Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
geworden.
Damals tötete ich nicht für ein höheres Ziel, jetzt aber schon , dachte sie, während der Kampf um sie herum immer heftiger tobte.
Saiph kämpfte an ihrer Seite, schlug aber nur zu, wenn es unumgänglich war, um sie zu beschützen. Keinen Moment verlor er sie aus den Augen, und zweimal schlug er, ohne dass sie es merkte, Gardisten nieder, die sie von hinten überraschen wollten.
Nachdem sie noch einen weiteren Gegner mit zwei blitzschnellen Schwerthieben niedergemacht hatte, blickte sie auf und schaute sich um. Kein Feind mehr in Sicht. Aber der Gestank von Blut, Asche und Tod war so stark, dass ihr davon schwindelig wurde. Sie keuchte, und die furchtbaren Schmerzen, die sie während des Kampfes verdrängt hatte, überkamen sie nun umso heftiger.
»Bist du in Ordnung?«, fragte Saiph neben ihr. Das beunruhigende Funkeln in ihren Augen war noch stärker geworden. Talitha war nicht bei sich, sondern wurde verzehrt von einem Feuer, das sie wie die Krieger werden ließ, die nur kämpften, um zu töten.
»Wir haben gesiegt. Nur das zählt«, antwortete sie. Um sie herum war der Boden mit Leichen, größtenteils Gardisten, übersät. Die femtitischen Gefangenen waren befreit worden, und Gerner rief alle Krieger zu sich und informierte sich, ob alle unversehrt waren und welche Opfer es gegeben hatte.
Erst in diesem Moment bemerkte Talitha, dass Saiph verwundet war. An seinem linken Arm zeichnete sich ein langer blutender Streifen ab. »Lass mal sehen, dich hat’s erwischt«, rief sie.
Saiph nickte und biss die Zähne zusammen. »Ja, aber mach kein Theater. Ich will die Wunde später irgendwie verbinden, ohne dass es jemand merkt. Sonst wissen bald alle, dass ich Schmerz empfinde.«
Ausgerechnet in diesem Moment trat ein Heiler auf sie zu. »Was ist mit deiner Wunde, Saiph? Die sieht nicht gut aus. Warte, ich werde mich sofort darum kümmern«, sagte er beflissen.
In jeder Rebellengruppe tat mindestens ein Heiler Dienst. In den meisten Fällen behandelten sie, ohne sich auf ein magisches Wissen stützen zu können, nur mit traditionellen Mitteln, die längst nicht so effektiv wie die Behandlungsmethoden einer Priesterin waren.
»Das ist doch bloß eine Schramme«, versuchte Saiph die Sache herunterzuspielen.
»Aber ich muss sie wenigstens säubern, sonst könnte sie sich entzünden.«
Noch bevor Saiph sich dagegen wehren konnte, hatte der Heiler seinen Arm ergriffen und fuhr recht grob mit einem Lappen über die Wunde.
Saiph bemühte sich nach Kräften, keinen Laut von sich zu geben, aber der heftige Schmerz, der ihn sofort überkam, machte es fast unmöglich.
»Lass nur, ich kümmere mich darum«, mischte sich Talitha ein, als sie Saiphs schmerzverzerrtes Gesicht sah.
»Wieso? Das ist doch meine Aufgabe …«, widersprach der Heiler.
Talitha griff zum Schwert eines Gardisten, das wenig entfernt am Boden lag, und hebelte mit ihrem Dolch den Luftkristallsplitter heraus, der in die Klinge eingefügt war.
»Meine auch«, sagte sie zum Heiler und fügte hinzu, während sie ihm den Kristall zeigte: »Und Magie ist da sehr hilfreich. Damit kenne ich mich besser aus.«
Der Heiler schüttelte den Kopf und trat zur Seite.
» Danke«, murmelte Saiph, während Talitha einen schwach en Zauber auf seinen Arm einwirken ließ.
»Früher oder später wirst du mit der Wahrheit herausrücken müssen«, flüsterte sie ihm zu, sodass die anderen Femtiten sie nicht hörten.
»Nicht wenn wir wirklich verschwinden, wie wir es geplant hatten«, antwortete Saiph. »Wir müssen die Gelegenheit nutzen, die uns die gewonnene Schlacht bietet. Wenn wir zurück sind, wird es im Dorf sicher großen Trubel geben. Da wird der Sieg die ganze Nacht ausgelassen gefeiert. Das ist der passende Zeitpunkt für uns. Ich habe das Tagebuch so weit entschlüsselt, dass ich mir denken kann, wo Verba möglicherweise untergetaucht ist.«
In ihrem Blick erkannte Saiph, dass Talitha weiter zögerte.
»Aber sicher bist du dir nicht, oder?«, fragte sie skeptisch.
»Nein, wie sollte ich? Aber genauer als jetzt werden wir es niemals wissen. Und solch eine gute Gelegenheit zur Flucht wird sich uns in nächster Zeit nicht mehr bieten. Außerdem, du hast ja selbst alle Anzeichen bemerkt … Wir können unser e Mission nicht länger aufschieben.«
Talitha nickte, nachdenklich und betrübt. »Ja, eigentlich hast du Recht«, sagte sie, »die Mission kann nicht warten. Aber andererseits kann ich auch deine Mitbrüder nicht im Stich lassen.
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