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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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zurückziehen zu wollen. Dann gelang es Saiph noch, eine Mitteilung zu entschlüsseln, die ihnen für die weitere Suche wahrscheinlich sehr nützlich sein konnte.
    An dem Abend, als sie ihren baldigen Aufbruch beschlossen, sprach er mit Talitha darüber. Er fühlte sich viel besser und war schon immer mal wieder aufgestanden und in der Höhle herumgegangen, obwohl ihm dabei regelmäßig schmerzhafte Stiche durch den Oberkörper fuhren. Weil er Talitha aber nicht beunruhigen wollte, hatte er ihr nichts davon gesagt, und so kamen sie überein, dass es an der Zeit sei, sich wieder auf den Weg zu machen.
    »In Verbas Tagebuch habe ich gelesen«, erklärte er, »dass er lange im Verbotenen Wald gelebt hat und auch regelmäßig dorthin zurückgekehrt ist. Und dann ist da noch die Rede von einer Höhle hoch oben im Gebirge, im ewigen Schnee.«
    »Dann meint er also jenen Teil des Verbotenen Waldes, der an das Reich des Winters grenzt«, sagte Talitha.
    »Ja. Ich glaube nicht, dass es darüber hinaus noch andere Gebirge im Verbotenen Wald gibt. Es sollte uns also nicht allzu schwerfallen, ihn wieder aufzuspüren«, bemerkte Saiph.
    »Aber wir werden dort Schwierigkeiten mit dem Atmen bekommen, nach dem, was so alles über den Verbotenen Wald erzählt wird …«
    Saiph nickte. »Am besten machen wir es wieder so wie damals, als wir die lange Strecke auf dem Drachen geflogen sind. Einen Luftkristall haben wir ja dabei«, sagte er und deutete auf den über ihren Köpfen angebrachten Stein, »und dann ver sorgen wir uns wieder mit Talareth-Zweigen, in denen Atemluft gespeichert ist. Das wird schon gehen.«
    »Ist gut«, antwortet Talitha, »morgen früh machen wir uns auf den Weg. Aber wir setzen uns eine Frist. Sollten wir Verba innerhalb von zwei Monaten nicht gefunden haben, geben wir auf. Wenn Cetus diese Welt tatsächlich verglühen lässt, will ich meine letzten Tage nicht damit vergeuden, diesem Gespenst nachzujagen.«
    »Und was willst du stattdessen tun?«
    »Das, was nur gerecht ist. Ich will meinem Vater vergelten, was er mir und deinem ganzen Volk angetan hat.«
    »Wenn unser ganzer Planet zerstört ist, wird niemand mehr da sein, an dem du dich rächen kannst.«
    »Zwei Monate«, beharrte Talitha. »Ich weiß gar nicht mehr, ob es unser Planet verdient hat, gerettet zu werden. Das ganze Unrecht, das wir in jüngster Zeit gesehen haben … Vielleicht hat Verba ja Recht, vielleicht soll unsere Welt untergehen.«
    Saiph begriff, dass er sie nicht von ihrem Entschluss abbringen konnte. »Meinetwegen. Zwei Monate also.«
    Talitha nickte, warf sich dann auf ihr Lager und zog sich die Felle bis zum Kinn hoch. Saiph legte sich ebenfalls schlafen, doch als er hörte, dass ihre Atemzüge tiefer und länger wurden, stand er noch einmal auf und holte wieder das Tagebuch und das Pergamentblatt hervor.
    Wenn er das Mädchen retten wollte, das einmal seine Herrin gewesen und nun sein einziger Lebenssinn war, durfte er nicht ruhen. Die Zeit drängte.

4
    D ie Sonnen waren noch nicht aufgegangen, als Talitha und Saiph sich auf den Weg machten. Aus der Höhle nahmen sie die wenigen verbliebenen Lebensmittel sowie alle sonstigen Gegenstände mit, die sie brauchen und in ihren Quersäcken verstauen konnten.
    Saiph löste den großen Luftkristall von der Decke, und Talitha zerschlug ihn mit dem Schwert in kleine Stücke, die sie um den Hals tragen konnten. Einige steckte sie ein, zwei aber suchte sie sich aus und knüpfte Lederbänder daran, sodass sie die Steine sogleich anlegen konnten.
    Draußen vor der Höhle empfing sie die kalte Morgenluft. Zum ersten Mal erblickte Saiph die weiten verschneiten Flächen, die sich zu ihren Füßen ausbreiteten. Er erinnerte sich nicht, wie man ihn hier herauftransportiert hatte. Die letzten Bilder in seinem Kopf zeigten nur den Weg, der aus Orea hinaus in die Berge führte, und so verschlug ihm der Ausblick den Atem. Vor ihnen lag das Reich des Winters mit endlosen Reihen von Talareths, verbunden durch schmale Baumpfade, die der Raureif geweißt hatte, sodass sie wie die Fäden eines Netzes aussahen, das eine überdimensionale Spinne gewoben hatte. Doch an einem bestimmten Punkt brachen alle Baumpfade ab, und er sah nur noch eine grenzenlose weiße Fläche. Gar nicht so weit entfernt aber konnte er mächtige Rauchsäulen ausmachen, die zum Himmel aufstiegen, sowie schwarze Pünktchen, die wie Insekten in der Luft kreisten, als würden sie eine Lichtquelle umschwirren. Drachen, Drachen in solch

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