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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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loszugehen.“
    „Aber!“
    „Montag und Dienstag ziehen dann den ganzen Tag Trommelweiber durch den Ort. Erst die Bürger, dann die Arbeiter. Trommelweiber sind Männer in Frauengewändern … Trommeln, Trinken, Faschingsmarsch, Trinken, Trommeln … Ziemlich suggestiv, das Ganze, und – wie soll ich sagen – wuchtig. Dafür wird’s mit den Flinserln am Dienstag schön und poetisch. Daran ändern auch die finsteren Bless nichts.“
    „Wie stell ich mir das vor?“
    „Bunte, kostbare Kostüme, fröhliche Musik, Süßes für die Kinder – und ein paar schlecht gelaunte Winterdämonen. Übrigens geht es auch in Ebensee ziemlich hoch her an diesen drei Tagen.“
    Christine Köberl nickte heftig. „Wundert mich direkt, dass uns der Herr Ausseer auch noch zur Kenntnis nimmt.“
    „Ich bin nicht so oft drüben wie du.“
    „Dann komm halt mit!“
    „Das könnt dir so passen, dir und deiner Tochter. Also, Frau Kremser, für Sie sind in Ebensee die Fetzen am interessantesten. Bunte Lumpengewänder, wie der Name sagt, groteske Holzmasken, skurriler Kopfschmuck, Musik natürlich – der Ebenseer Faschingsmarsch diesmal. Und alles in allem geht’s bei denen da drüben noch wilder zu als bei uns, und das will was heißen. Was sagst du, Christine?“
    „Recht hast. Übrigens feiern wir sogar am Aschermittwoch weiter, mit dem Fetzenverbrennen und Trauergesellschaften, die in den Wirtshäusern das Faschingsende beklagen – inklusive Pfarrer mit ziemlich obszönen Litaneien. In Aussee ist am Mittwoch alles vorbei.“
    „Wie man’s nimmt!“ Sepp Köberl trank mit einer heftigen Bewegung sein Schnapsglas leer, stand auf und ging nach oben.
    Käfer schaute ihm nach. „Was hat er denn?“
    Christine Köberl ließ mit einer leichten Handbewegung den Rest Kaffee in ihrer Tasse kreisen. „Am Mittwoch holt ihn der Teufel, oder er lässt ihn da.“

7
    „Was sagen Sie?“
    „Nicht viel sag ich.“ Frau Köberls Stimme klang müde und gereizt. „Er redet nicht darüber, und ich soll auch nicht darüber reden. Also red ich halt herum.“
    „Blöde Geheimniskrämerei, Sie entschuldigen schon.“
    „Man könnt auch Privatsache dazu sagen.“
    „Nat gut. Aber wenn wirklich der Hut brennt … Sie und Ihr Mann können auf mich zählen, was immer es ist.“
    „Jetzt ist erst einmal Fasching. Und ich hör was an der Haustür. Wird die Sieglinde sein – da ist sie ja, und mit ihr die Anna Hopfer!“
    „Anna!“ Käfer wollte aufspringen, warf Sabine einen unsicheren Blick zu und blieb sitzen.
    „Grüß euch! Soll ich dir deine Ente frisch aufbügeln, Daniel?“
    „Sehr witzig, Anna.“
    Sieglinde Köberl war auf ihre Mutter zugegangen, umarmte sie und bekam einen offenbar liebevollen Klaps aufs Hinterteil. Dann wandte sie sich den Gästen zu. „Hallo! Sie sind der Herr Käfer, stimmt’s? Dann müssen Sie die Sabine sein. Willkommen in der Höhle des Löwen!“
    Christine Köberl hatte einen Arm um die Schultern ihrer Tochter gelegt. „Wie sprichst du von deinem Vater, Kind!“
    Käfer betrachtete die beiden, eine das Ebenbild der anderen, mit ein paar Jahren Unterschied. Und das gleiche Lächeln auch noch. „Gratuliere zu Ihrer Tochter, Frau Köberl!“
    „Danke! Es ist ein Glück, dass sie nicht dem Vater nachgerät, äußerlich.“
    „Also bitte!“ Sepp Köberl war, von Käfer unbemerkt, wieder ins Wohnzimmer gekommen. „Fertig, der Faschingsbrief. Waren ja nur noch ein paar aktuelle Änderungen. Setzt euch her da, ihr zwei!“
    Anna schaute auf die Uhr. „Nein, danke, ein anderes Mal! Ich geh gleich und die Sieglinde nehm ich mit. War nur eine Zwischenlandung, zur elterlichen Beruhigung. Noch allerhand zu tun …“
    „Geht’s Maschkera?“
    „Was sonst, Herr Köberl? Für die Trommelweiber sind wir zu weiblich und für die Flinserln zu wenig bürgerlich.“
    Sabine war aufgestanden. „Kann ich mitfahren, Anna? Jetzt ist noch Licht für die Motivsuche.“
    Anna schaute zum Fenster hin. „Na klar, gern. Wird aber verdammt eng werden, ich hab einen alten Panda.“
    „Um so geselliger.“
    „Mir soll’s recht sein. Lass dir eine Minute Zeit, Sabine, ich geh schon einmal hinaus, den Rücksitz freiräumen.“
    „Kaum sind die Weiber aus dem Haus, wird’s gemütlich.“ Sepp Köberl legte seiner Frau eine Hand auf die Schulter. „Und mit dir werden wir es grad noch aushalten, Christine.“
    „Hab ich ein Glück mit so einer Seele von Mann. Noch Kaffee, Sepp?“
    „Ja.“
    „Sie auch, Herr

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