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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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beschloss mein Vater, mit seinen Brüdern das Projekt wieder aufzunehmen. Gelder flossen und als Herr Mehring nun verstarb, wandte man sich an mich. Mein Vater ist vor fünf Jahren verstorben und meine Onkel kurz vor ihm. Ich habe kein Interesse daran, als Karte in einem miesen Spiel benutzt zu werden. Ganz offensichtlich versucht Herr Mehring, sich durch dieses Testament an Ihnen, seiner Familie, zu rächen. Dazu möchte ich mich nicht benutzen lassen. Herr Dr. Fürst, ich kann doch sicher das Erbe einfach ablehnen, oder?«
    Hoffnungsvoll sahen nun alle den Notar an.
    »Tja, ganz so einfach ist es nicht. Sie sind nicht der Erbe. Sie erben ja im Grunde nur in Vertretung. Der Verein soll das Geld bekommen. Ich fürchte, Sie können nicht einfach ablehnen. Vielleicht könnte der Verein im Vorstand diskutieren und abstimmen. Wenn dann niemand das Haus verkaufen will - gut, dann sehen wir weiter.«
    Nachtigall war sprachlos. Es war unwahrscheinlich, dass der Vorstand, der aus Bartel und Pilz bestand, den Verkauf ablehnte. Wahrscheinlich würde der Verein den unerwarteten Geldsegen nicht einfach ausschlagen, das musste dem Notar auch klar sein. So viel Boshaftigkeit selbst über den Tod hinaus! Hans-Jürgen Mehring hatte dafür gesorgt, dass alle getroffen wurden – und durch sein öffentliches Geständnis des Ehebruchs hatte er seine Frau zusätzlich in eine peinliche Lage gebracht. Dem Vater waren Elternhaus und Familienbetrieb genommen, der Frau das Dach über dem Kopf, eine geregelte Versorgung und die Ehre. Die Söhne hatte er öffentlich beschimpft, Markus aus dem Elternhaus geworfen und ihm die erhoffte eigene Existenz als Spediteur versagt. Paul war vielleicht noch am besten davongekommen. Er war zwar beschimpft worden, aber durch die schon erreichte Unabhängigkeit vom Vater ein ganzes Stück weniger angreifbar als alle anderen.
    »Mann!«, Albrecht Skorubski sah die Erbengemeinschaft verstört an. Das hatte sicher keiner von ihnen erwartet.
    »Wilhelm Mehring wird entsetzt sein, wenn er aus der Bewusstlosigkeit erwacht und hiervon erfährt. Er war so stolz, den Familienbetrieb durch die schwierigen Zeiten hindurch erhalten zu haben, und nun verscherbelt der Sohn alles. Elternhaus und Familienbetrieb. Er wollte, dass dem Vater nichts mehr bleibt.«
    »Wenn er nicht schon tot wäre, hätten jetzt alle ein gutes Motiv«, stellte Skorubski trocken fest.

34
    Rolf Bartel versuchte, sich an die Telefonnummer zu erinnern, aber er wusste nur noch, dass sie mit 0162 angefangen hatte, mehr nicht. Diese Mistnummern fürs Handy, dachte er wütend, die waren einfach für das menschliche Gedächtnis eine zu große Herausforderung. Aber, überlegte er, hatte er die nicht vielleicht irgendwann aufgeschrieben – so für alle Fälle? Hastig kramte er in einer Pappschachtel und förderte mehrere Zettel mit Stichworten und Zahlenkombinationen zutage. Nein, da war sie nicht – er glaubte sich jetzt erinnern zu können, dass er diese spezielle Nummer mit einem grünen Stift notiert hatte. Aber wo?
    Im Kittel war sie auch nicht – er hatte schon alle Taschen durchwühlt und dabei sogar die kleine Schraube wieder gefunden, die den Bügel seiner Supersonnenbrille hielt, die ihn so unglaublich männlich aussehen ließ.
    Vielleicht im Werkzeugkasten? Es klapperte laut, als er die Werkzeuge kurzerhand auf den Boden schüttete. Und dort, ganz unten im Scharnier verklemmt, fand er den winzigen Zettel mit der immens wichtigen Rufnummer darauf.
    Mit zitternden Fingern strich er ihn glatt und hätte ihn dabei vor lauter Aufregung beinahe zerrissen. Diese Nummer war seine Altersversorgung – Schluss mit Dienst. Von jetzt an würde er nur noch Ferien machen und die Frauen genießen. Denn Frauen standen auf Männer mit Geld. Da waren sie auch bereit, über kleinere körperliche Unzulänglichkeiten hinwegzusehen, dachte er und leckte sich die Lippen.
     
    Es klingelte mehrmals, dann wurde er an die Mailbox verwiesen. Er würde seine Nachricht hinterlassen. Dann wusste man wenigstens beim nächsten Gespräch schon, worum es ging.
    »Ich hab den Mord auf Video gesehen! Und ich hab dich erkannt! Mein Schweigen wirst du dir erkaufen müssen, mein Freundchen, sonst gehe ich mit meinem Wissen zur Polizei. Fürs Erste wird eine Million Euro in gebrauchten Scheinchen genug sein. Also pack das Geld für mich zusammen. Wo du es hinlegen kannst, erfährst du demnächst.«
    Stolz und sehr zufrieden mit sich schob er sein Mobiltelefon in die Kitteltasche

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