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Naschkatze

Titel: Naschkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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bist du nicht. Ich habe mich blöd benommen.«
    »Nunja...« Shari lehnt sich an die Heizung. Im Honey’s ist das Dekor der Damentoilette nicht besonders elegant. Da gibt es nur ein einziges WC und ein Waschbecken, und der beigefarbene Anstrich der Wände (in der Farbe von Erbrochenem) kann die zahlreichen Graffiti-Schichten darunter kaum übertünchen. »Klar, du warst ziemlich blöd. Aber nicht schlimmer als sonst auch. Ich habe mich zu einem ganz miesen Biest entwickelt. Keine Ahnung, was mit mir los ist.«
    »Hängt’s mit deinem Job zusammen?« Der Föhn löst das Problem meiner nassen Haare. Leider schafft er’s nicht, den Biergestank aus meinem Vicky Vaughn Junior-Minikleid zu verscheuchen. Daheim muss ich meine Febreze-Flasche hervorholen.
    »Mit meinem Job hat das nichts zu tun«, jammert Shari, »ich liebe ihn.«
    »Tatsächlich?«, frage ich – unfähig, meine Verblüffung zu verhehlen. Wo sie sich doch unentwegt wegen der anstrengenden Arbeit und der Überstunden beklagt.
    »O ja. Genau das ist mein Problem. Dort bin ich viel lieber als zu Hause.«
    Ich öffne meine Meyers-Handtasche aus den Siebzigerjahren (mit zwei Fächern, in erstaunlichem Lindgrün; dafür habe ich im Vintage to Vavoom dank des Angestelltenrabatts
nur fünfunddreißig Dollar bezahlt) und suche nach irgendwas, mit dem ich mich besprühen könnte, um den Biergeruch zu mildern. »Weil du den Job so sehr liebst? Oder liebst du Chaz nicht mehr?«
    Plötzlich verzerren sich ihre Lippen, und sie schlägt die Hände vors Gesicht, um ihre Tränen zu verbergen.
    »O Share!« Mein Herz krampft sich zusammen, und ich trete vom Haartrockner weg und nehme sie in die Arme. Durch die Tür dringt das Bumm-Bumm-Bumm der Bassrhythmen in die Toilette, während die Junggesellinnen »New York, New York« kreischen.
    »Ich weiß nicht, was passiert ist«, schluchzt Shari. »Wenn ich mit ihm zusammen bin, habe ich dauernd das Gefühl, ich ersticke. Selbst wenn ich nicht bei ihm bin – irgendwie erdrückt er mich.«
    Natürlich versuche ich das zu verstehen. Dazu ist eine beste Freundin verpflichtet. Aber ich kenne Chaz schon so lange. Noch nie ist er ein Typ gewesen, der andere Leute erstickt oder erdrückt. Ganz im Gegenteil, es wäre schwierig, einen netteren, umgänglicheren Jungen zu finden. Wenn er nicht gerade über Kierkegaard quasselt. »Was meinst du? Auf welche Weise erstickt er dich?«
    »Nun ja – er ruft mich ständig im Büro an.« Wütend wischt sie ihre Tränen weg. Sie hasst es, wenn sie weint. Deshalb tut sie’s nur ganz selten. »Manchmal sogar zweimal am Tag!«
    Verwundert starre ich sie an. »Nur zweimal? Das ist wirklich nicht schlimm – ich meine, ich rufe dich viel öfter an.« Die E-Mails, die ich ihr schicke, erwähne ich nicht. Seit ich jeden Vormittag so viele Stunden an einem Arbeitsplatz mit einem richtigen Computer verbringe, auf
dem ich Notizen und Nachrichten für die Anwälte speichern soll, nutze ich das aus.
    »Das ist was anderes«, erwidert Shari. »Außerdem liegt’s nicht nur daran. Diese Sache mit der Katze...« Nachdem ich ihr verraten habe, dass Chaz gern einen vierbeinigen Freund im gemeinsamen Domizil aufnehmen würde, leidet sie an einer prompt »diagnostizierten« und zuvor nicht bekannten Allergie. Also kann sie die Wohnung keinesfalls mit irgendwas Pelzigem teilen. »Und wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, will er immer sofort wissen, wie mein Tag war. Nachdem wir schon am Telefon darüber geredet haben.«
    »Hör mal, Shari.« Ich lasse meine Arme von ihren Schultern sinken. »Über so was reden Luke und ich tausendmal am Abend.« Das ist leicht übertrieben. Aber was soll’s? »Und wenn wir nach Hause kommen, fragen wir einander immer , was wir erlebt haben.«
    »Okay. Aber ich wette, Luke liegt nicht den ganzen Tag im Apartment herum und liest Wittgenstein, geht dann einkaufen, macht sauber und backt Hafermehlkekse.«
    Meine Kinnlade klappt nach unten. »Was? Chaz geht einkaufen, macht die Wohnung sauber und backt Hafermehlkekse, während du arbeitest?«
    »Ja. Und er kümmert sich um die Wäsche. Kannst du das glauben? Während ich arbeite, erledigt er die Wäsche! Und dann faltet er alles zu diesen akkuraten Quadraten zusammen! Sogar meine Unterwäsche!«
    Misstrauisch schaue ich Shari an. Da läuft irgendwas falsch. Total falsch. »Hast du mal darüber nachgedacht? Du bist sauer auf deinen Freund, weil er dich regelmä ßig anruft, deine Wohnung sauber macht, einkaufen geht,
Kekse für

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