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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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gefragt, aber die Ariane hat grad gar keine Zeit gehabt. Ich hab gesagt, macht nix, ich stell sie dir in den Keller, gib mir den Schlüssel. Glaubst, das hätte sie getan? O nein. Ich fand das blöd, also hab ich sie ihr auch nicht vor die Tür gestellt. Lieber hat die Ariane auf die Blumen verzichtet als einer Kollegin zu vertrauen.«
    »Und jetzt? Irgendwer muss doch einen Ersatzschlüssel haben.«
    »Keine Ahnung. So wie ich die Ariane kenn, hat sie niemand einen gegeben. Ihre Familie hatte nie viele Freunde, das hat sie geprägt. Die alte Geschichte, weißt du. Jetzt gibt es nur noch die Ariane Meixner und den Pfarrer Stettin. Er wird bald 80 … Wenn er und Ariane einmal tot sind, wird man mit ihnen endlich auch diese Familienfehde zu Grabe tragen. Das heißt«, Alma verzog einen Mundwinkel, »wenn die Ariane kinderlos bleibt.«
    Ernst blickte Alma auf das abweisend dastehende Holzhaus. »Ich frag mal bei den Nachbarn«, entschied sie und schritt forsch auf einen protzigen Neubau zu, an dem die Außenmauern noch unverputzt waren, nichtsdestotrotz hingen an den Fenstern bereits Vorhänge. Eine Rodel stand verlassen auf der Terrasse. Alma drückte die Klingel. Eine junge Frau mit wirrem roten Haarschopf steckte die Nase kaum vor die Tür: »Meine Nachbarin? Nein, die Ariane hab ich schon tagelang nit g’sehn.« Sie sah neugierig von einem zum anderen. »Was ist los?«
    »Wir wollten sie besuchen«, fing Alma an.
    Berenike fiel ihr ins Wort. »Wir sind Kolleginnen und wollten ihr was vorbei bringen.« Sie deutete zur Bekräftigung auf ihre Tasche.
    Die junge Frau sah zweifelnd von einem zum anderen, von Jonas über seine Kollegin Mara zu Alma und wieder zurück zu Berenike. »Aber«, fing sie an, dann schrie drinnen ein Kleinkind. »Tut mir leid, da kann ich nicht helfen. Griaß enk.« Krachend flog die Tür hinter der Rothaarigen zu. Die vier sahen sich fragend an, Florian schniefte auf. Berenike zuckte mit den Achseln, Jonas hüstelte. Sie beschlossen, sich aufzuteilen, um weitere Nachbarn zu fragen beziehungsweise um einen Schlüssel zu bitten.
    Eine Weile später trafen sie einander wieder an den Autos. Ein Schlüssel war nicht aufgetaucht; Ariane war einstimmig vor zwei Tagen zum letzten Mal gesehen worden. Jonas nickte Mara zu.
    »Was ist?« fragte Berenike.
    Wieder blickten sich die zwei Ermittler vielsagend an.
    »Was ist?«, fragte Berenike nochmal. Diese Geheimniskrämerei!
    »Du hast das nicht von mir, Nike, okay? Also, der Todeszeitpunkt. Wahrscheinlich ist das Opfer in der Nacht von vorgestern auf gestern im See ertrunken.«
    »Er ist nicht erfroren?«
    »Nein. Die Todesursache ist Ertrinken. Hat der Gerichtsmediziner in seiner ersten Stellungnahme gesagt. Die nähere Untersuchung steht noch aus. Aber behalt das alles, um Himmels willen, für dich.«
    »Natürlich, Jonas. Du kennst mich doch.«
    Er nickte ihr zu, wirkte abwesend, wie in Gedanken. Alma rief ein weiteres Mal in der Redaktion an. »Wann war die Ariane das letzte Mal im Büro? Wie, was mich das angeht? Also bitte – was heißt, ihr sucht sie selbst? Aha. Danke.« Ratlos drückte Alma die rote Taste ihres Handys. »Der Chef ist fuchsteufelswild. Die Ariane hat gerade einen Termin verschlampt. Mit dem Tiezl! Ausgerechnet. Das würde die nie tun. Die Redaktion sucht sie selbst überall. Die Geschichte soll in der ersten Ausgabe nach der Weihnachtspause erscheinen. Seit der Redaktionskonferenz am Montag hat keiner sie gesehen.« Alma starrte Berenike aus großen Augen an.
    »Montag – also auch vorgestern.«
    »Ja«, machte Alma. »Den Tiezl versetzen. Tss. So was macht die Ariane nicht aus Jux und Tollerei.«
    »So ein Verschwinden«, fing Jonas an, »kann alle möglichen Gründe …«
    »Mir scheint, du weißt nicht, wer Tiezl ist«, fuhr ihn Alma an.
    Jonas war auf einmal hellwach. »Wieso? Was … ach so. Tiezl, natürlich. Ich war in Gedanken, da hab ich den Namen wohl überhört.« Jonas sah Mara an, die nickte fast unmerklich. »Ariane wollte den Waffenlieferanten interviewen? Der Name Tiezl wird doch seit Jahren immer wieder in Zusammenhang mit zweitklassigen Politikern genannt, die unter dubiosen Umständen gewaltige Reichtümer anhäufen.«
    »Als ob sie bestochen würden, meinst? Die Ariane will eben hoch hinau–«
    Auf einmal ein Geräusch, das keiner zuordnen konnte. Es war der Bub, er lief auf das Haus zu, kämpfte sich mit Armen und Beinen durch den hoch aufgetürmten Schnee, dabei zerrte er sich schreiend seine Kleidung vom

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