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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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rechts war nichts, soweit sie sich auch in ihrem Schneckentempo bewegte. Ihr Fuß stieß gegen etwas Weiches vor ihr auf dem Boden. Ein Kribbeln auf der Kopfhaut. Ein eigenartiger Geruch. Im Magen ein Zittern.
    »Ariane?«
    »Mh«, machte es, fast unhörbar.
    »Ariane, ich helfe dir, halt durch. Was ist passiert? Sag was, ich bitte dich!«
    »Ich–«, Arianes Stimme klang dünn, wie ein Faden so dünn.
    Vorsichtig ging Berenike in die Knie. Hart prallte das linke auf den Boden, aber sie ignorierte den Schmerz.
    »Ariane–«
    Licht. Schon wieder. Eine sonore Männerstimme erklang hinter einer Stirnlampe: »Ariane? Seh ich recht? Bist du das? Verdammt, was machst du hier? Und wie siehst du aus? Santa Maria, was geht hier vor?«
    »Wer sind Sie?«, rief Berenike, aber die Lampe blendete zu sehr, um dahinter was zu erkennen. Mehr als die Umrisse eines Mannes ungewissen Alters konnte sie kaum ausmachen. Er näherte sich breitbeinig, die Schultern nach vorne hochgezogen.
    Einatmen – Muskelspannung. Kam ganz automatisch.
    »Ist da noch jemand?« Die Stimme klang besorgt. Und sie kam näher. Berenike duckte sich. Sie erkannte Bergmannskleidung. Sich jetzt nur nicht täuschen, nicht einlullen lassen von einer Hoffnung auf Rettung. Man wusste nicht, wer dieser Mann war, was er vorhatte.
    »Wer sind Sie?«
    »Gerhard Steiner. Ich arbeite hier. Aber was habt ihr hier zu suchen?« Er wandte seinen Kopf, so dass das Licht nicht mehr blendete.
    »Gerhard? Oh, Gerhard, du!« Was für eine Erleichterung in Arianes Stimme. Und das, obwohl die Haare des Mannes etwas lang und fettig anmuteten.
    Der Bergarbeiter bückte sich, lächelte ein wenig, dann fiel sein Blick auf ihre Fesseln. »Aber was ist hier los?« Mit bestürztem Gesichtsausdruck beugte er sich zu Ariane, die am Boden kauerte. »Bist du okay, Ariane?«
    »Herr Steiner«, bat Berenike, »bitte helfen Sie uns, wir sind entführt worden. Ariane und ich.«
    »Madonna«, stieß der Mann wieder aus, »natürlich helf ich euch.«
    »Binden Sie mich zuerst los«, bat Berenike, »dann befreien wir gemeinsam Ariane.«
    Gerhard machte sich mit seinen großen Händen an den Knoten an Berenikes Armen und Beinen zu schaffen. Es schien gar nicht so leicht, diese zu lösen. Sie sahen komisch aus, dachte sie und beobachtete das Muskelspiel auf den Armen des Mannes. Endlich fielen die roten Seile zu Boden.
    »Und wer sind Sie?«, fragte er.
    »Berenike Roither«, krächzte sie und bewegte vorsichtig die Gliedmaßen, die sich furchtbar steif anfühlten. In ihrem Kopf ging es durcheinander. Irgendwas, was sie sich merken, beachten sollte … aber was … diese Erschöpfung …
    »Ich fass es nicht.« Gerhard schüttelte den Kopf, während sie gemeinsam Arianes Fesselung zu lösen suchten. Doch das war gar nicht so einfach, die Knoten waren kompliziert geknüpft worden. Und Berenikes Finger fühlten sich zu steif an. Schließlich verlor der Bergarbeiter die Geduld, kramte nach seinem Werkzeug und zog ein Messer hervor. »So, Ariane, halt ruhig, ich schneide das Seil jetzt durch.«
    »Warte, Gerhard«, Berenike hielt seine Hand fest. Jetzt wusste sie es wieder. Wengott. Das rote Seil. Und die Fesselung des toten Simon Einstatt, wie der Pilot sie beschrieben hatte. »Diese Knoten … Wir sollten sie fotografieren. Du hast nicht zufällig eine Kamera?«
    »Am Handy, aber ob das …«
    »Es wird gehen, wenn du mit der Lampe drauf leuchtest. Man muss diesen Knoten der Polizei zeigen. Weil …« Sie verlor den Faden. Der Schmerz in der Schulter, der Hals so trocken.
    »Wenn du meinst, dass es sein muss.« Umständlich kramte Gerhard sein Mobiltelefon aus der Hosentasche, rückte die Stirnlampe so, dass der Knoten gut beleuchtet zu sehen war. Ariane wimmerte vor sich hin.
    »Gleich wirst du frei sein, Ariane«, bat Berenike sie, »halt einen Moment still, so ein Foto könnte wichtig sein. Du weißt schon …« Sie schluckte krampfhaft.
    Gerhard gab Berenike das Handy. »Mach das Foto, wenn du glaubst, bitte.«
    Ihre Hände gehorchten ihr nicht gleich, und so musste sie mehrmals ansetzen, bis sie den Auslöser erfolgreich gedrückt hatte. Das Klicken wie bei einer echten Kamera hörte sich schrecklich laut an.
    »Bist du endlich fertig?«, fuhr Gerhard sie nervös an und setzte nach ihrem Nicken mit dem Messer an Arianes Fessel an. Es dauerte, bis das Seil durchtrennt war. Nach einer Weile, in der alle den Atem anhielten, war Ariane endlich befreit. Aufatmen. Ihr Gesicht war im Licht von Gerhards

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