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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Daniel.“
    „Ja. War mir nicht so richtig bewusst. Aber vielleicht ist es wirklich so, dass ich einen Bann brechen will.“ Käfer begann die Melodie des Faschingsmarsches zu summen.
    „Ja, so muss es passiert sein, Sabine. Die gerade Strecke verleitet zum Schnellfahren und ich war nicht ganz bei der Sache. Verdammt, spinnt der Kerl?“ Käfer bremste, so gut es ging, und konnte gerade noch einem Auto ausweichen, das mit durchdrehenden Rädern und schleuderndem Heck aus einer Parknische gesteuert wurde. „Das war knapp. Ich bleib einmal stehen, wenn schon Platz ist.“ Er parkte ein und schaute zu Köberls Haus hinüber. „Meinst du, dass es zu früh für einen Besuch ist, Sabine? Mir gibt dieser Faschingsbrief einfach keine Ruhe.“
    „Wir werden ja sehen.“
    Christine Köberl stand vor ihrem Haus und schaute zur Straße hin. Dann hörte sie die Schritte ihrer Besucher und zuckte erschrocken zusammen. „Sie?“
    Käfer hob die Hände zu einer ratlosen Geste, als er in ein blasses Gesicht mit verweinten Augen blickte. „Wir stören, nicht wahr? Haben Sie das Auto gesehen vorhin? Da war wohl ein kompletter Narr am Steuer.“
    „Der Sepp.“
    „Entschuldigen Sie …“
    „Wegen mir war er so wild.“
    Sabine Kremser schaute kurz ihren Freund an und wandte sich dann Frau Köberl zu. „Haben Sie ihm womöglich helfen wollen?“
    „Also das ist jetzt …, wie kommen Sie darauf in aller Welt?“
    „Männer.“
    „Ist Ihrer auch so?“ Christine Köberl brachte doch tatsächlich ein Lächeln zuwege. „Gehn wir hinein?“
    „Wir streiten wenig.“ Sie zerriss nervös eine Papierserviette in kleine Fetzen. „Aber wenn wir streiten, dann kracht’s ordentlich.“
    Käfer grinste verlegen. „Wir zwei haben da mehr Übung, was, Sabine? Ist es übrigens um diesen Faschingsbrief gegangen? Schöne Gemeinheit das!“ Käfer holte das Papier aus der Tasche und schob es über den Tisch.
    Diesmal lächelte Christine Köberl nicht, sie grinste. Sie nahm das Blatt und faltete es sorgfältig zu einem Papierflieger, den sie durchs Zimmer segeln ließ. „Sie werden sicher den Lehrer-Faschingsbrief von meinem Mann hören wollen, Herr Käfer. Dann sollten Sie wenigstens zwei Stunden vorher da sein. Sonst kriegen Sie keinen Platz mehr.“
    Gegen Mittag zu wurden die Bilder allmählich bunter. Maschkera und Musikanten erklärten ohne viel Aufhebens die Narretei zum Alltag. Nach und nach füllten sich die Wirtshäuser. Sabine Kremser holte unwillig ihre Fototasche aus dem Kofferraum. „Was ich so gehört habe, wird’s am Nachmittag bereits ziemlich turbulent zugehen. Den Abend und die Nacht will ich mir erst gar nicht vorstellen. Unprofessionell, ich weiß. Aber mir sind Jux und Tollerei nun einmal lieber, wenn sie hübsch herausgeputzt in Reih und Glied einhermarschieren. Diese lustvoll ausgelebte Anarchie …, also, ich weiß nicht. Daniel, glaubst du, dass wir irgendwo noch eine stille Ecke und eine Kleinigkeit zu essen finden, bevor es losgeht?“
    „Versuchen wir’s in der Kurhauskonditorei, Sabine. Faschingsbriefe gibt es dort keine, und die wahre Invasion der Maschkera steht wohl erst bevor. Darf ich die Fototasche tragen?“
    „Bitte nein. Ohne sie würde mir was fehlen, und es sind ja nur ein paar Schritte.“ Energisch ging Sabine voraus und öffnete wenig später die Glastür. „Tatsächlich, Daniel, eine Oase der Ruhe!“
    „Die Ruhe vor dem Sturm. Wir wollen sie nützen.“ Käfer senkte die Stimme. „Da hinten sitzt übrigens mein verehrter Freund Henning Mertens. Lass uns erst essen. Dann können wir uns immer noch stellen.“
    Sabine legte ihr Besteck auf den Tisch und schaute zu Mertens hinüber. „Gut geht’s dem aber nicht, Daniel.“
    „Alles andere würde mich wundern nach dem gestrigen Abend. Komm, wir gehen hin.“
    „Sabine, darf ich dir Henning Mertens vorstellen? Einer der brillantesten Köpfe der Medienszene.“
    Mertens, der in sich zusammengesunken dagesessen war, sagte nichts, aber er hob den Kopf und schaute mit dem Blick eines geprügelten Hundes nach oben.
    „Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?“
    Mertens nickte. Er musterte Sabine, wollte etwas sagen, ließ es bleiben, hustete erbärmlich, hob mit zitternder Hand ein Glas zum Mund und trank. Ein Rinnsal Bier suchte sich den Weg über das unrasierte Kinn und tropfte aufs Hemd. Noch immer schwieg er.
    „Nettes Lokal, nicht wahr?“
    „Scheißegal. Hauptsache, ich kann hier ungestört krepieren.“
    „Aber! Ihr kapitaler Kater ist

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