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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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Hause? Wo ich gerade erst eingetroffen bin? Ich würde eher sagen, lasst uns keine Zeit verlieren. Wann kommt dieser Idiot zurück?«
    Ich stutze. »Du willst in die Wohnung? Jetzt?«
    »Wenn ich schon hier bin.« Bastian schaut uns vorwurfsvoll an. »Ihr hättet mich von vornherein einweihen sollen.«
    »Wir müssen hier weg«, protestiere ich. »So schnell wie möglich.«
    »Wenn wir schon hier sind, können wir auch gleich Nägel mit Köpfen machen.« Basti wendet sich an Tom. »Ihr habt bloß hinten durch die Balkontür reingeschaut? Das ist doch lächerlich. Die Tür hebel ich dir in zwanzig Sekunden auf. Wer geht mit übers Dach?«
    »Ich«, sagt Tom sofort und grinst mich triumphierend an.
    »Ihr beide seid völlig durchgefroren.« Basti nimmt unsere Hände. »Ihr zittert ja.«
    »Ich bin auch noch da«, flüstert Tabita, heiser vor Aufregung.
    »Das geht nicht«, wende ich ein. »Du gehst auf keinen Fall aufs Dach! Das erlaube ich nicht!«
    »Ich kann ganz gut klettern«, behauptet sie, was vermutlich sogar stimmt.
    »Gut«, sagt Basti.
    Er nimmt mir die Gurte ab, zögert, denn eigentlich, wie er meint, braucht er das nicht.
    »Mit«, sagt Tom streng.
    Auch Tabita schnallt sich die Sicherungsgurte um.
    »Nein!« Das kann doch wohl nicht wahr sein! Meine Eltern bringen mich um, wenn ich das zulasse. Bis jetzt ist alles gut gegangen, aber wir sollten unser Glück nicht überstrapazieren. »Habt ihr völlig den Verstand verloren? Seine Mutter ist in der Wohnung.«
    »Die schläft bestimmt längst. Von der Straße her gesehen sind alle Fenster dunkel.« Er nickt mir zu. »Alf sitzt unten im Auto und wartet. Ihr könnt nach Hause fahren, wenn ihr wollt, wir liefern deine kleine Schwester heil ab.«
    »Auf gar keinen Fall. Ich bleibe.«
    »Na gut«, meint Basti. »Wir lassen euch durch die Vordertür rein. Wartet hier an der Dachbodentreppe, da sollten euch die Nachbarn nicht sehen.«
    Tom und ich warten auf der Treppe. Es dauert endlos, wie mir scheint. Wir unterhalten uns nicht, jedes Flüstern hallt hier wie ein Schrei. Eine Ewigkeit warten wir, bis meine Füße schon eingeschlafen sind. Dann endlich geht die Wohnungstür auf, nur einen winzigen Spalt, aber das genügt, um unsere Aufmerksamkeit zu wecken. Wir huschen zur Tür und schlüpfen in die Wohnung. Alles ist dunkel und still. Die Schlafzimmertür ist zu. Aber Finns Zimmer ist offen, Basti muss die Tür von innen aufgebrochen haben. Tabita ist schon dabei, sich gründlich umzusehen. Ihre Augen leuchten. Oh Gott, meine Schwester ist die geborene Einbrecherin, während mir die Knie zittern.
    Finns Zimmer ist nicht übermäßig ordentlich, aber das hatte ich schon gesehen, als ich selbst auf dem Balkon stand. Klamotten über der Stuhllehne und auf dem Boden. Das Bett nicht gemacht. Aber was bei Tine fehlte, ist hier im Übermaß vorhanden: Fotos. Von ihr, in allen möglichen Posen. Gesichter, immer dasselbe Mädchen. Lächelnd, ernst, lachend, traurig. Sie ist schön auf diesen Fotos, erfüllt von einem Strahlen, von einer Energie, die ich früher nie an ihr bemerkt habe. Das muss Liebe sein. Ein Zimmer voller Tines. Es weckt mein Unbehagen – was bei ihr zu wenig war, ist hier zu viel. Liebt er sie so sehr, dass er seine ganze Tapete mit ihrem Bildnis pflastern muss? Zugegeben, da sind auch andere Poster. Landschaftsbilder mit Bibelsprüchen. Ein Autokalender.
    Plötzlich erstarren wir alle. Da ist ein Geräusch an der Tür. Ein Schlüssel.
    Finn kommt nach Hause.
    Sofort werden wir panisch. Basti fasst Tabita an der Hand und zieht sie hinaus auf den Balkon. Sie klettern in die Dunkelheit.
    Diese beiden müssen auf jeden Fall entkommen, ganz gleich, was mit uns anderen geschieht! Niemand darf auch nur Verdacht schöpfen, sie seien hier gewesen. Zum Glück geht Finn nicht sofort in sein Zimmer. Wir haben noch ein wenig Zeit. Tom schließt die beschädigte Tür, zieht die Gardine vor und löscht das Licht. Dann sind wir gefangen.
    Als Finn ins Zimmer tritt, liegen wir dicht nebeneinander unter dem Bett, ich mit dem Rücken an der Wand, Tom vor mir, und halten beide den Atem an.
    Finn merkt nicht, dass bei ihm eingebrochen wurde. Er setzt sich an seinen Schreibtisch, kramt in einem Fach herum, dann hört man das Schaben eines Stiftes auf Papier.
    Wir rühren uns nicht von der Stelle und warten. Ich kann, wenn ich den Kopf hebe, über Toms Hals hinwegsehen und Finns Füße erkennen. Das hilft mir auch nicht viel. Er schreibt, denkt, schreibt. Endlich ist er

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