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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Sie hängt halt daran. Ihre Eltern waren Ärzte, aber um den Großvater gibt es Geschichten, dass er ein Mörder gewesen sein soll. Hast sicher davon gehört, oder, Berenike?«
    »Schon, aber nichts Genaues. Weißt du mehr?«
    »Irgendwas ist bei dem Prozess in den Dreißigerjahren anscheinend ein bissl komisch verlaufen, es gab ziemlich zweifelhafte Zeugen. Angeblich ein Stettin.«
    »Davon hat mir Ariane erzählt.«
    »Genau. Jedenfalls wollten nachgerade wenige mit den Meixners was zu tun haben. Und jetzt ist die Ariane wieder im Land … das Haus sollt sie jedenfalls dringend sanieren lassen, bevor’s einstürzt.« Wie zum Beweis krachte es und ein paar meterlange Eiszapfen fielen in den Schnee.
    Einen Moment später brachte Jonas seinen Wagen neben ihnen zum Stehen. Sie stiegen aus. Zwei Männer kamen des Weges, Schi und Stöcke geschultert. Jonas und Mara traten näher zu ihnen. Maras Blick wanderte über Haus und Garten. »Schaut mir nicht sehr bewohnt aus.« Sie deutete auf den Boden vor der Einfahrt. »Hier wurde schon länger kein Schnee geräumt. Reifenspuren sind auch keine zu sehen. Nicht einmal Fußabdrücke.« Mara bückte sich, wischte mit der Hand durch den neuen Schnee, legte Eis darunter frei. »Hier gibt es festgefrorene Schuhabdrücke, die sind sicher einen oder gar zwei Tage alt, was meint ihr?«
    »Kann sein. Arianes Auto ist weg.«
    »Gibt es eine Garage, Alma, hast du eine Ahnung?«, fragte Berenike und sah sich dabei um.
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Sie kann auch nur kurz unterwegs sein«, überlegte Jonas laut.
    »Und dazu hat sie sämtliche Fensterläden geschlossen?«
    »Das ist allerdings ungewöhnlich, da hast du recht«, murmelte Jonas. Die grün gestrichenen Holzläden verdeckten sämtliche Fensteröffnungen des alten Hauses. Der kleine Florian stand neben Alma und starrte ebenfalls das Haus an.
    Sie läuteten. Ein angenehmer Gong ertönte, sonst nichts. Gemeinsam stapften sie durch den knietiefen Schnee rund ums Haus. Die Gebäude in diesem Ortsteil wirkten wie bunt durcheinander gewürfelt, auch wenn es früher einmal einen Plan gegeben haben mochte. Traditionelle Häuser standen neben protzigen Betonbauten aus der Neuzeit, Hotels, Pensionen, Apartmenthäusern.
    Bis auf das Knirschen des Schnees unter ihren Sohlen war es still. Alma griff nach Florians Hand, redete auf ihn ein, er ließ sich willig von ihr führen. Hoffnungsvoll richtete sich sein Blick auf das eher kleine, ein wenig nach hinten versetzte Holzhaus mit den grünen Fensterläden. Stimmen erklangen hinter Berenike. Als sie sich umdrehte, erkannte sie gegenüber von Arianes Haus einen Loipen­einstieg. Es war also nicht ganz so einsam hier, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte.
    »Vielleicht ist die Dame auf Dienstreise?«, ließ sich Jonas vernehmen und blickte Alma fragend an. »Hast du in der Redaktion gefragt, als du angerufen hast?« Er rieb sich die Hände. Der Schneefall hatte aufgehört, drüben, wo der Kulm mit seiner Naturschanze lag, kam sogar die Sonne durch. Die Bergspitzen tauchten aus dem Grau auf, erstrahlten in dem plötzlichen Licht, wie zu neuem Leben erwacht. Berenike ließ den Blick über die Landschaft schweifen, über das weite Tal, das sich von hier wieder zeigte, über die Berge, die es schneeüberzuckert säumten.
    »Nein, aber davon hätte man mir mit Sicherheit erzählt, nachdem ich nach ihr gefragt hab. Außerdem, die Ariane ist noch nicht lang beim Wirtschaftsmagazin, die würden sie nicht auf eine Pressereise schicken.«
    »Hm«, machte Mara Wander, und in dem Moment begann das Kind zu weinen. Es war ein hysterisches, müdes Schluchzen ohne Worte. Alma strich dem Buben über die Wange. Berenike umrundete noch einmal das Haus, nirgends war der Schnee geräumt. Es gab kein Fenster, das nicht verrammelt gewesen wäre.
    »Irgendwo ist sicher ein Schlüssel versteckt, aber wo?« Berenike tastete unter den Blumenkisten am Fensterbrett, wo kaum Schnee lag, fand aber nichts.
    Alma beobachtete sie. »Da suchst du umsonst. Ariane ist viel zu misstrauisch für so was.«
    »Geh, das machen doch alle hier so.« Nur ihre Vermieterin Frau Gasperl hatte Berenike schließlich davon überzeugt, dass es besser war, lieber auf dieses Verhalten zu verzichten. Die alte Frau hatte ihr angesichts der Verbrechen der letzten Zeit schließlich zugestimmt.
    »Ich wollt ihr einmal was vorbei bringen, Ableger von meinen Blumen«, fuhr Alma fort, »sie hat die so oft bewundert. Ich hab sie in der Redaktion

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