Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Narrentod

Titel: Narrentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Meinungsverschiedenheiten gehabt hast ?« , sage ich.
    »Oder, noch direkter, Frau Barben: Wir möchten wissen, ob er Sie erpresst hat«, konkretisiert Jüre, vielleicht etwas zu direkt.
    Lilo errötet. Sie nimmt sich einen Augenblick Zeit, um sich zu sammeln, und fragt dann betont gefasst: »Warum sollte er? Was denkt ihr denn, womit er mich hätte erpressen können? Ich versteh jetzt gar nichts .«
    »Komm schon, Lilo. Dir kann es nicht entgangen sein. Es liegen zwei verschiedene Motive in der Luft. Natürlich basieren sie lediglich auf der lokalen Gerüchtebörse. Das eine bezieht sich auf die alte Lagergeschichte mit Beat Dummermuth .«
    Lilo reißt die Brille wieder vom Gesicht, senkt resigniert den Kopf und atmet stoßartig Luft durch ihr geblähtes Pinschernäschen.
    »Das andere Motiv bezieht sich auf Dummermuths kostspieliges Engagement für Ihre Schulsoftware«, ergänzt Jüre.
    »Da kann ich in beiden Fällen Entwarnung geben. Beat Dummermuth hat überhaupt keinen Grund, mich wegen irgendetwas zu erpressen. In der aufgebauschten Lagergeschichte wurde ich freigesprochen. Es ärgert mich allerdings, dass dennoch immer wieder jemand meint, damit anfangen zu müssen. Und die Unstimmigkeiten in der Informatik-Abrechnung sind primär Alfred Weibels Bier. Wenn ihr beiden Superschnüffler also andeuten wollt, dass ich Dummermuth etwas Schlechtes wünsche, habt ihr euch gründlich getäuscht.
    Wo steckt er überhaupt? Was ist los mit ihm? Warum hat plötzlich Fabian Eichenberger seine Rolle übernehmen müssen ?«
    »Beat Dummermuth wurde gestern Abend ermordet .«
    »Was?«
    »Du hast richtig gehört. Herr Lüthi und ich haben in Absprache mit der Polizei vom Stadtpräsidenten den Auftrag erhalten, die Umstände seines Ablebens zu untersuchen. Dabei gilt das Gebot der Geheimhaltung. Das habe ich soeben gebrochen. Ich zähle daher auf deine absolute Verschwiegenheit. Lilo. Ich tu es nur, um dir die Rechtfertigung meiner ungeheuerlichen Verdächtigungen vor Augen zu führen. Und ich kann dich trösten: Wir werden nicht darum herumkommen, weitere Persönlichkeiten mit unangenehmen Fragen zu konfrontieren .«
    »Aha, in dem Fall muss man sich wohl unangenehme Fragen gefallen lassen .«
    »Danke für dein Verständnis, Lilo .«
    »Heißt das, dass man auch bei Eichenberger von einem versuchten Mord ausgeht ?«
    »Eventuell«, bestätigt mein Assistent.
    »Hm. Und wer steht denn sonst noch so in der Schusslinie der Verdächtigten ?« , fragt sie.
    »Das kann ich dir leider nicht verraten«, erwidere ich.
    »Geht ihr davon aus, dass es sich in beiden Fällen um denselben Täter oder dieselbe Täterin handelt ?«
    »Eigentlich schon. Aber das gibt uns ein zusätzliches Rätsel auf und sprengt den engen Rahmen der bisherigen Verdächtigen«, sagt Jüre.
    Ich greife nach meinem Wasserglas. Es ist fast leer. In dem Augenblick meint Lilo: »Ich glaube, du irrst dich, Hanspudi .«
    Ich schaue sie irritiert an, und sie sagt: »Das ist mein Glas .«
    »Oh. Entschuldigung.« Ich stelle das Glas wieder an seinen Platz. Jetzt bin ich etwas ratlos. Bevor ich mich erneut an fremdem Geschirr vergreife, schaue ich hilflos in die Runde. Jüre schiebt entgegenkommend mein Glas direkt vor mich an den Tischrand, wie ein aufmerksamer Wirt einem betagten Stammkunden. Dankbar lasse ich ein kurzes »Ah !« hören. Dankbar auch, weil mein Glas im Gegensatz zu Lilos noch fast voll ist.
    »Entweder will jemand mit der Elimination beider Fulehüng ein symbolträchtiges Zeichen setzen, oder …«, fange ich an.
    »… oder jemand hat sich beim ersten Mord geirrt, wie du dich soeben mit dem Wasserglas«, beendet Jüre den Satz.
    Lilo und ich schauen uns verblüfft an.
    »Wie meinen Sie das, Herr Lüthi ?« , fragt sie.
    »Ganz einfach. Jemand war der Meinung, Eichenberger stecke im Kostüm. Das war ein Irrtum. Statt Fabian ins Jenseits zu befördern, erwischte es Beat Dummermuth. Reiner Zufall«, erklärt Jüre.
    »Hm. Interessanter Gedanke. Wer könnte denn so felsenfest davon überzeugt gewesen sein, dass Eichenberger im Kostüm steckt, als er ihm das Tütschi über den Schädel gezogen hat ?« , frage ich.
    »Jemand, der seinen Einsatzplan zu kennen glaubt«, sagt Jüre.
    »Ja, schon. Aber wer könnte das sein ?« , will Lilo wissen.
    »Da gibt es leider eine ganze Reihe von Namen. Mit Sicherheit wussten der Stadtpräsident, der Leiter des Kadettenkorps und die Präsidentin des Kadettenvereins Bescheid. Und natürlich die Familienangehörigen

Weitere Kostenlose Bücher