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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Täter es wohl überhaupt vernichtet.«
    »Na gut, da hast du recht«, seufzte Ariane.
    »Wie hast du deinen Informanten eigentlich kennengelernt?«, fragte Berenike.
    »Karl Wengott stand eines Tages vor meiner Tür. Er hat mich aufgesucht, weil er gehört hatte, dass ich über den Pfarrer Stettin recherchiere.«
    »Einer deiner Nachbarn hat was von düsteren Gestalten erzählt.«
    »Der alte Gaiswinkler kann mir gestohlen bleiben«, fuhr Ariane unerwartet kraftvoll auf. »Der spioniert allen nach. Blockwartmentalität, aber echt. Wengott wollte wegrennen, als er ihn bemerkt hat. Wir haben schnell einen Termin ausgemacht. Wengott hat wenig Feines über den Pfarrer angedeutet. Das kann ich nicht unbeachtet lassen, schließlich habe ich mich der Wahrheit verpflichtet. Verdammt, dass er nicht mehr lebt, dass er diese Geschichte nie erzählen wird.«
    Die dunkle Kälte breitete sich in Berenike noch weiter aus. Unglaublich, dass es immer noch eine Steigerung von Frieren gab. Ihr Körper fühlte sich steif und klamm an. Diese Bewegungslosigkeit! Sie riss die Augen auf, dass es wehtat, aber es blieb dunkel.
    »Ariane, hast du auch mit einem Mann namens Simon Einstatt –?
    »Pssst … da kommt jemand.«
    »… heute fluten …«, war eine raue Männerstimme von fern zu vernehmen. Schritte kamen näher. Berenike wollte sich ducken. Wie sinnlos. Die Schwärze füllte sie völlig aus.

18.
     
    Wasser ist Leben
     
    Sie musste eingeschlafen sein, trotz allem, oder gar das Bewusstsein verloren haben. Berenike hatte keine Vorstellung davon, wie lange sie bereits bewegungslos in dieser Dunkelheit kauerte. Gleißendes Licht überfiel sie mit einem Mal, raubte ihr den letzten Schutz. Männerstimmen schrien durcheinander. Immer wieder das Wort »Wasser!« Und da war auch ein Plätschern. Es wurde lauter, immer lauter und drohender, oder vermischte sich das Geräusch mit dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren? Sie zwang sich, ruhig einzuatmen, auszuatmen.
    »Ariane?«
    Keine Antwort.
    Berenike bewegte die Arme, die Beine – ihre Bewegungen stießen gegen die Fesselungsseile. Sie waren rot! Ein Schlucken, das Herz erstarrt. Wie bei den Ermordeten.
    Weiteratmen!
    Sie tastete mit den aneinander gebundenen Händen rund um sich. Ariane saß nicht mehr an ihrer Seite. Nur kalter rauer Stein. Und ihre Hosentaschen waren leer, soweit sie das erfühlen konnte. Nicht, dass im Bergwerk eine Chance auf Handyempfang bestanden hätte.
    Irgendetwas drückte ihr spitz und steinig in die Wirbelsäule. Sie lehnte nach wie vor an einer Wand. Mit einem Schlag war das Licht wieder weg. Eine Pranke packte ihren linken Arm, zog sie hoch, so heftig, dass ihr Schultergelenk schmerzte. »Au!« Sie schrie, schrie, schrie immer weiter. Schrie den ganzen Zorn auf diesen Unbekannten heraus, der ihr das hier antat. Augenblicklich ließ der Unsichtbare sie fallen, sodass sie mit dem Hinterteil auf dem Steinboden aufprallte. Sie spürte noch, wie ihr Kopf gegen etwas Hartes knallte.
     
    Wieder musste Zeit vergangen sein. Viel Zeit? Wenig Zeit? Sie wusste es nicht. Wusste nur, dass der Kopf schmerzte, aber wie!
    »Ariane?«
    Keine Antwort. Stille. Dunkelheit, wieder. Berenike drückte ihren Rücken hart gegen die Wand und versuchte trotz der gefesselten Beine aufzustehen. Es musste doch irgendwie gehen! Eine Ewigkeit später gelang es ihr. Die Fußfessel fühlte sich lockerer an. Vielleicht war das eine Chance. Ihre Chance. Eine ganz winzige Chance. Sie suchte einen kleinen Schritt zu machen. »Ariane?«
    Nichts. Dunkel. Stille. Eisige Stille.
    »Holt mich hier raus!« schrie sie.
    Auauaus, hallte das Echo.
    »Ich hab es satt, so satt!«
    Sahahatttt, schallte es von den Wänden. Wenn sie nur ein Licht finden könnte, irgendetwas, sich bewegen, irgendwohin! Sie hopste vorsichtig, winzige Bewegungen. Sie durfte nur nicht hinfallen. Also vorsichtig weiter, der Wand entlang. Hauptsache, weg. Niemand hielt sie auf. Wie eigenartig! Berenike verharrte in der Bewegung. Sie keuchte, dann hielt sie den Atem an. Stille. Schwärze. Komplettes Nichts. Dröhnte in den Ohren. Einatmen. Ausatmen. Einatmen – die kalte Luft tat in den Lungen weh. Egal. Wieder ein Hopser, da, etwas Weiches. Mit Schritten, klein wie die von Mücken, bewegte sie sich vorwärts, aber was hieß das schon, ›vorwärts‹. Womöglich geriet sie so noch weiter in den Berg hinein. Nicht daran denken! Sie musste es wagen. Sie versuchte, mit der Schulter etwas zu ertasten, eine Mauer links, grob behauen,

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