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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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geht es dabei ums Überleben – die Jungs waren versorgt. Wir wollten lieber keinen Ärger. Ist doch verständlich, oder?«
    »Ja. Aber jetzt wird die Spedition verkauft.«
    »Wer soll die kaufen?«, fragte Thomas.
    » d as hat sich doch nur gelohnt, weil es ein kleiner Familienbetrieb war. Wenn die jemand kaufen würde, dann müsste er entweder expandieren oder sich zumindest einen großen Partner suchen. Ansonsten kannst du heute nur noch als Kleinstunternehmer mit einem Kleintransporter leben. Da musst du stark genug sein, um eine Waschmaschine oder einen Herd allein in den 4. Stock zu tragen. Wenn dein Preis dann stimmt – gut. Aber die Spedition Mehring? Für die ist das das Aus«, erklärte Heiner und war sich seiner Sache absolut sicher.

36
    Die Firma Rattex hatte ihren Sitz mitten in Sachsendorf. An einem weißen Einfamilienhaus mit dunklem Satteldach war diskret ein Schild in blauer Schrift angebracht:
    Rattex – Schadnagerbekämpfung zuverlässig, schnell und effektiv
     
    Ein kleiner Nebenweg führte zum Büro. Peter Nachtigall und Albrecht Skorubski klingelten. Ein junger Mann, muskulös und kahlköpfig, öffnete und führte sie in einen nüchtern eingerichteten Büroraum. Das Namenschild auf seinem Schreibtisch wies ihn als Herr Kleber aus.
    »Sie haben ein Problem mit Schadnagern – wir helfen. Unsere Gifte sind schnell wirksam und die Plage ist in der Regel für lange Zeit beseitigt. Natürlich übernehmen wir auch die Entsorgung der Kadaver – Sie müssen die toten Tiere nicht selbst anfassen.«
    »Wir sind von der Kriminalpolizei Cottbus und unser Problem ist etwas heikel. Es betrifft einen Fall, den wir gerade bearbeiten. Haben Sie vor zwei, drei Jahren bei der Spedition Mehring Ratten bekämpft?«
    »Warum möchten Sie das wissen?«
    »Wir überprüfen routinemäßig alle Geschäftsvorgänge der Spedition«, blieb Nachtigall vage – sollte der junge Mann ruhig glauben, sie kämen wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten.
    »Moment – Moment. Mehring, ja?«
    Skorubski bestätigte den Namen: »Mit H.«
    Flink huschten die Wurstfinger über die Tastatur.
    »Ja – hier ist es schon. Herr Mehring wollte prophylaktisch gegen Ratten vorgehen. Gesehen hatte er keine, aber seine Spedition transportiert auch Lebensmittel und da wollte er kein Risiko eingehen. Stellen Sie sich vor, Sie laden eine Lieferung Gemüse aus und obenauf sitzen Ratten. Kommt beim Kunden jetzt nicht so gut!«, er lachte dröhnend über seinen Witz.
    »Wie haben Sie die Tiere bekämpft?«
    »Wie immer.«
    »Sehen Sie, Herr Kleber, wir haben nur wenig Ahnung von Ihrem Gewerbe und können uns unter ›wie immer‹ leider so gar nichts vorstellen«, erklärte Peter Nachtigall freundlich.
    »Ach so. Sie wollen genau wissen, wie man das macht! Nun, Sie haben einen Köder und den legen Sie an geeigneten Stellen aus. Ratten sind verdammt misstrauische Viecher. Oft probieren die erst von dem Zeug und warten dann ab, ob es ihnen bekommt. Deshalb hat man ja heute diese modernen Köder ohne – wenn Sie so wollen, echtes Gift. Die Ratte riecht das Zeug, kommt und probiert eine kleine Menge. Nichts passiert. Also glaubt sie, der Köder ist in Ordnung – sie hat ja keine Bauchschmerzen oder ähnliches bekommen. Dann frisst sie mit großem Appetit und wahrscheinlich auch großer Freude über die Dummheit der Menschen, die solch eine tolle Leckerei einfach herumliegen lassen, den Rest. Wenn sie später stirbt, stellt keine Ratte mehr die Verbindung zum Köder her. Und so kriegen wir sie.«
    »Auch bei Mehring?«
    »Ja. Wir haben zweimal Köder gelegt und jedes Mal einige der Viecher erwischt. Wissen Sie, Ratten sind ja nicht nur ein Problem, wenn die Ihre Lebensmittel anknabbern. Ratten sind mit dem Hanta-Virus durchseucht. Mit diesem Virus können sich auch Menschen infizieren – und manchmal dauert es zu lange, bis der Arzt auf die Idee kommt, sein Patient könnte solch eine Infektion haben. Es macht schon wirklich Sinn, Ratten in den Gegenden zu bekämpfen, in denen Menschen leben.«
    »Hanta-Virus?«, fragte Skorubski.
    »Ja. Der Mensch wird müde, hat heftige Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, bekommt Fieberschübe, dann können Ödeme auftreten, es kommt zum Nierenversagen, er entwickelt eine Lungenentzündung und stirbt im schlimmsten Fall daran. Manche Leute füttern Ratten oder Mäuse, jagen sie der eigenen Katze ab und päppeln sie auf, manche werden dann sogar richtig zahm, fressen aus der Hand – und schwupps. Oder

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