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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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könnte die Augen fest zusammenkneifen – doch das Entsetzen ließ sie ihn weit aufreißen.
    Nachtigall beugte sich vor und erkannte, dass der junge Mann sich am untersten Quergestänge hatte halten können.
    Sein bleiches Gesicht starrte Peter Nachtigall voller Panik an. Er, der gerade noch entschlossen war, seinem Leben hier ein dramatisches Ende zu setzen, wollte nicht stürzen – dieser junge Mann hing am Leben.
    »Ich komme«, rief er Markus beruhigend zu.
    Langsam rutschte er auf dem Bauch heran, robbte bis zu einem Träger direkt über dem Jungen. Von unten war kein Laut zu hören.
    »Ich kann mich nicht mehr halten!«
    »Halt noch durch, ich bin schon über dir. Noch zweimal schieben und du kannst mich direkt über dir sehen.«
    »Wenn ich stürze, sind alle Probleme mit einem Aufklatschen gelöst.«
    Nachtigall schob seinen Oberkörper so weit vor, dass er die Arme gerade über dem Träger baumeln lassen konnte. Die Menge schaute gebannt.
     
    »Ich nehme jetzt erst deine linke Hand – anschließend wirst du deine rechte lösen und in meine linke Hand legen. Es kommt Hilfe – sie werden uns beide aus dieser misslichen Lage befreien.«
    »Ich – kann – nicht!«, keuchte Markus. »Ich – werde – fallen!«, rief er voller Verzweiflung.
    »Oh, doch – du kannst. Du denkst jetzt an Florian, der dich brauchen wird.«
    Nachtigall streckte seine rechte Hand vorsichtig aus und umfasste mit seinen Fingern fest Markus’ linke. Dann löste er dessen Finger vom Gestänge.
    Die Zuschauer schrien auf.
    Albrecht Skorubski stockte der Atem.
    »Peter!«, flüsterte er, »Mann!«
    »Ruhig – bleib ganz ruhig. Wenn du mit den Beinen zappelst, werden wir beide diese 80 Meter in die Tiefe stürzen. Pack jetzt meine andere Hand – ich kann dich halten – du musst mir nur vertrauen.«
    »Vertrauen?« Angst ließ die Stimme entgleisen.
    »Ja. Ich – werde – dich – nicht – fallen – lassen! Gib mir deine Hand!«, forderte Nachtigall. »Ich komme von hier aus nicht ran, hier ist was im Weg – aber du kannst meine erreichen. Gib mir deine Hand!«
    Und Markus löste seine Hand, hing einen atemberaubenden Augenblick im Licht der Scheinwerfer an nur einem Arm über dem Abgrund.
    Die Leute unter der Brücke stöhnten laut auf.
    Dann hatte er Nachtigalls Hand gefunden und umklammerte sie fest. Die Brandwunde vom Anfang der Woche platzte auf – er versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Peter Nachtigalls Rücken protestierte wütend, der Schweiß brach ihm aus. Er tastete suchend nach einem besseren Halt für seine Beine und klemmte sie schließlich kurzerhand in den Verstrebungen fest. Er konnte spüren, wie der raue Stahl ihm die Haut von den Armen schrammte und seine Fußgelenke in den Bändern aufschrien.
    »Warum bist du gerade jetzt gesprungen?«, keuchte er und der Schweiß tropfte ihm von der Stirn.
    »Bin ich nicht. Ich wurde gestoßen!«
     
    Die Scheinwerfer behielten sie fest im Fokus, während eine Gruppe der Feuerwehr zur Rettung in die Brücke einstieg. Nachtigall hörte ihre Stiefel auf dem Metall. Drei Mann mit einem Gurt und anderen Gerätschaften eilten über den Besucherweg. Hätte Nachtigall zu diesem Zeitpunkt nicht schon solche Schmerzen am ganzen Körper gehabt, er wäre sicher fasziniert gewesen von der Präzision, mit der die Rettungsaktion durchgeführt wurde.
    Einer der Feuerwehrleute seilte sich direkt neben Markus Mehring ab und schlang ein Sicherungsseil um den Körper des jungen Mannes. Dann zog er ihn zu sich herüber und befestigte das Sicherungsseil an seinem eigenen Gurt.
    »Jetzt können Sie ihn loslassen!«
    »Nein!«, schrie Markus angstvoll und Nachtigall hielt weiter fest.
    »Du hängst an mir. Dir passiert nichts. Wir werden hochgezogen und gut«, beruhigte der Retter ihn und Nachtigall nickte Markus aufmunternd zu – dann lockerte er seine Finger und ließ ihn erleichtert in die Arme des Feuerwehrmannes gleiten. Eine Angelegenheit von wenigen Minuten, doch Nachtigall hatte das Gefühl, er habe den Jungen stundenlang über dem Abgrund halten müssen.
    »Gerade im richtigen Moment«, flüsterte er dankbar.
    Die Menge klatschte Beifall.
    Inzwischen war die gesamte Anlage ausgeleuchtet – überall kletterten Feuerwehrmänner herum. Drei zogen ihren Kollegen und Markus Mehring wieder auf sichereren Grund. Zwei halfen Nachtigall behutsam, sich wieder aufzurichten. Alle Muskeln und Gelenke schienen zu protestieren. Unbeholfen gelang es ihm, auf die Beine zu kommen, doch sie

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