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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Stirnlampe dunkel vor Dreck, die braunen Haare hatten sich durch und durch verfilzt. Aus einem Riss in ihrer Jacke quollen Daunen, die Jeans sahen kaum besser aus. Außerdem trug sie nur mehr einen Stiefel.
    »Kalt, so kalt«, wimmerte die Journalistin und versuchte, aufzustehen, doch ihre Beine gaben unter ihr nach. Nein, so etwas konnte man nicht spielen.
    »Ruhig, Ariane«, Gerhard nahm sie vorsichtig in die Arme, »schau, ich wärm dich, gleich wird’s ein bisschen besser. Ich hol Hilfe.« Er sah zu Berenike auf. »Ich lass euch ein Licht hier und komme zurück, so schnell ich kann.« Von irgendwo drang ein Rumpeln an ihre Ohren.
    »Wir sollten lieber gleich mit dir mitgehen«, warf Berenike ein, »wer weiß …«
    Gerhard überlegte kurz. »Ihr habt recht. Aber was machen wir mit Ariane? Du kannst gehen, oder?«, fragte er Berenike.
    Sie nickte.
    Gerhard strich Ariane über den Rücken und die Arme. »Ist dir wärmer? Ariane, ich kann dich nicht so lang tragen, wir haben ein ziemlich weites Wegstück vor uns bis ans Tageslicht. Meine Güte, Ariane!« Er strich ihr übers Gesicht, spuckte in ein Taschentuch, wischte ihr den ärgsten Schmutz von den Wangen. »Ariane, hör zu. Ich führe euch hinaus, du kannst mir trauen, du kennst mich doch! Wenn du das schaffst, bist du frei, okay? Versprich mir, dass du es probierst.«
    Ariane nickte vorsichtig, ihre Augen glitzerten. »G-gut.«
    »Am schnellsten kommen wir hier raus, wenn du selbst gehst.« Gerhard warf Berenike einen Seitenblick zu. »Komm, wir helfen dir. Ja, so ist es gut«, lobte er, während Ariane sich auf ihn stützte. »So, komm, hier entlang, nimm meine Hand, Ariane, ich halt dich!« Der Salzbergarbeiter ging breitbeinig voran, halb hinter ihm Ariane. Berenike folgte den beiden mit steifen Beinen. Zum Glück war der Schacht an dieser Stelle nicht ganz so eng, wie sie befürchtet hatte. Ein entferntes Hämmern war zu hören, sonst nichts.
    »Einen Moment«, Gerhard blieb unerwartet stehen, Ariane taumelte gegen ihn. Er legte ihr rasch einen Arm stützend unter die Achsel. »Das Echo, hört ihr?« Er lauschte angespannt. »So ein Geräusch kenne ich nicht.«
    Ariane atmete keuchend. »Was hat man dir angetan?«, flüsterte Berenike ihr zu. Ariane schnaufte, legte eine Hand kurz auf ihre Brust. Dort klaffte die Jacke auf. »Ich bekomme kaum Luft«, ächzte sie. »Meine Rippen …«
    »Kommt jetzt weiter, bitte!«, zischte Gerhard. Sie kämpften sich voran, so leise es ging. Ohne Vorwarnung sank Ariane zu Boden.
    »Ariane?«
    Keine Reaktion von der jungen Frau. Wie dünn sie war! Gerhard bückte sich zu ihr. »Ariane? Mädchen, wach auf!« Wieder keine Antwort. Kurz entschlossen schob Gerhard die Arme unter ihre Kniekehlen und Achseln und hob sie hoch. Er ging trotz der Last schnell voran.
    »Hörst du noch was?«, raunte er Berenike zu.
    »Ich glaube nicht, aber …« Da war ein Klirren. Gerhard eilte keuchend voraus. Mühsam hielt Berenike mit ihm Schritt. Da vorn sah es aus, als würde es heller werden. Endlich Licht! Tageslicht! Gleich waren sie da, noch nicht in Sicherheit, aber zumindest frei.
    »Ich werde euch kriegen!«, gellte es hinter ihnen. Schauerlich dröhnte das Echo ›Krihihihigen‹.
    Schritte kamen näher, wurden lauter, schneller. Ariane stöhnte auf, Gerhard hielt ihr den Mund zu. Berenike stolperte.
    »Ihr seid mein!«, schrie es hinter ihnen im Schacht. Gerhards Lampe ging aus. Etwas traf Berenike am Kopf, sie taumelte. Ein stechender, heftiger Schmerz fuhr ihr durch und durch.
    »Was ist d–?«, schrie Ariane. »Schsch«, machte Gerhard. Ob sie ihm wirklich trauen konnten?
    Schleifen, Stöhnen. Berenike setzte einen Fuß vor den anderen, die Arme ausgestreckt, um sich voran zu tasten.
    »Mach das Licht wieder an, Gerhard!«, war Ariane zu vernehmen.
    »Ist schon gut, ich mach es an«, sagte er. In dem bisschen Helligkeit ging es sich wieder leichter. Niemand außer ihnen dreien war zu sehen.
    Berenike hetzte weiter, hinter ihr klirrte etwas.
    »Kommt!«, rief Gerhard mit heiserer Stimme. »Hier ist ein altes Mundloch! Wir sind gleich draußen.«
    Plötzliche Helligkeit. Viel zu grell für Berenikes Augen, die taten weh, so weh. Schnee glitzerte, die Sonne brach sich im Schmelzwasser. Föhniger Wind fuhr keuchend und stöhnend über die Hänge.
    Gerhard blieb stehen, drehte sich zurück zum Bergwerkseingang. »Dich hol ich mir!«, schrie er in den Stollen. Ein eisiger Schlund, der alles verschluckte. »Du entkommst mir nicht, glaub

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