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Narrentod

Titel: Narrentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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beider Darsteller«, sage ich.
    »Das entspricht ohnehin dem bisherigen Kreis der möglichen Verdächtigen. Das hilft uns also gar nichts. Tatsache ist doch, dass dieser Einsatzplan nicht eingehalten wurde. Wenn ursprünglich Eichenberger als Fulehung vorgesehen war, dann musste es einen guten Grund geben, ihn kurzfristig umzubesetzen. Gab es den ?« , fragt mein Assistent.
    »Klar. Die Kumulation von Ausschiesset-Chargen in der Familie Eichenberger«, fällt mir ein.
    »Genau. Und der Tropfen, der das Fass hat überlaufen lassen, könnte die Ernennung der Tochter zum Kadettenhauptmann gewesen sein«, sagt Jüre.
    »Gut möglich«, meint jetzt die Rektorin und nickt.
    »Fassen wir zusammen«, schlage ich vor. »Der Täter muss zwar gewusst haben, dass Eichenberger antreten sollte. Es entgeht ihm aber, dass die Rolle kurzfristig umbesetzt wurde .«
    »Jawohl. Und als er seinen Irrtum einsieht, schlägt er ein zweites Mal zu. Mit helvetischer Gründlichkeit und Hartnäckigkeit verfolgt er sein Ziel. Das zweite Mal erwischt es den Richtigen, nämlich Fabian Eichenberger«, folgert Jüre.
    »Allerdings mit falscher Dosierung«, meint Lilo lakonisch.
    »Eichenbergers Glück«, erwidert Jüre.
    »Es stellt sich die Frage, wer wann gemerkt hat, dass der falsche Fulehung erschlagen wurde«, sage ich.
    »Genau. Wie und wann konnte der Täter erfahren, wen er auf dem Schlossberg in Wahrheit niedergestreckt hat ?« , fragt mein Assistent und fährt fort: »Alle an der Aufklärung beteiligten Funktionäre hielten sich ohne Zweifel an die Schweigepflicht, außer dir, Hanspudi.«
    »Dann muss es eine andere Situation gewesen sein, die dem Täter seinen Irrtum vor Augen geführt hat«, vermutet Lilo.
    Wir schweigen. Lilo nippt an ihrem Mineralwasser. Jüre sucht seine Lippenpomade, und ich, wie könnte es anders sein, zwirble eine Augenbraue. Als sie aus dem rechten Augenbrauenbogen fällt, fallen mir auch die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen. So ein richtiger Herbstkopf halt, jetzt, Anfang Oktober. Und darin konkretisiert sich ein Gedanke. Darum wende ich mich an die beiden anderen und sage: »Ich hege einen bösen Verdacht .«

34

     
    »Das Mammut hat zugeschlagen .«
    »Bitte ?« , fragt Lilo Barben-Bigler, die sich noch immer in der Wohnung von Jürg Lüthi aufhält. Hier haben wir sie vor wenigen Stunden noch als Hauptverdächtige festnageln wollen. Jetzt ist sie aus dem Netz der Verdächtigen entlassen und hilft uns beim Angeln nach einem ganz anderen, dicken Fisch.
    »Hat sich nicht Margret Murer, die Stadthostess, im Schützenhaus seltsam benommen? Könnte allenfalls ihr Verhalten beim Auftritt des Hofnarren als Schlüsselszene in der Tragödie um eine fatale Verwechslung gesehen werden ?« , frage ich und fahre mit der Schilderung meiner Erlebnisse im Knabenschützenhaus am Morgen des Gesslerschießens fort.
    »Sie war dort, um ihrem erfolgreichen Sohn zu gratulieren. Der Fulehung war aus demselben Grund anwesend«, halte ich fest.
    Jüre spielt den Spielverderber: »Da Fabian Eichenberger der Vater von Stefan, dem neu erkorenen Gesslerschützen und der Exgatte der Stadthostess ist, wackelt die Schocktheorie aber gewaltig. Womit hätte er die beiden erschrecken können ?«
    »Es gibt eine Möglichkeit. Wenn Murer nämlich der Meinung war, ihren Mann bereits umgebracht zu haben, müsste sie bei seiner Auferstehung einen gewaltigen Schrecken gekriegt haben«, sage ich.
    Lilo Barben-Bigler erhebt einen Einwand: »Woran aber sollte sie ihn erkannt haben ?«
    »Hör mal, Lilo. Die beiden waren Jahre miteinander verheiratet«, antworte ich ihr.
    »Das will offensichtlich nichts heißen. Erinnere dich, Hanspudi. Frau Murer war auch der Meinung, am Montagmorgen bei der Fahnenübernahme Eichenberger an der Gangart erkannt zu haben. Obschon es sich dort eindeutig um Beat Dummermuth gehandelt hat«, wendet Jüre ein.
    »Und wenn sie das nur gesagt hat, um von sich abzulenken. Quasi als falsche Fährte ?« , fragt Lilo.
    »Nein. Das würde bedeuten, dass sie Beat Dummermuth vorsätzlich getötet hätte. Das entspricht kaum ihrer ursprünglichen Intention«, sage ich.
    »Woran hat sie dann den Exmann im Schützenhaus erkannt ?« , insistiert Jüre.
    »An der Stimme«, vermute ich. »Sie ist erst zusammengebrochen, als der Fulehung ihrem Sohn die Gratulation ausgesprochen hat. Und zwar mit den Worten ›Ich gratuliere dir, Stefeli‹, wenn ich mich richtig erinnere .«
    Mein Assistent überlegt. Das sieht man daran, dass er

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