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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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er sein. Er schreibt ja den Lehrer-Faschingsbrief und trägt ihn mit Kolleginnen und Kollegen dann auch vor, am Sonntag. Eine schwere Bosheit nach der andern. Na, mir soll’s recht sein, wenn ihm nachher leichter ist. Hunger? Bei uns ist das Mittagessen heute gestrichen. Der Sepp möcht weniger werden und ich möcht bleiben, wie ich bin. Aber irgendwas zum Essen ist ja immer da.“
    Sabine gähnte verhalten. „Nein, danke, nur keine Umstände. Wir hatten ein sehr spätes Frühstück. Darf ich gleich mit der Tür ins Haus fallen, Frau Köberl?“
    „Fallen S’ nur!“
    „Ich soll ja für Daniels Buchprojekt fotografieren. Doch über den Fasching im Salzkammergut weiß ich so gut wie nichts. Können Sie mir weiterhelfen?“
    „Da ist der Sepp der Richtige. Aber den möchte ich jetzt nicht stören. Bleiben S’ erst einmal sitzen. Er kommt dann schon irgendwann. Kaffee?“
    „Ja, bitte!“
    Christine Köberl servierte. „Ich stell ein paar Beugeln dazu. Zum Kaffee passen sie eigentlich nicht, aber zum Fasching. Und wer beim Beugelreißen das größere Stück in der Hand behält, hat mehr Glück. Sie können sich vorstellen, wie es mir mit dem Sepp geht und seinen riesigen Pratzen.“
    Käfer griff neugierig zu dem mit Salz bestreuten, ringförmigen Gebäck. „Na, Sabine? Was ist?“
    „Ein grausamer Brauch, Daniel. Einer reißt dem anderen das Glück aus der Hand. Weißt du was? Wir teilen.“
    „Du bist zu gut für diese Welt und für den Fasching erst recht.“ Käfer kostete. „Schmeckt ja sehr originell! Kennen Sie das Rezept, Frau Köberl?“
    „Kennen wär zu viel gesagt. Aber der Sepp hat mit einem Bäcker darüber geredet. Der Teig besteht aus Weizenmehl, Roggenmehl, Malzmehl, Germ und Wasser. Gewürzt wird mit Salz und Kümmel. Die Teigringe werden zuerst gekocht und dann gebacken. Und jetzt hör ich den Sepp kommen. Wenn er Kaffee riecht, freut ihn die Arbeit nicht mehr.“
    „Ah, Beugeln! Wenn das kein Fruchtbarkeitssymbol ist, was dann?“ Er griff zu. „Da gibts auch ganz große. Die werden den Trommelweibern an die Fahne gehängt und um den Hals.“
    Christine Köberl stellte ihrem Mann eine gefüllte Tasse hin, gab Zucker hinein und rührte um. „Eins nach dem anderen, Sepp. Die Frau Kremser ist Fotografin und kennt sich mit unserem Fasching nicht aus. Erzählst ihr was?“
    „Gern. Aber bevor ich’s vergesse: Ich hab mich wegen Ihrer Ente erkundigt, Herr Käfer. In Goisern drüben gibt es einen 2CV Club und die kennen einen Mechaniker, der sich die Reparatur von diesem Blechhaufen zutraut. Wird aber ganz schön was kosten.“
    „Das soll’s mir wert sein, Herr Köberl! Noch dazu, wo es beruflich wieder aufwärts geht. Heute war der Vertrag in der Post. Deutscher Medienkonzern, Chefetage, mein Lieber!“
    „So?“
    „Entschuldigen Sie, ich wollte nicht angeben. Aber es ist eben eine große Sache für mich. Da redet man halt gerne drüber.“
    Sepp Köberl betrachtete Käfer schweigend. Dann stand er auf, ging in die Küche, kam mit einer Flasche und zwei Gläsern wieder, goss ein. „Zirbenschnaps. Auf Ihre Zukunft, Herr Käfer, wenn auch nicht auf meine!“ Er leerte sein Glas und füllte es wieder. „Also um den Fasching geht’s?“ Er schob eine Zeitung über den Tisch. „Die Alpenpost. Da steht drin, was alles wann und wo passiert. – Sie kommen aus Deutschland, Frau Kremser?“
    „Schleswig-Holstein. Eutin.“
    „Also ganz oben. Was ich sagen wollte: Denken Sie bloß nicht an bestens organisierte Umzüge und Faschingssitzungen. Bei uns regiert das Durcheinander. Aber es spielt sich fast alles im kleinen Ortszentrum ab. Sie können nichts versäumen. Doch rechnen Sie besser damit, dass Ihnen ernsthafte Arbeit nicht gerade leicht gemacht wird.“
    „Nichts Neues für mich, Herr Köberl.“
    „Na dann! Hat Ihnen Ihr Kollege …“
    „… Freund!“
    „… hat er Ihnen von den Faschingsbriefen erzählt?“
    „Ja, ein wenig.“
    „Früher konnten die Ausseer damit ihren Ärger über das strenge Regiment des Salzamtes los werden. Heute zieht jeder über jeden her. Ja, und dann werden Sie die ganze Zeit über auf Maschkera stoßen, Tag und Nacht.“
    „Ich verstehe nicht ganz.“
    „Maskierte Gruppen, die Unfug treiben, harmlos oder auch gar nicht harmlos, oft zu aktuellen Themen. Da gibt’s zum Beispiel ein neues Freudenhaus im Ort. Könnt mir denken, dass diesmal so manche keusche Ausseerin auf die Idee kommt, als Lustobjekt auf die Männer

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