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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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immerhin Kronzeuge eines höchst vergnüglichen Abends – wenn ich Maria Schlömmer Glauben schenken darf.“
    „So. Die wird sich noch wundern. Die paar Kracher und bengalischen Lichter von gestern waren der letzte Rest. Da kommt nichts mehr nach. Gar nichts. Ich werde in Marias Küche nur noch rumhängen wie ein Schluck Wasser in der Kurve.“
    „Und vielleicht irgendwann ja doch mein Konzept lesen?“
    Wieder dieser bettelnde, gequälte Blick von unten. Dann senkte Mertens den Kopf und schwieg.

10
    „Nein, dieser Zufall! Auch hierher geflüchtet, Herr Käfer? Mein tief empfundenes Kompliment, Frau Kremser, meine Verehrung, Herr …?“
    Mertens blickte unwillig auf und fand es nicht nötig etwas zu sagen.
    „Eustach Schiller, wenn es gestattet ist, mich vorzustellen, zartfühlender Immobilienhai und sentimentaler Raffzahn.“
    Jetzt räusperte sich Mertens. „Der elende Narr, der Neuschwanstein kaufen wollte.“
    „Sie schmeicheln! Es kann einem nicht alles gelingen. Ich möchte sogar argwöhnen, dass geniale Verlierer am Ende des Spieles das bessere Blatt haben.“ Schiller nahm Platz und betrachtete Mertens nachdenklich. „Und wenn Sie jener sind, der Sie sein könnten, wird Ihnen kaum etwas anderes übrig bleiben, als dieser Philosophie anzuhängen.“
    Mertens grunzte.
    „Nicht gut drauf, wie? Ich kann Sie verstehen. Diese brachiale Lustigkeit ringsum kann einen durchaus in den Trübsinn treiben. Ich bin so fremd hier wie Sie, Herr Mertens, ausgesetzt, preisgegeben, einsam. Aber ich nehme es nicht kampflos hin. Fräulein, Champagner bitte, und vier Gläser!“
    Nachdem die Flasche geleert war, bestellte Schiller aufs Neue. Mertens ließ nun den Kopf nicht mehr hängen, dann und wann zuckten seine Mundwinkel. Schiller war in schier betäubender Weise humorig. Käfer warf Sabine einen fragenden Blick zu, sie nickte. „Lieben Dank für die Gastfreundschaft, meine Herren, aber jetzt muss ich an die Arbeit. Daniel …, du wolltest mich doch diesem Mann von der Alpenpost vorstellen?“
    „Ja, wollte ich. Nun denn, ihr zwei Brüder, bis später!“
    Eilig gingen sie nach draußen. Sabine Kremser warf einen nachdenklichen Blick zurück. „Wenn das nur gut geht, Daniel! Ausgerechnet die beiden und gefüllte Gläser.“
    „Ich bin kein Kindermädchen. Danke übrigens für die Fluchthilfe!“
    „Gern geschehen. Ich zieh jetzt los. Vielleicht sehen wir einander ja irgendwann wieder im Getümmel.“
    Daniel Käfer küsste Sabine Kremser. „Ich hatte fast vergessen, wie dein Mund mit Champagner schmeckt. Bis bald, Liebes!“
    Er ließ sich dann einfach treiben. Es war noch nie seine Art gewesen, nach Plan oder gar verbissen zu recherchieren. Viel lieber spürte er einem Thema mit allen Sinnen nach, bis sich Nähe und Vertrautheit einstellten. Dann erst machte er sich seine Gedanken darüber. Ja, und Mertens … Natürlich war zu wünschen, dass er bald einmal vernünftig mit ihm reden oder sogar arbeiten konnte. Aber diesen sturen Bock zu drängen wäre wohl das Verkehrteste.
    Bis Sepp Köberl mit seinem Faschingsbrief ins Gasthaus Traube kam, blieb noch eine Menge Zeit.
    Käfer schlenderte durch die belebte Ischler Straße und schrak zusammen, als dicht neben ihm eine Art Nebelhorn die Winterluft erbeben ließ. Ein riesiger schwarzer Geländewagen hielt an und Bruno Puntigam schaute durchs geöffnete Seitenfenster. „Herein mit dir, Daniel, du kannst mir beim Parkplatzsuchen helfen.“
    Käfer kam sich auf dem ausladenden Beifahrersitz ein wenig verloren vor. „Das nenn ich eine Überraschung. Was führt dich nach Aussee, Bruno?“
    „Die Sehnsucht nach dir, Bub. Ich hatte in Salzburg zu tun und ein paar freie Stunden sind übrig geblieben. Wem könnte ich meine kostbare Zeit freudiger zu Füßen legen als meinem beruflichen Mitstreiter und Widerpart?“
    „Danke. Hast du inzwischen Zeit gefunden, dich mit dem Konzept näher auseinander zu setzen?“
    „Auseinander zu setzen! Welch garstig Wort. Aufgesogen habe ich es, verinnerlicht und vergeistigt.“
    „Mit welchem Ergebnis?“
    „Ich werde dich stets lieben, achten und nie mit scharfen Scheuermitteln behandeln.“
    „Konkret, Bruno, konkret!“
    „Später, mein wundersamer Wortewähler. Wohin soll ich mich wenden in dieser von Narren bevölkerten Schneewüste?“
    „Da, nach rechts, zum Traunufer hin. Der Parkplatz ist groß, da haben wir Chancen. Au, verdammt …, es dürfte doch nichts frei sein.“
    „Oh doch, mein lieber Daniel. Steigst du

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