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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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müde.
    »Jedenfalls müssen wir einige Tage warten. Bis dahin wird sich die Anspannung sicher etwas gelegt haben.«
    »Ich hab nichts dagegen, hier zu bleiben.«
    »Im Ernst?«, fragte Saiph.
    »Ja, zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, an dem Ort zu sein, der zu mir passt.«
    »Wenn Cetus uns alle verbrennt, wird es bald überhaupt keine Orte geben, ob sie nun zu dir passen oder nicht.«
    Talitha stieß genervt die Luft aus. »Meinetwegen, du alter Spielverderber, dann studier doch weiter Verbas Tagebuch. Sonst wissen wir ja gar nicht, wo wir nach ihm suchen sollen.«
    Das ließ sich Saiph nicht zweimal sagen. Er holte Verbas Aufzeichnungen hervor und hockte sich damit in eine Ecke. Im matten Licht einer Kerze vertiefte er sich darin und entschlüsselte mühsam, Wort für Wort, Verbas Eintragungen.

Zweiter Teil

15
    W ährend sie auf den passenden Moment für die Flucht warteten, bemühte sich Talitha vor allem, nicht besonders aufzufallen. Sie aß mit den Rebellen, kleidete sich wie sie und half bei allen Arbeiten, die im Lager anfielen. Doch sosehr sie sich auch anstrengte, vertraute ihr niemand so richtig, und im Kampf hätte niemand sie an seiner Seite haben mögen. Und das nicht nur, weil sie eine Talaritin, sondern auch weil sie eine Frau war. Für Talitha war diese Einstellung ungewohnt, denn bei den Talariten war der Umgang mit Waffen nicht nur den Männern vorbehalten. Gewiss, Frauen, die in die Garde eintraten, waren überwiegend von niederem Stand und leisteten ihren Dienst meistens in den Kasernen der Städte und nicht an vorderster Front, in echtem Kampfgeschehen. Aber es fand auch niemand eigenartig, eine Frau mit einem Schwert zu sehen. Bei den Femtiten hingegen war das vollkommen anders. Die Frauen, die in Sesshas Enar lebten, durften nicht aktiv an den Kampfhandlungen teilnehmen. Die Dolche, mit denen sie bewaffnet waren, dienten d er Selbstverteidigung, und ihre Aufgaben im Lager beschrä nkten sich auf die Zubereitung des Essens für die Männer, das Reinigen der Waffen sowie andere Dinge, die höchstens entfernt mit ihrem Kampf zu tun hatten: das Auskundschaften feindlicher Stellungen, das Überbringen von Meldungen, das Aufrechterhalten der Verbindungen zu anderen Einheiten. Nicht zufällig betrachteten daher alle voller Misstrauen das mächtige Schwert, das die junge Talaritin am Gürtel trug.
    In diesen Tagen, an denen sie sich im Dorf frei bewegen konnte, hatte Talitha Gelegenheit, sich die Lebensumstände und Gewohnheiten der Rebellen genauer anzuschauen.
    Obwohl sie nicht in die Planung der militärischen Operationen eingeweiht war, wurde ihr rasch deutlich, dass die Rebellen gelernt hatten, die wenigen Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, bestmöglich zu nutzen. So zum Beispiel die Drachen: Im Verbotenen Wald waren die verschiedensten Drachenarten, jeder Ausprägung und Größe, zu Hause. Manche waren jenen ähnlich, die Talitha von zu Hause kannte, andere waren sehr viel kleiner, besaßen Flügel oder auch keine, oder verfügten sogar – wie sie beim Flug über den Verbotenen Wald hatte sehen können – über die Fähigkeit, in den ätzenden Wassern der Seen zu leben.
    Eine spezielle Rasse war ihr besonders aufgefallen: die Emipiren. Sie waren nicht viel größer als eine Hand, schwarz, und besaßen große Flügel von einem herrlichen Kobaltblau sowie einen schmalen Kopf und einen spitzen Schnabel. Die Vorderbeine fehlten, dafür aber waren die Hinterbeine umso kräftiger entwickelt, während sich die Flügel zwischen unverhältnismäßig langen, mit Krallen besetzten Zehen spannten. Ihr hervorstechendstes Merkmal aber war ihre ungeheure Fluggeschwindigkeit. Kein Drache in ganz Talaria konnte es darin mit ihnen aufnehmen, zumal sie überraschend widerstandsfähig waren und problemlos weite Strecken zurücklegten. Sie waren unermüdlich und besaßen außerdem einen fantastischen Geruchssinn, sodass sie auch entfernteste Ziele mit unglaublicher Präzision anflogen.
    Aus diesem Grund setzten die Rebellen sie als Boten ein: War den Brüdern in einem anderen Lager etwas Wichtiges mitzuteilen, befestigten sie die Nachricht – streng verschlüsselt natürlich – am Bein eines Emipiren und ließen ihn losfliegen. Lag das Ziel näher als einen Tagesflug, raste der Drache ohne Pause durch die Lüfte dorthin. War die Entfernung größer, nutzten sie Zwischenstationen, die man längs des Weges eingerichtet hatte, wo die erschöpften Emipiren durch frische Drachen ersetzt

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