Nasenduscher: Roman (German Edition)
bin verheiratet und habe drei Kinder.«
»Jetzt hören Sie mir doch mal zu. Ich meine nicht bei Ihnen zu Hause. Sondern hier in der Salzgrotte.«
»Sie wollen mit mir eine Nacht in der Salzgrotte verbringen?«
»Genau … ich meine, nein. Ich würde natürlich dafür bezahlen, um hier eine Nacht bei Ihnen zu verbringen.«
Oh, der Zusatz war nicht gut. Zu dem starren Gesichtsausdruck gesellt sich nun eine aggressive rote Gesichtsfarbe. Ich habe die Dame gerade zu einer Prostituierten abgestempelt, die mit mir gegen Geld eine Nacht in der Grotte verbringen soll. Kein allzu guter Ausgangspunkt für mein Vorhaben. Ich versuche zu retten, was noch zu retten ist.
»So meinte ich das nicht. Ich würde natürlich niemals auf die Idee kommen, mit Ihnen intim werden oder eine Nacht verbringen zu wollen. Nie, nie, nie … nein, ganz bestimmt nicht. Um Gottes willen.«
Was als guter Wille zu deuten ist, interpretieren Frauen naturgemäß oftmals etwas anders. Auf meinem Kopf beginnt sich eine imaginäre rote Alarmlampe wie wild zu drehen, die mich vor einer Gefahrenstelle warnen möchte. Denn diese Form der Fehldeutung kenne ich bereits von Jana und allen anderen Frauen. Eben noch als potenzielles Vergewaltigungsopfer brüskiert, fühlt sich Frau Salz nun in ihrer Weiblichkeit beschnitten.
»Aha. Sie würden also niemals eine Nacht mit mir verbringen wollen. Wollen Sie damit sagen, ich sei unattraktiv? Sie sind wohl einer dieser Typen, die meinen, mit Frauen alles anstellen zu können.«
»Aber nein, so ist das doch gar nicht gemeint.«
»Verschwinden Sie. Und kommen Sie am besten auch nicht wieder.«
»Aber ich brauche die Luft.«
»Nicht unsere.«
»Aber Ihnen gehört doch nicht der Sauerstoff.«
»Dieser hier schon. Raus. Oder ich hole die Polizei, Sie … Sie … Lüstling.«
Die Öko-Tante scheint es ernst zu meinen. Sie drängt mich in Richtung Tür und schiebt mich hinaus.
»Jetzt beruhigen Sie sich doch. Ich will doch nur atmen.«
Hinter mir fällt die Tür ins Schloss. Dieser Stollen scheint ein für alle Mal unzugänglich zu sein. Jedenfalls für mich und meine beiden Lungenflügel.
12
Palmengarten
A uf dem Weg nach Hause besorge ich mir in einer Apotheke die verschriebenen Arzneien. Da heute ein besonders schlechter Tag ist, steigert sich meine Verzweiflung ins Grenzenlose, und ich grummele vor mich hin.
»Diese blöde Salzkuh, nur weil die mich nicht richtig verstanden hat.«
Ohne den Beipackzetteln eine besondere Beachtung zu schenken, verleibe ich mir eine Handvoll Kautabletten, drei verschiedene Sorten Schlucktabletten, einen Stoß aus der Asthmasprayflasche sowie ein paar unverdünnte Tropfen aus einer kleinen braunen Flasche ein und warte auf Besserung. Doch auch nach einer Stunde und einem Testspaziergang durch den baumbewachsenen Palmengarten mit all seinen diversen Pollenarten zeigt mein Körper außer einer noch größeren Schläfrigkeit keinerlei Reaktion. An einem Spielplatz setze ich mich auf eine Parkbank und lege den Kopf in den Nacken. Ich würde mit jedem tauschen, der keinen Heuschnupfen hat.
»Eh, kennst du?«
Zwei junge und fast auf Schneeleopardenweiß gefärbte Mädchen um die zwanzig kreuzen meine Parkbank und unterhalten sich beim Vorübergehen über die RTL -Sendung Rach, der Restauranttester . Das verstehe ich bereits nach dem ersten Halbsatz. Der noch blondere Schneeleopard der beiden dagegen nicht so recht.
»Wen?«
»Na Rach, kennst du Rach?«
»Rach, was ist dem?«
»Na halt Rach, der Restaurant.«
»Ne, kenn isch net.«
»Doch klar, kennst du. Haben wir doch bei disch gestern kurz gezappt und geguckt. Der, der so geredet hat und so.«
»Ah, der, der so geredet und so, ja klar, dem kenn isch.«
Die beiden entfernen sich aus meinem Hörbereich, und ich revidiere meine Meinung, dass ich wirklich mit jedem tauschen würde. Stattdessen krame ich mein Handy heraus und rufe in der Praxis von Dr. Glombik an, wo sich die Sprechstundenhilfe meldet. Ich schildere ihr mein Problem, und sie stellt mich zur Ärztin durch.
»Glombik.«
»Süßemilch noch mal. Ich war heute Vormittag in Ihrer Praxis.«
»Der Herr mit der aggressiven Allergiereaktion. Ich erinnere mich.«
Herrlich einfühlsam diese Ärzte.
»Äh, ja. Genau der.«
»Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Sie sagten, ich solle mich erneut bei Ihnen melden, wenn die Medikamente nicht anschlagen.«
»Ja. Und?«
»Sie schlagen nicht an.«
»Haben Sie die Kautabletten denn schon probiert?«
»Ja.
Weitere Kostenlose Bücher