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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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    Während zwei Gardisten das schwere Tor verrammelten, wandte sie sich seufzend ab und machte sich wieder auf den Weg aus der Stadt hinaus.
     
    Der Rückweg war anstrengend. Sie war müde, und beim Laufen fielen ihr fast die Augen zu. Je näher sie aber der verlassenen Herberge kam, desto deutlicher empfand sie eine tiefe Genugtuung. Sie hatte es geschafft. Und das ganz allein. Allein hatte sie die Stadt erkundet, hatte alles besorgt, was sie unbedingt brauchten, und sogar schon Pläne geschmiedet, wie sie in den Kerker hineingelangen konnten. Natürlich war dieser Plan noch nicht im Detail ausgearbeitet, aber die Grundidee war vorhanden. Es machte sie einfach stolz, so lange, ohne Verdacht erregt zu haben, in Alepha herumgelaufen zu sein. Endlich schienen sich die Dinge so zu entwickeln, wie sie sich das vorgestellt hatte, und das Glück begann, sich ihnen zuzuwenden. Diese positiven Gedanken ließen sie den langen Rückweg durchstehen. Zur dritten Stunde vor Sonnenaufgang war sie endlich am Ziel. Todmüde, aber auch sehr zufrieden, riss sie mit strahlendem Gesicht die Tür auf. Saiph lag in seine Decke gefüllt bei der Feuerstelle.
    »Endlich! Du bist zurück«, sagte er und richtete sich auf.
    »Ja, und du wirst staunen, was ich alles mitgebracht habe. Es ist alles glattgegangen.«
    Sie bückte sich, um ihre Tasche abzustellen, als sie plötzlich am Hals gepackt und hochgerissen wurde. Während sie noch wahrnahm, wie Saiph erstarrte, spürte sie etwas Kaltes auf der Haut. Jemand hielt ihr ein Messer an die Kehle.
    »So? Alles glattgegangen. Das glaubst aber auch nur du.«

29
    S aiph reagierte blitzschnell. Er griff zu Verbas Schwert und sprang auf, aber auch der andere war nicht langsamer. Ihm reichte es, den Druck nur ein klein wenig zu erhöhen, und ein rotes Rinnsal rann über die Klinge und verlor sich unter Talithas Weste, zwischen ihren Brüsten.
    »Bleib, wo du bist!«, rief er.
    Das Schwert auf halber Höhe vorgereckt, hielt Saiph inne.
    »Keine Bewegung, oder ich schneide ihr den Kopf ab«, knurrte der Angreifer mit tiefer, kehliger Stimme.
    Talitha konnte den Mann nicht sehen.
    Sie spürte bloß seinen warmen Atem an ihrem Ohr, die raue Haut seines Unterarms und die aufs Äußerste angespannten, stahlharten Muskeln darunter.
    Einen Moment lang war alles erstarrt, dann zog Saiph langsam das Schwert zurück.
    »So ist es brav, wie ich sehe, hast du verstanden«, höhnte der Angreifer.
    Doch anders als erwartet, führte Saiph sich die Schwertklinge an die eigene Kehle. Mit unerschütterlicher Entschlossenheit starrte er dem Mann ins Gesicht. »Lass sie los, sonst ...!«
    »Was sonst?«, erwiderte der andere verwirrt und gleichzeitig amüsiert.
    »Sonst töte ich mich. Auf meinem Steckbrief steht doch ›lebendig‹, oder?«

    Das Mädchen war starr vor Schreck.
    »Mag sein«, antwortete der Mann.
    »Dann lass sie los. Sofort.« Und indem er ein wenig Druck mit der Klinge ausübte, ritzte sich er sich die Haut auf, und das mit einem Gesichtsausdruck, wie ihn Talitha noch nie bei ihm gesehen hatte. Er machte ihr Angst.
    Der Mann kicherte. »Glückwunsch, keine schlechte Idee. Heldenhaft geradezu. Dann hast du wohl deswegen das Kloster angezündet, um dich mal eine Zeit lang mit dieser hübschen Talaritin zu vergnügen.«
    Noch fester presste sich Saiph die Klinge ins Fleisch, Blut trat hervor und lief ihm den Hals hinunter.
    »Hör auf, Saiph!«, schrie Talitha, aber der Mann schlang den Unterarm noch fester um ihre Kehle und erstickte ihre Stimme.
    »Lass es nicht drauf ankommen. Ich werde es tun. Lass sie los«, ließ Saiph sich nicht beirren.
    »Ihr seid etwas voreilig, du und deine schöne junge Gräfin ...«
    Plötzlich bewegte sich ein Schatten hinter Saiph so schnell, dass Talitha nur das Weiß seines Gewandes und das Aufblitzen seiner Klinge ausmachen konnte. Wie aus dem Nichts war er aufgetaucht, riss Saiph Verbas Schwert aus der Hand und schleuderte es fort. Dann trat er schwungvoll aus der Drehung zu und warf ihn zu Boden, wo er auf dem Rücken liegen blieb. Im nächsten Moment schon war der Schatten über ihm und hockte sich auf seine Brust, so dass er sich nicht mehr rühren konnte.
    All das hatte nur den Bruchteil eines Augenblicks gedauert. Die Bewegungen dieser Gestalt waren so unglaublich rasant und flüssig, dass Talitha sie nur dank ihrer Ausbildung bei der
Garde hatte verfolgen können. Deswegen fiel es ihr umso schwerer zu glauben, was sie jetzt erkannte: Der Schatten

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