Narrenturm - Roman
die Sache mit den Walonen als wahr erweist, dann reiße ich den Sterz’ die Gedärme heraus. Und in einem Aufwasch auch denen, die beabsichtigen, dieses Gesindel zu verstecken.
Und noch eines, ganz zum Schluss. Aber das ist nicht weniger wichtig, also spitzt die Ohren. In letzter Zeit ist jemand mächtig über die Kaufleute hergefallen. Alle Augenblicke findet man einen
mercator
kalt und steif. Die Sache ist recht merkwürdig, und ich gedenke nicht, darauf näher einzugehen, aber eines sage ich euch: Das Augsburger Handelshaus der Fugger bezahlt mich für ihren Schutz. Wenn also einen
mercator
der Fugger ein böses Geschick trifft, und es stellt sich heraus, dass es einer von euch ist, dann gnade ihm Gott. Versteht ihr? Habt ihr das begriffen, Jungs?«
Unter dem anschwellenden bösen Murren zog Hayn von Czirne plötzlich sein Schwert und schwang es, dass es nur so zischte.
»Sollte einer auf das, was ich gesagt habe, etwas zu entgegnen haben, oder meinen, dass ich lüge, oder ihm das Ganze nicht schmecken, dann lade ich ihn ein, hier auf diesen Platz. Dann lassen wir das Eisen entscheiden. Na, wie ist’s! Ich warte! Donner und Blitz, seit Ostern habe ich keinen mehr erschlagen!«
»Ihr handelt nicht edel, Herr Hayn, sagte Markwart von Stolberg ruhig. Schickt sich das?«
Czirne schob sein Kinn noch weiter vor. »Das, was ich gesagt habe, betrifft weder Euch, edler Herr Markwart, noch den edlen Herrn Traugott oder irgendeinen von den Anführern. Aber ich kenne mein Recht. Aus der Schar heraus darf ich aufrufen.«
»Ich sage nur, es ist nicht edel. Alle kennen Euch. Euch und Euer Schwert.«
»Was soll ich denn tun?«, lachte der Räuber. »Soll ich mich wie Lancelot vom See als Dirne verkleiden, dass man mich nicht erkennt? Ich habe gesagt, ich kenne mein Recht. Und sie kennen es auch. Die hier versammelte Schar von Scheißkerlen mit zitternden Knien.«
Die Raubritter murrten. Reynevan sah, wie Kottwitz, der neben ihm stand, vor Wut leichenblass wurde, und hörte, wie Wenzel de Hartha mit den Zähnen knirschte. Otto Glaubitz umklammerte seinen Schwertgriff und machte eine Bewegung, als wolle er vortreten, aber Jaśko Chromy packte ihn an der Schulter.
»Versuch es erst gar nicht«, knurrte er, »bei dem ist noch keiner lebendig unter dem Schwert hervorgekommen.«
Hayn von Czirne schwang wieder das Schwert und ging sporenklirrend hin und her.
»Na, was ist, ihr furzenden Säcke?«, brüllte er. »Was, ihr Scheißkerle? Tritt keiner vor? Wisst ihr, wofür ich euch halte? Für Ochsenärsche halte ich euch, und Ochsenärsche nenne ich euch! Na, was? Vielleicht will einer dagegenreden? Vielleicht will mich einer der Lüge zeihen? Was, keiner? So seid ihr alle, einer wie der andere, Dummschwätzer, Schlappschwänze und Dünnscheißer. Und eine Schande für die Ritterschaft!«
Die Raubritter murrten immer lauter. Hayn schien das überhaupt nicht zu bemerken.
»Unter euch sehe ich nur einen echten Mann«, fuhr er fort und wies in die entsprechende Richtung, »Bożywoj de Lossow, der dort steht. Ich verstehe wirklich nicht, was solch einer in einer Schar von Sudlern, Strauchdieben und Katzenfängerntut. Er wird wohl auch schon auf den Hund gekommen sein, pfui, Schmach und Schande.«
Lossow reckte sich, kreuzte die Arme über der mit dem Dachswappen geschmückten Brust und hielt ohne Furcht dem Blick stand. Aber er rührte sich nicht und stand mit versteinertem Gesicht da. Seine Selbstbeherrschung machte Hayn von Czirne sichtlich wütend. Er wurde rot und stemmte die Faust in die Seite.
»Ziegenficker!«, schrie er. »Kastrierte Eber! Furchenpisser! Ich fordere euch heraus, hört ihr, ihr Scheißer? Na, wer stellt sich? Zu Fuß oder zu Pferde, gleich, hier, auf diesem Platz? Auf Schwerter oder Streitäxte, was ihr wollt, ihr habt die Wahl! Na, wer? Vielleicht du, Hugo Kottwitz? Vielleicht du dort, Krossig? Vielleicht du, Rymbaba, du Mistkerl?«
Paszko Rymbaba beugte sich vor, griff nach dem Schwert und bleckte die Zähne unter seinem Bart. Woldan von Nossen ergriff ihn an der Schulter und drückte ihn mit schwerer Hand wieder auf seinen Platz.
»Mach dich nicht zum Narren«, zischte er. »Ist dir dein Leben nicht mehr lieb? Gegen ihn kommt keiner an.«
Hayn von Czirne lachte krächzend, als hätte er diese Worte gehört.
»Keiner? Keiner tritt vor? Keiner hat Mut? Das hab ich mir gedacht! Ach, ihr Hosenscheißer! Ihr Hundeschwänze! Ihr Säufer auf Kosten anderer! Ihr Topfauskratzer!«
»Ach, du Sohn einer
Weitere Kostenlose Bücher