Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz
tun haben!«, sagte Gerhard. »Seit ich im Bergwerk arbeite, bin ich sauber. Ich lass mir doch so eine Chance nicht kaputt machen.«
»Lasst’s mir den Gerhard in Ruh!« Das kam leise, aber bestimmt, von Ariane.
»Wir nehmen Ihre Aussage ganz schnell auf«, versprach Mara freundlich. »Wir vernehmen Sie als Ersten, Herr Steiner, okay?«
»Na schön.«
»Währenddessen wird mein Kollege«, Mara sah Kain an, »einen Notarzt verständigen.«
Die Polizisten ließen sich von dem Bergmann die Lage des Stollens beschreiben und orderten Unterstützung der Spurensicherung. Während diese im Bergwerk zugange war, wurden Ariane und Berenike unter Polizeischutz nach Bad Aussee ins Krankenhaus gefahren.
»Der Kater – Watson – was ist mit ihm?«, fragte sie Jonas, bevor sie losfuhren.
»Alles unter Kontrolle, Nike. Ich bin laufend im Kontakt mit der Tierklinik.«
Dankbar nickte sie ihm zu und spürte mit einem Schlag die völlige Erschöpfung.
Man behielt sie zwei Tage im Spital, sie hatten beide noch einmal Glück im Unglück gehabt. Schließlich trocknete der Körper, so hatte ihnen ein Arzt erklärt, in einem Salzbergwerk schneller aus, weil der Körper dort durch die osmotische Wirkung des Salzes rascher nach Flüssigkeit verlange. Ariane hatte durch die längere Gefangenschaft einen erheblicheren Wasserverlust erlitten als Berenike, doch zumindest ihre Unterkühlung war erfolgreich behandelt worden.
Jonas holte sie beide gemeinsam mit Gerhard ab. Berenike wollte lieber in ihren Salon, dort würde sie unter Menschen sein.
»Hat man verwertbare Spuren gefunden?«, wollte Berenike wissen, immerhin hatte die Kripo sie gründlich durchgecheckt und die Kleidung ebenfalls untersucht.
»Sie sind noch dran«, meinte Jonas. »Hab Geduld!«
Er bremste beim Salon, ließ Berenike aussteigen und wollte Ariane heimbringen; doch Hans hielt sie alle gefangen – sozusagen. Mit Sorge umfangen. Sie setzten sich auf das am weitesten vom Eingang entfernte Sofa im Teesalon. Hans brachte Ringelblumen-Tee und Marmorguglhupf. »Frisch aus dem Backrohr, das wird eure Lebensenergien zurück bringen!« Er gab Ariane seine grüne Strickjacke, die er sowieso kaum anzog, solange es draußen wärmer als minus fünfzehn Grad war.
Gerhard rührte minutenlang in seiner Tasse und ließ Ariane nicht aus den Augen. Der Tee schwappte über den Rand, traf Arianes Finger, sie schrie auf. »Oh«, machte Gerhard und fand endlich ein wenig aus seiner Starre. »Ist es schlimm? Entschuldige bitte!«
»Nicht so arg«, sagte Ariane und legte Gerhard locker eine Hand auf den Unterarm. »Nicht wie … Ich bin nur erschrocken. Bin halt immer noch durcheinander.«
»Das ist normal.«
Ariane nahm ein paar Schlucke Tee und blickte dann in die Runde. »Jetzt sagt’s mir bitte alles, was ihr über diese beiden Morde wisst«, bat sie mit gefasster Stimme. Dabei nahm sie die Hand von Gerhards Arm. Er schlug die Augen nieder, Berenike erhaschte darin noch einen Hauch von etwas – was war das? Traurigkeit? Oder was anderes? Sie sollte ihm vertrauen, Ariane tat es offenbar auch. Dennoch beunruhigte sie irgendwas an dem Bergmann. Vielleicht lag es an seinem kleingangsterhaften Auftreten. Sie war übervorsichtig geworden, fast schon paranoid. Zu viel Gewalt, zu oft, zu schlimm.
Ehe sie weiterdenken konnte, ergriff Jonas das Wort. In sachlichen Worten fasste er zusammen, was die Schlagzeilen der aufliegenden Zeitungen beherrschte. Zwei Tote waren gefunden worden, der erste im Eis des Ausseer Sees, der andere an der Schisprungschanze am Kulm. Beide Männer waren nackt gewesen und an Armen und Beinen gefesselt. Beide waren sie aufgrund der Kälte gestorben, wobei die eigentliche Todesursache bei Karl Wengott Ertrinken war, da er sich selbst nicht befreien konnte. Simon Einstatt war erforen.
»Die Knoten«, erinnerte sich Berenike und bat Gerhard um sein Handy. »Wir haben die Fesselung fotografiert.«
»Du hast also doch wieder deine Nase in diese Dinge gesteckt«, murrte Jonas, aber es klang freundlicher als sonst oft. Er wollte nicht, dass sie sich in seine Ermittlungen einmischte. Besonders in dem Mordfall rund um ihre Tanzlehrerin waren sie deswegen heftig aneinander geraten. Mittlerweile sah sie ein, dass er sich Sorgen machte. Selbstverständlich waren diese ›Delikte gegen Leib und Leben‹, wie das im Kiebererdeutsch hieß, eine Sache der Polizei. Dennoch hatte sie ein Interesse an der Aufklärung, zu oft war sie von den Ermittlungsbehörden im
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