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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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zurück und machte sich daran, den Kaugummi aus dem Schloss der Klassenzimmertür zu entfernen.

35
    Michael Wiener sprach eine Gruppe von Gelegenheitsfahrern an, die an der Autobahnraststätte Freienhufen Pause machten. Er hatte den Tipp von einem Baumarktleiter bekommen, der die Fahrer, die regelmäßig Transporte für Kunden übernehmen, ganz gut kannte. Es dauerte nicht lang, da hatte er bereits drei gefunden, die ab und an für die Spedition Mehring Transporte übernommen hatten.
    »Ich habe da immer wieder mal einen der kleinen Laster gefahren. Der Mehring konnte ja, wenn wirklich was los war, nicht alle Fuhren alleine machen«, bestätigte ein großer, schwerer Mann in ausgewaschenen Jeans und kariertem Hemd. Ein Cowboyhut machte das Outfit perfekt und der Mann stellte sich als Heiner Mark vor.
    »Wie war der Mehring denn so als Chef?«
    »Schwierig. Echt schwierig. Ich kam zurück, weil das Bremslicht nicht funktionierte, und er war gerade ausgeflogen. Bei dem kam man an nichts ran, keine Glühlampe, keine Sicherung, keinen Schraubenzieher. Ich musste warten, bis er wieder nach Hause kam. Dann ist der mit mir runter in den Keller und hat da x Schlösser an einer Tür aufgeschlossen, bis man endlich an das Werkzeug kam. Nicht ganz dicht, wenn ihr mich fragt.«
    Die anderen beiden nickten zustimmend. Sie hatten wohl ähnliche Erfahrungen gemacht.
    »Der hatte Angst, es wird ihm was geklaut. Wer so denkt, darf eben gar keine Leute einstellen, sondern muss alles selber fahren!«
    »Also hat Mehring Fahrer fest engagiert?«
    »Nee – so nicht. Immer nur pro Tour. Geld nach getaner Arbeit. Und du hast nie gewusst, ob er nach der einen noch eine andere Tour für dich hat.«
    »Wie viel Fahrer haben denn bei ihm gearbeitet?«
    »Ach, so über die Zeit bestimmt ungefähr 10«, antwortete Thomas, ein kleiner, dicker Trucker, der inzwischen seinen eigenen Zug hatte.
    »Ist das für einen Spediteur nicht schwieriger, immer wieder neue Fahrer suchen zu müssen als feste Leute einzustellen?«
    »Schwieriger vielleicht und du weißt auch nicht, was du dann wirklich bekommst für dein Geld. Sind ja nicht alle so zuverlässig. Und wenn du schnell einen brauchst, musst du eben suchen. Aber du zahlst keinen festen Lohn, hast keine Nebenkosten, der Fahrer arbeitet quasi auf Honorarbasis.«
    »Ich glaube, der hat keine festen Fahrer eingestellt, weil er niemanden haben wollte, der sich zu gut bei ihm auskennt. Der hatte immer Angst, er wird ausspioniert. Und so konnte er einen, der ihm komisch vorkam, einfach von seiner Liste streichen. Keine Kündigung, kein Ärger für ihn, das war trotz allem der bequemere Weg. «
    »Kein so tolles Arbeitsklima, oder?«
    »Ist uns egal. Wir laden auf und fahren, laden ab und bringen den Wagen zurück. Da ergibt sich kaum Kontakt zu den Leuten.«
    »Aber bezahlt hat er pünktlich?«
    »Klar. Immer bar auf die Kralle. Sonst hätte sich das in Windeseile rumgesprochen und er hätte Probleme gehabt, Fahrer zu finden. Da passen die Spediteure auf. Der Ruf ist was wert.«
    »Und die Frau Mehring?«
    »Wie, es gab eine Frau Mehring?«, fragte Thomas, »die habe ich nie zu Gesicht bekommen. Wo hatte er die denn eingesperrt?«
    Eingesperrt, dachte Michael Wiener, das ist vielleicht genau das richtige Wort.
    »Mir hat sie mal einen Verband gemacht. Linke Hand. Ich hab mich beim Aufladen verletzt und mir den Handteller quer aufgerissen. War ganz schön tief und hat auch kräftig geblutet. Sie muss wohl gesehen haben, was passiert ist, und kam mit Wasser und Verbandszeug. Eine komische Frau, habe ich erst gedacht, aber die konnte eigentlich recht lustig erzählen. Als sie fast fertig war, hat uns ihr Mann auf dem Hof erwischt und sie angebrüllt, sie solle machen, dass sie ins Haus kommt, und ob sie nichts anderes zu tun habe, als die Fahrer von der Arbeit abzuhalten. Ich habe versucht, ihm zu erklären, sie habe mir nur die Verletzung an der Hand verbunden, aber er hat gar nicht zugehört. Ich hatte ein ganz schlechtes Gewissen wegen der Sache. Ich bin sicher, dafür hat sie ganz schön Ärger einstecken müssen. Von da an habe ich aufgepasst, dass wir nie mehr zusammen gesehen wurden«, erzählte Heiner.
    »Und die Söhne? Haben die auch mit angepackt?«
    »Als die kleiner waren, ja. Voller Begeisterung haben die mit aufgeladen – manchmal sind sie auch mitgefahren und haben beim Abladen geholfen. Aber der Mehring hat das nicht gern gesehen und da haben wir sie nicht mehr mitmachen lassen. Für uns

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