegelt worden. Zusätzlich wurden Truppen des Bundesheeres abkommandiert, die damit beauftragt wurden, den Schutz des Heeresgeschichtlichen Museums mit seinen Tieflagern und dem Fahrzeugbestand zu übernehmen. Drei Hubschrauber kreisten seit wenigen Minuten über dem Bezirk Landstraße, der an einer Seite an die Wiener Innenstadt grenzte und in dem zahlreiche Staaten ihre Botschaften eingerichtet hatten. Männer in schwarzen Kampfanzügen patrouillierten schwer bewaffnet und mit starken Taschenlampen ausgerüstet die Grünflächen rund um das Arsenal. Der Ziegelbau war lückenlos abgeriegelt worden. Als offizielle Begründung für die umfassenden Sicherheitsvorkehrungen wurde Terrorverdacht angegeben und gleichzeitig eine Nachrichtensperre verhängt.
    Kommissar Burghardt staunte über den Aufwand in den frühen Morgenstunden, als er an einer Straßensperre nahe des Gürtels erst kontrolliert und dann abgewiesen wurde.
    »Sie brauchen eine Sondergenehmigung für den Zutritt, Herr Kollege«, meinte der Beamte in schusssicherer Weste und mit einem schwarzen, kurzläufigen Steyr-Sturmgewehr im Anschlag. »Oder Sie gehen frühstücken und kommen später wieder. Ich habe gehört, dass hier nach vier Uhr früh alles wieder vorbei ist.«
    Du weißt gar nicht, wie recht du hast, dachte Burghardt grimmig und wendete das Polizeifahrzeug. Dann fuhr er ein Stück zurück, suchte sich einen Parkplatz, nahm sein Handy und wählte.
    Der schwarze VW-Transporter mit Eddy am Steuer umrundete nun bereits zum dritten Mal die Rossauer Kaserne. Die Straßen waren menschenleer bis auf einige Nachtschwärmer, die aus den Clubs und Lokalen der Innenstadt kommend durch die milde Nacht nach Hause spazierten. In der Maria-Theresien-Straße, die direkt neben dem großen Ziegelbau verlief, stand der Pizza Expresss mit Paul, Georg, Valerie und Berner unauffällig geparkt.
    Der Reporter war zum Eingang der Kaserne geschlendert und hatte auf seinem Weg nichts Verdächtiges entdecken können. Selbst als er durch die Sperre am Eingang schlüpfte, ging weder ein Alarm los, noch rief ihm jemand aufgeregt nach oder hielt ihn auf.
    Wenige Minuten später stand Wagner im ersten Hof der Kaserne und schaute sich um. Es war totenstill in der »Burg des Kaisers«. Der Reporter lauschte einen Moment, zuckte dann mit den Schultern, drehte sich um und lief beinahe in Valerie hinein, die ihm gefolgt war.
    »Tut mir leid, aber es sieht mir hier zu ruhig aus«, raunte Paul. »Spätestens jetzt ist meine Falschmeldung von heute Nachmittag geplatzt, die Granaten am Kahlenberg sind nicht hochgegangen und die Gegenseite müsste im Alarmzustand sein. Hier sollte es vor Beamten und Sicherheitsleuten nur so wimmeln.«
    »Das sehe ich auch so«, gab Goldmann zu, »hier ist gar nichts los. Es gibt zwar eine U-Bahn-Station, es ist eine der Burgen des Kaisers, aber …« Sie brach ab und machte eine umfassende Armbewegung, die alles ausdrückte, was Wagner ebenfalls dachte.
    Plötzlich hörten sie eilige Schritte im Dunkel und der Schatten von Kommissar Berner tauchte aus der schwachen Torbeleuchtung auf.
    »Wir sind am falschen Platz«, zischte Berner aufgeregt. »Burgi hat gerade angerufen und berichtet, dass Hundertschaften der Polizei und des Heeres um das Arsenal zusammengezogen wurden. Sie haben ihn trotz Dienstausweis nicht passieren lassen.«
    »Was macht Burgi um diese Zeit beim Arsenal? Hat er eine neue Freundin?«, fragte Paul, während sie losliefen.
    »Ich habe ihn als Späher losgeschickt«, gab

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