Narrenwinter
angeht, werden’s wissen.“
„Keine Gerüchte im Ort?“
„Da hör ich nicht hin. Also, beim ersten Gstanzl kenn ich mich aus. Die Sieglinde singt im Kirchenchor, nicht einmal falsch, ihre Mutter hilft beim Roten Kreuz und der Sepp ist bei der Bergrettung. Als Lehrer wird er geliebt und geachtet, sogar Schuldirektor soll er werden.“
„Und weiter?“
„Na, was schon? Lässt du dir gern von der Sabine bei allem zuschauen, was du machst, und umgekehrt? Hauptsache, jeder Köberl hat’s lustig, der eine in Ischl, die andern zwei in Ebensee. Und was geht’s dich an?“
„Nichts. Aber ich mache mir Sorgen. Es hat da immer wieder Sticheleien gegeben zum Thema Ebensee, als ich zu Besuch war. Und noch was: Alle zwei haben Angst vor dem Aschermittwoch, wollen aber nicht darüber reden.“
„Wird’s was Peinliches sein.“
„Zum Beispiel?“
„Ein Laborbefund aus dem Krankenhaus: Säuferleber.“
„Frauen sind fantasielos.“
„Darum haben s’ ja meistens recht, was, Sabine?“
„Du sagst es, Maria. Aber was nicht rätselhaft ist, interessiert das Kind im Manne nicht.“
Käfer seufzte. „Stimmt natürlich. Doch nicht nur darum möchte ich wissen, was da wirklich los ist. Ebensee, Ischl, der bedrohliche Aschermittwoch … das hängt doch alles irgendwie zusammen. Wie ich drauf und dran war, in die eiskalte Traun zu stürzen, hat das der Sepp mit einem kräftigen Griff ruhig und besonnen verhindert. Und dann hat er mich mit einem einzigen Satz ins Leben zurückgeholt:
jetzt steigst aus
. So etwas möchte ich jetzt für ihn tun. Der steckt doch, verdammt noch einmal, in einem Schlamassel, aus dem er mit eigener Kraft nicht heraus kommt! Noch was, so nebenbei: Gibt es eigentlich eine gewaltbereite Szene in Aussee? Du weißt ja, Glatzkopf, Tätowierungen, Springerstiefel.“
„Eigentlich nicht. Die richtig wilden Lackeln haben’s eher drüben in Ebensee. Warum fragst?“
„Weil mich so einer in den Schnee geschmissen hat, vor dem Haus vom Köberl.“
„Da schau her! Ein heimlicher Verehrer von der Sieglinde vielleicht.“
„Alles, nur das nicht! Hast du übrigens gewusst, Maria, dass die Christine Köberl einen Herzmanovsky-Orlando hat, was red ich, mehr als einen?“
„Was ist das? Eine Krankheit?“
„Ein Dichter, der auch gezeichnet hat.“
Maria Schlömmer schlug mit der flachen Hand gegen die Stirn und zuckte schmerzlich zusammen. „Verfluchte Sauferei! Aber jetzt fällt’s mir ein. Vor Jahren hat’s einmal geheißen, dass ein Erbe von diesem Herzdingsbums Kunstwerke von der Frau Köberl zurück haben wollte. Ist aber nichts daraus geworden, glaub ich. Vielleicht ist da was mit Ebensee und Ischl?“ Sie stand auf und ging zum Herd. „Wie schaut er aus, euer Faschingssonntag, Daniel?“
„Die Sabine und ich fahren gemeinsam in die Stadt, machen uns einen netten Vormittag und ziehen später dann getrennt los. Wir würden einander nur im Weg sein. Bilder erzählen anders als Wörter.“
„Davon versteh ich nichts. Was soll ich dem Henning sagen, wenn er doch einmal munter wird?“
„Schönen Gruß von mir. Den Rest wird er sich denken, hoffentlich.“
„Blöd ist der nicht!“
„Nein, Maria. Aber vielleicht wird’s mir irgendwann zu blöd mit ihm. Was ist eigentlich mit dem Hubert? War er wieder einmal da?“
„Kurz, irgendwann in der Nacht, glaub ich. Oder ich hab’s geträumt. Montag ist er übrigens dran, als Trommelweib.“
„Soll ich dir den Ausseer Faschingsmarsch vorpfeifen, Daniel? Seit gestern bringe ich den nicht mehr aus dem Kopf.“
Käfer steuerte sein großes Auto vorsichtig talwärts. „Ja, bitte. Ich wusste gar nicht, dass du Kunstpfeiferin bist, Sabine.“
„Ich fürchte fast, das kann ich besser als fotografieren. Die bisherigen Ergebnisse sind mehr als mager und ich erkenne nicht recht, woran es liegt. Ich finde einfach nicht den richtigen Zugang. Zu norddeutsch, weißt du! Aber jetzt höre.“ Sabine spitzte die Lippen und pfiff. „Über weite Strecken kannst du übrigens – lass es mich Hochdeutsch sagen –
noch ein Doppelliter Bier, noch ein Doppelliter Bier
dazu singen. Prägt sich auch ganz schön ein.“
„Und hat was Zielstrebiges. Was sagst du übrigens zu einer kleinen Rundfahrt, Sabine? Wir beginnen mit Altaussee, da können wir Kaffee trinken oder was auch immer, dann über das Hochplateau von Obertressen durch den Wald nach Grundlsee und an Köberls Haus vorbei zurück nach Aussee.“
„Und vorbei an deiner Unfallstelle,
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