Naschkatze
Luke, die jungen Mädchen hätten’s satt, immer dasselbe schäbige alte
Zeug zu tragen. Und weil sie’s satthaben, wäre es nett, wenn man zärtlich zu ihnen ist. Anscheinend hat Chaz diesen Rat schon befolgt – leider mit mäßigem Erfolg.
Lizzie Nichols’ Ratgeber für Brautkleider
Anproben
Zu den zahlreichen Pflichten Ihres Spezialisten für Brautkleider gehört es auch, dafür zu sorgen, dass Ihr Kleid gut sitzt. Dabei können Sie ihm helfen, indem Sie zu den Anproben die Schuhe, die Kopfbedeckung und die Unterwäsche mitbringen, die Sie an Ihrem großen Tag tragen wollen. Es kam schon vor, dass eine Braut ihr Kleid nicht zusammen mit den Schuhen und dem BH anprobiert hat. Wie sie dann feststellen musste, zeigten sich die BH-Träger, und der Rock war zu kurz oder zu lang.
Es ist sehr wichtig, dass Sie schon bei der ersten Anprobe so viel wiegen, wie Sie es für den Hochzeitstag planen. Natürlich kann man Kleider enger machen. Aber je weniger Ihre Schneiderin zu tun hat, desto besser. Und denken Sie nicht einmal daran, ein Kleid weiter machen zu lassen! Das ist eine ganz andere Geschichte, damit wollen Sie nichts zu tun haben.
Im Allgemeinen sind nur zwei Anproben erforderlich. Aber wenn es nötig ist, kann man natürlich mehrere anberaumen – solange Sie sich nicht zu viel Zeit lassen. Nicht einmal der brillanteste Spezialist kann über Nacht Wunder vollbringen. Drei Wochen vor der Hochzeit muss die letzte Anprobe stattfinden. Und essen Sie danach keine Schokolade mehr!
Lizzie Nichols Designs
12
Ein Gerücht ohne Standbein wird in die falsche Richtung kippen.
John Tudor (geb. 1954), amerikanischer Baseballspieler in der Major League
W as machst du an Thanksgiving?«, will Tiffany wis sen.
Obwohl ihre Schicht erst um zwei Uhr beginnt, taucht sie jeden Tag schon um zwölf auf und hängt bei mir herum, bis ich nach Hause gehe. Manchmal bringt sie einen Lunch für uns beide mit, den wir heimlich unter der Tischplatte verschlingen, weil es verboten ist, im Empfangsbereich zu essen. (»Sehr unprofessionell«, hat Roberta das genannt. Eines Tages hat sie mich dabei erwischt, wie ich ganz unschuldig eine Tüte Mikrowellenpopcorn knabberte, das ich aus der Büroküche entwendet hatte.)
Anfangs dachte ich, das wäre nur eine Marotte von Tiffany, jeden Tag zwei Stunden zu früh aufzukreuzen. Bis Daryl (dafür verantwortlich, dass alle Fax- und Kopiergeräte in der Kanzlei funktionieren, mit genug Papier bestückt sind und dass die Faxe sofort zum richtigen Adressaten gelangen) mir erklärte, ihre neue verbesserte Arbeitsmoral sei mir zu verdanken. »Weil sie so gern mit Ihnen zusammen ist. Tiffany findet Sie lustig. Und sie hat keine Freunde außer diesem blöden Arsch, mit dem sie zusammenlebt.«
Als ich das hörte, war ich gerührt und überrascht. Genau
genommen haben Tiffany und ich nur wenig gemeinsam, natürlich abgesehen von dem Schreibtischsessel, in dem wir abwechselnd sitzen. Ihr freches Mundwerk schockiert mich immer wieder. Außerhalb der Kanzlei habe ich sie noch nie gesehen – kein Wunder bei unseren unterschiedlichen Arbeitszeiten. Und ich halte sie wirklich nicht für eine besonders enge Freundin.
Andererseits werden wir beide regelmäßig von »Peter Loughlin, verdammt noch mal!« angebrüllt. Das hinterlässt seelische Narben, die uns zusammenschweißen und eine gewisse freundschaftliche Verbundenheit erzeugen.
Trotzdem jagt mir die Frage nach dem Erntedankfest Angst ein. Ich fürchte mich nämlich vor einer Einladung bei Tiffany und dem »blöden Arsch«. So nennt Daryl ihren Freund, und zwar – und das steht einwandfrei fest – nur weil der Typ einem Date mit ihr im Weg steht.
Vielleicht würde ein festliches Dinner mit den beiden sogar Spaß machen. Aber ich glaube, Luke ist nicht bereit dafür, meine Kollegen kennenzulernen. Bisher habe ich ihn auch sicherheitshalber von Monsieur und Madame Henri und den Leuten von Pendergast, Loughlin and Flynn ferngehalten.
Genauso halte ich ihn von meiner Familie fern, der ich noch immer nicht gestanden habe, dass ich mit ihm zusammenlebe.
»Lukes Eltern kommen nach New York«, antworte ich wahrheitsgemäß.
»Wirklich?« Tiffany blickt von dem Fingernagel auf, den sie gerade feilt. »Aus Frankreich? Diese weite Reise muten sie sich zu?«
»Eh – nein, aus Houston«, sage ich nach einer kurzen
Pause, in der ich einen Anruf für Jack Flynn entgegengenommen und weitergeleitet habe. »Sie verbringen nur einen
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