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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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mir!«
    Die Stimme, die sie schon vorher vernommen hatten, schrie etwas, schien sich aber zu entfernen. Gerhard lauschte und schob die Frauen durch tiefen Schnee in Richtung eines Waldstücks. Der Himmel verfinsterte sich, Wolken verdeckten die Sonne, erste Schneeflocken fielen, berührten kalt Berenikes Wangen, wurden immer mehr, immer heftiger. Der Wind trieb dichte große Flocken vor sich her.
    »Kommt, bitte!« Gerhard nahm seine Stirnlampe ab und strich sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. Während des Gehens sah er sich immer wieder um, wie ein Jäger auf der Pirsch. Sein Blick glitt zwischen Berenike, Ariane und dem Bergwerk hin und her.
    »Kommt weiter!«, drängte er.
    Berenike wollte sich bergab wenden.
    »Nein, hier lang.«
    »Durch den Tiefschnee? Aber wohin?«
    »Schsch, komm«, flüsterte er. Kurz darauf tauchte hinter Schnee und Bäumen eine fast versteckte Holzhütte auf. »Wartet kurz!«, flüsterte er und öffnete die Tür. Er machte einen vorsichtigen Schritt hinein, sah sich um, dann winkte er ihnen, nachzukommen. Als sie alle drinnen waren, schloss er ruckartig die Tür und legte einen Riegel vor. Und was, wenn ich mich getäuscht habe?, schoss es Berenike heiß durch den Kopf. Was, wenn ich diesem Fremden völlig zu Unrecht vertraue? Aber er hat uns gerettet, sagte sie sich. Und Ariane vertraut ihm. Ja, aber warum vertraue ich eigentlich Ariane? Weil sie gefesselt war? Klar. Und doch blieb ein Rest Unbehagen. Was war wirklich geschehen, als Ariane sich mit Karl Wengott treffen wollte? Sie musste sie mit ihrem Hass auf die Jäger konfrontieren, nicht gleich, aber so bald wie möglich …
    Ariane schickte gerade einen langen Blick zu Gerhard und sank dann mit einem winzigen Aufschrei zu Boden. Berenike stürzte zu ihr. Gerhard war schneller, hob sie auf eine roh gezimmerte Holzbank, die unterhalb eines kleinen Fensters stand. In einem alten Korb lagerten ein Haufen Reisig, Zündhölzer und Zeitungen.
    »Ariane?« Berenike spürte die Panik aufsteigen. Sie klopfte der Journalistin leicht auf die Wange. »Hej, Ariane!«
    »Trink etwas.« Gerhard hielt ihr eine Flasche Wasser unter die Nase, wo auch immer er das Getränk so schnell hergenommen hatte. Stopp!, sagte sich Berenike, jetzt geht die Fantasie mit mir durch!
    »Kalt«, murmelte Ariane. Berenike begann, ihr die Hände zu massieren. Endlich schlug Ariane die Augen wieder auf, ihre großen blauen Augen.
    »Wie hast du uns gefunden, Gerhard?«, murmelte Ariane und schloss die Augen wieder, ihr Kopf sackte auf die Brust. Sie wäre von der Bank gerutscht, hätte Gerhard sie nicht aufgefangen.
    »Ich hab eure Stimmen gehört«, sagte er und umfing Ariane sorgsam, so sorgsam. Dabei fing er Berenikes Blick auf. »Wir sind«, er zögerte, schnaubte, um ein paar Haarsträhnen aus der Stirn zu blasen, an denen halb gefrorene Schneeflocken klebten, »sagen wir, wir sind gut befreundet«, sagte er und löste dabei seinen Blick nicht von Ariane.
    »Ich rufe jetzt Jonas an«, entschied Berenike. »Leihst du mir bitte dein Handy, Gerhard?«
    »Muss das sein?«
    »Wir wurden entführt, also muss es sein. Was denkst du denn?«
    »Hm, nun gut.«

19.
     
    Ringelblumen-Tee
     
    Zum Glück wusste Berenike seine Nummer auswendig, die meisten anderen hatte sie nur mehr im Handy gespeichert statt im Kopf. Würde noch lustig werden, die zu rekonstruieren, wo das Mobiltelefon futsch war.
    Eine Weile saßen sie stumm in der Wärme. Dann klopfte es an der Tür. Gerhard öffnete. Inspektor Kain. »Da schau her. Ein alter Bekannter, wer sagt’s denn.«
    »Was, wieso?« Berenike sah zwischen den Männern hin und her. Gerhard hielt die Tür fest, sein Kiefer mahlte. Kain trat näher an Ariane heran. Draußen erstarb Motorenlärm, Jonas tauchte im Türrahmen auf, hinter ihm Kollegin Mara.
    »Wir brauchen Ihre Aussagen«, sagte Jonas. »Von Ihnen allen«, ergänzte er und machte einen raschen Schritt in die Tür und hielt Gerhards Arm fest. »Bitte.«
    Erst jetzt bemerkte Berenike, dass der Bergarbeiter halb durch die Tür war.
    »Aber mein Dienst, ich muss–«, fing Gerhard an.
    »So brav mit einem Mal?«, ätzte Kain.
    »Aber!«
    »Was ist?«, fragte Jonas, an Kain gewandt.
    »Der junge Mann hat eine hübsche Liste an Vorstrafen. Wird Ihnen gefallen. Einbrüche, Vandalismus und dergleichen.«
    »Das waren Jugendtorheiten«, maulte der so Beschuldigte auf.
    »Vielleicht haben Sie jetzt Ihren Mörder«, fuhr Kain unbeeindruckt fort.
    »Mit so etwas will ich nichts zu

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