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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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alle gemeinsam dafür beten, dass Tine gesund wieder auftaucht.«
    »Glaubst du, sie ist tot?«, frage ich, denn ihre Stimme zittert verdächtig.
    »Ich hoffe, nicht«, sagt sie leise. »Ich hoffe, nicht.«
    »Leute verschwinden nicht einfach so«, sagte Daniel. Eine kleine Schar Hopis hatte sich im Gemeindehaus versammelt. Wen die Nachricht erreicht hatte, der konnte nicht einfach zu Hause herumsitzen.
    »Wie es aussieht, haben sich ihre Eltern erst mal gar nichts gedacht«, berichtete Michael. »Tine hatte ihnen erzählt, sie würde ein paar Nächte bei einer Freundin übernachten. Das war offenbar schon Tage vorher geplant. Erst am Dienstag haben sie sich gewundert, warum sie nicht nach Hause gekommen ist und auch gar nicht angerufen hat. Diese Freundin ist angeblich aus allen Wolken gefallen, denn sie wusste von nichts.«
    »Welche denn?«, fragte Miriam.
    Maren und Kari zuckten die Achseln. »Also, keine von uns jedenfalls. Bestimmt ein Mädchen aus ihrer Klasse.«
    »Mit wem ist sie denn befreundet?«
    »Keine Ahnung.« Miriam saß neben Daniel und hielt seine Hand so fest, als könnte ein Windstoß sie davonwehen. »Tine geht auf eine andere Schule als ich.«
    »Dort wird die Polizei sicher alle Leute befragen.«
    »Sowas passiert sonst bloß im Fernsehen«, flüsterte Sonja. Sie saß neben Finn und hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt. Er war zu einem Häufchen Elend zusammengeschmolzen. Weil er so blass war, traten seine Sommersprossen stärker hervor. Sogar seine Haare schienen dunkler, als hätte der Verlust sein ganzes Wesen und seine ganze äußere Erscheinung verdunkelt. Seine Stimme klang tiefer als sonst, während er erzählte, dass die Polizei auch bei ihm war und ihn befragt hatte. Anscheinend gehörten Freunde immer automatisch zu den Hauptverdächtigen. Oder Exfreunde. Aber Tine hatte keinen Exfreund.
    »Sie kann nicht einfach so weg sein«, beharrte er.
    »Wir brauchen ein neues Wunder«, sagte Michael. »Das Wunder, dass Tine gesund und munter wieder auftaucht. Lasst uns beten. Und dann suchen wir nach ihr.« Er blickte in die Runde. »Wir sind immerhin zehn Leute. Vielleicht fällt uns irgendetwas ein, worauf sonst niemand kommt. Schließlich kennen wir Tine. Manche von euch schon seit Jahren.«
    »Wo wollen wir denn suchen?«, fragte Miriam. »Die Strecke zwischen der Kirche und ihrem Haus hat die Polizei bestimmt schon überprüft.«
    Daniel räusperte sich. »Seien wir ehrlich«, sagte er. »Es gibt eigentlich nur vier Möglichkeiten, was passiert sein kann. Eins: Sie war sauer und ist weggerannt und hat sich im Dunkeln verletzt oder den Kopf gestoßen, vielleicht wurde sie angefahren und hat das Gedächtnis verloren. Dann irrt sie irgendwo herum oder liegt bewusstlos in einem Graben.«
    »Na toll«, murmelte Finn. »Dann hätte man sie aber längst gefunden, oder?«
    »Zwei: Sie ist abgehauen. Das war geplant, deshalb hat sie auch gelogen und ihren Eltern diese Freundinnen-Geschichte erzählt. Damit ihr Vorsprung groß genug ist. Dann finden wir sie nie.«
    »Und irgendwann meldet sie sich, vielleicht wartet sie damit, bis sie achtzehn ist und ihre Eltern sie nicht zurückholen können.« Miriam versuchte zu lachen.
    Ein bitterer Zug trat in Finns Gesicht. Wenn Tine tatsächlich durchgebrannt war, warum dann nicht mit ihm?
    »Drei.« Daniels Stimme wurde leiser. »Sie wurde entführt. Diese Möglichkeit gefällt mir gar nicht.«
    »Die gefällt keinem von uns«, sagte Michael. »Aber eins von diesen drei Dingen muss ja geschehen sein. Unfall, Weglaufen oder ... oder jemand hat ihr etwas angetan. Du hast von vier Möglichkeiten gesprochen, Daniel?«
    Die letzte hätte er am liebsten unerwähnt gelassen.
    »Vier: Sie hat sich umgebracht und treibt irgendwo im Fluss. Doch müsste es dann nicht einen Abschiedsbrief geben?«
    »Nein«, widersprach Finn vehement. »Nein, nein und nochmals nein. Das hätte sie nie getan!«
    »Menschen können einen überraschen«, sagte Miriam leise, sodass die anderen sie nicht hörten.
    »Ihre Eltern sind ziemlich streng«, meinte Angelika. »Vielleicht hat es ihr gereicht und sie ist untergetaucht. Ich finde, wir sollten uns auf Punkt Zwei konzentrieren. Bekannte und Freunde anrufen und nachfragen, ob sie bei denen ist.«
    »Wohin würde sie gehen? Wen kennt sie?« Michael stellte die Frage an alle.
    »Die Polizei wird bestimmt alle ihre Freunde überprüfen«, sagte Daniel. »Und ihren Rechner, falls sie sich mit einer Internetbekannschaft getroffen

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