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Narrenturm - Roman

Narrenturm - Roman

Titel: Narrenturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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der gelöschten Brände immer noch über dem Städtchen stand. Aus dem, nachdem sie ihr Lösegeld entrichtet hatten, die lange Reihe der Flüchtlinge quoll.
    ». . . die Hand eines treuen Christen darf nicht zittern, wenn sie einen Sünder straft! Denn die Welt ist der Boden, die Söhne des Königreiches Gottes das gute Korn, das Unkraut hingegen sind die Söhne des Bösen. So wie man das Unkraut jätet und im Feuer verbrennt, so wird es am Ende der Welt sein. Der Menschensohn wird seine Engel aussenden: Diese sammeln in seinem Königreich alle Verderbtheit und die, die Unrecht getan haben, und werfen sie in den Feuerofen; dort wird ein Heulen und Zähneklappern sein.«
    Die Hussitenschar brüllte und heulte, die emporgehobenen Hellebarden glänzten, die Speere, Spieße, Gabeln und Dreschflegel wogten.
    »Und der Qualm ihrer Folter«, donnerte Ambros und zeigte auf Wünschelburg, »der Qualm ihrer Folter wird sich in Ewigkeit erheben, und bei Tag und bei Nacht werden die Anbeter der Bestie und ihres Abbildes keine Ruhe finden!«
    Er drehte sich um. Schon viel ruhiger.
    »Und ihr habt jetzt Gelegenheit, mich von euren wahren Absichten zu überzeugen«, sagte er zu Reynevan und Scharley. »Ihr habt gesehen, was wir mit papistischen Pfaffen machen. Ich versichere euch, das ist eine Nichtigkeit verglichen damit, was Spionen des Bischofs geschieht. Mit solchen haben wir kein Erbarmen, und seien sie auch leibhaftige Brüder Peter vonBielaus. Wie ist das also? Bittet ihr weiterhin um Hilfe, wollt ihr euch mir immer noch anschließen?«
    »Wir sind keine Spione«, fuhr Reynevan auf. »Eure Verdächtigungen sind beleidigend für uns! Und wir bitten keineswegs um Hilfe! Im Gegenteil, wir könnten euch helfen! Schon um des Andenken meines Bruders willen, von dem hier so viel die Rede ist, aber nur mit leeren Worten! Wenn Ihr wollt, bitte, beweise ich Euch, dass Ihr mir näher steht als der Bischof von Breslau. Was sagt Ihr zu der Information, dass euch Verrat droht? Eine Verschwörung? Ein Anschlag auf euer Leben? Auch auf das Eurige unter anderem . . .«
    Ambros’ Augen verengten sich.
    »Auf meines? Unter anderem? Welche denn?«
    »Ich weiß es.« Reynevan tat, als sähe er Scharleys verzweifelte Gesten und Grimassen nicht. »Ich weiß von einer Verschwörung, die die Vernichtung der Anführer vom Tábor zum Ziele hat. Den Tod finden sollen: Bohuslav von Švamberk, Jan Hvězda von Vicemilice . . .«
    In Ambros’ Gefolge erhob sich plötzlich Gemurmel. Der Kaplan ließ Reynevan nicht aus den Augen.
    »Wirklich«, sagte er schließlich, »eine interessante Information. In der Tat, junger Herr von Bielau, du bist es wert, dass wir dich nach Hradec Králové mitnehmen.«
     
    Während sich das Hussitenheer mit der schnellen und gründlichen Plünderung der Stadt Wünschelburg befasste, erklärten Brázda von Klinštejn, Velek Chrastický und Oldřich Halada Reynevan und Scharley, was es mit dem Ganzen auf sich hatte.
    »Jan Hvězda von Vicemilice, der Hetman vom Tábor«, erzählte Brázda, »hat sein Leben am letzten Oktobertag verloren. Und sein Nachfolger, der wohlgeborene Bohuslav von Švamberk, hat eine knappe Woche später seinen Geist in Gottes Hände gelegt.«
    »Sagt nicht, dass die beiden das Opfer von Meuchelmördern geworden sind.« Scharley runzelte die Stirn.
    »Beide sind ihren Wunden erlegen, die sie im Kampf davongetragen haben. Hvězda ist bei Mladá Vožice am Vorabend von St. Lukas von einem Pfeil ins Gesicht getroffen worden und kurz darauf gestorben. Herr Bohuslav ist im Kampf um die österreichische Stadt Retz verwundet worden.«
    »Also keine Anschläge«, Scharley verzog spöttisch das Gesicht, »sondern ein für Hussiten fast schon normaler Tod!«
    »Nicht ganz. Ich sagte doch, dass einer wie der andere kurz nach seiner Verwundung gestorben ist. Vielleicht wären sie ja durchgekommen? Wenn ihnen nicht jemand, sagen wir mal, Gift verabreicht hätte? Das ist doch ein seltsamer Zufall, das müsst ihr zugeben: Zwei große taboritische Anführer, beide die Erben Žižkas, sterben kurz nacheinander im Verlaufe nicht mal eines Monats . . .«
    »Für den Tábor ist das ein herber Verlust«, warf Velek Chrastický ein. »Und für unsere Feinde ein großer Vorteil, so groß, dass der Verdacht schon früher aufkam . . . Und jetzt, nach den Enthüllungen des jungen Herrn von Bielau, muss die Sache untersucht werden. In allen Einzelheiten aufgeklärt werden.«
    »Klar.« Scharley nickte, vorgeblich ernst. »Das ist

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