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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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stapfte weiter. Sie ging alle Wege ab, die ihr einfielen, trat näher an Kellerfenster, horchte, ob sie Dr. Watson irgendwo miauen hörte. Nichts. Unverrichteter Dinge und halb erfroren musste sie sich auf den Weg zurück machen. Sie stellte die Schachtel in die Wohnung, nahm ihre Tasche und verließ das Haus, um in ihren Salon zu gehen.
    Wie die Berge im hellen weißen Kleid erstrahlten! Tannen standen dicht an dicht unter der Schneelast. Ein paar verwegene Fußgänger begegneten ihr, als sie auf die Hauptstraße einbog. Helena fuhr mit dem Lieferwagen der Bäckerei vorüber und winkte. Später würde sie auch in Berenikes Salon Brot liefern. Unwillkürlich freute sich Berenike trotz ihrer Traurigkeit wegen Dr. Watson auf den Besuch der Mandala-Malerin, die den Job als Gaifahrerin als sicheres zweites Standbein beibehielt. Jemanden zum Reden haben, das wäre schön. Berenike dachte an die verschwundene Ariane, den abwesenden Kater und die Leiche aus dem See. Sie zog sich schaudernd den Schal enger um den Hals. Wenn sich nur endlich alles aufklären würde, auf harmlose Weise, bitte! Hoffnungen, wieder einmal.
    Im Lokal blätterte sie den Kalender um – schon wieder eine neue Woche, wie die Zeit verging! Sie bereitete sich eine frische Kanne Irish Breakfast Tea zu. Starker schwarzer Tee war genau, was sie jetzt brauchte. Während sie noch die bauchige blau-weiße Kanne mit heißem Wasser ausspülte, ging klingelnd die Tür auf – Alma, wieder einmal. Heute in einen langen schwarzen Mantel gewandet, darunter ein rotes Winterdirndl. Untypisch Alma, die sich gern in Seide hüllte – doch was sollte es, bei diesen arktischen Temperaturen musste auch sie klein beigeben. Sie erzählte irgendwas von den Dessous, die sie unter dem Kleid trug, aber Berenike achtete nicht darauf.
    »Magst du eine Tasse Irish Breakfast Tea, Alma?«
    »Gern – ich muss eh mit dir reden.«
    »Gibt’s was Neues von Ariane?« Berenike sah fragend auf, während sie eine zweite Tasse vom Regal nahm, blau-weiß gemustert wie die Kanne. Sie schenkte ein, gab wie die Iren Milch dazu – eine Tradition, die aus der Zeit der britischen Besatzung Irlands stammte. Damals hatten die Engländer den Iren nur den miserabelsten Tee gelassen, sodass sie ihn mit Milch genießbar gemacht hatten.
    »Nein, Ariane hat sich nicht gemeldet. Ich mach mir solche Sorgen, Berenike! Aber sag – ich hab gehört, du hast was gefunden? Unter einer Lawine?« Alma sah sie lauernd an. Erst in letzter Zeit kam sie wieder öfter im Salon vorbei. Forschend sah Berenike die Astrologin an. Wie viel Alma wohl wirklich über Ariane wusste?
    Berenike erzählte widerstrebend von dem Halsbandfund. Hier sprach sich alles herum, sie vergaß das mitunter noch immer. »Da fällt mir was ein, Alma. Wie viele Katzen hat Ariane eigentlich?«
    »Zwei, glaube ich. Wieso? Woran denkst du, Berenike?«
    »Sie hat mir zu Weihnachten von einer erzählt, die verschwunden sein soll. Aber dann ist die andere allein im Haus!«
    »Verdammt.« Alma schlug sich an den Kopf, zuckte zusammen. »Daran hätte ich auch denken können.«
    »Es waren zwar keine Katzen da, als wir mit der Polizei dort waren … aber was, wenn die Miezen davongerannt sind aus irgendeinem Grund, du weißt ja, wie Katzen sind. Und wenn sie jetzt zurückkommen, ist niemand da.«
    »Du hast recht. Komm, fahren wir hin und sehen nach. Sie brauchen doch Futter und so.«
    »Aber–«
    »Alleine finde ich es etwas gruselig, gelinde gesagt. Bitte, Berenike. Dein Kellner ist sicher gleich da? Erwartest du heut viele Gäste?«
    »Keine Ahnung, so genau kann ich das nie sagen. Aber Hans ist schon hinten. Warte, ich sag es ihm.«
     
    Wieder die verwinkelten Straßen nach Mitterndorf, wieder der kompakte Ortskern mit Discos, Pizzeria, Bäckereien, Wirtshäusern und natürlich Schischulen. Schifahrer taumelten ihnen vor die Kühlerhaube, ohne Acht zu geben. Alma wich aus, sagte nichts. Endlich stoppten sie vor Arianes altem Holzhaus. Stumm stiegen sie aus, blieben wie auf Kommando beide stehen. Das Gebäude sah so verlassen aus wie beim letzten Mal. Die Eiszapfen waren noch dicker, noch länger geworden. Gemeinsam umrundeten sie Arianes Heim, aber nirgends gab es Spuren im Neuschnee, auch keine Pfotenabdrücke von Katzen. Kein Miauen war zu hören und – zum Glück – kein Gejammer von einem verletzten Tier, keinerlei neue Blutspuren oder gar Körperteile. Arianes Haustür war von der Polizei nicht versiegelt worden, klar, es hatte ja kein

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