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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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Kopfgeldjäger, der ihn geschnappt hatte, überstellt worden war, sondern von einer Kopfgeldjägerin, die Ersteren um seinen Fang erleichtert hatte. »Sie hat ihn umgebracht, vor meinen Augen, ohne mit der Wimper zu zucken. Noch nie habe ich eine derart kaltblütige Frau gesehen«, schloss er jedes Mal seine Erzählung.
    Das war es, was Melkise fürchtete. Gut möglich, dass ihm selbst schon einmal Ähnliches widerfahren war. Jedenfalls war er so beunruhigt, dass er sogar das Risiko einging, sie mit Grif allein zu lassen, nur um ihren Fang zu melden und sich auf diese Weise abzusichern. Und wenn das so war ...
    Ganz langsam, so als traue er sich nicht so recht, sich nach langen Tagen der Mutlosigkeit einer neuen Hoffnung hinzugeben,
verzog Saiph das Gesicht in der Dunkelheit zu einem Lächeln.

    Am nächsten Tag machten sie Halt bei einem Gasthaus und hörten mit, wie Melkise dort, zeitweise sehr lebhaft, mit jemandem feilschte. Schließlich kamen seine schweren Schritte wieder auf sie zu.
    »Einverstanden, mir bleibt keine andere Wahl«, sagte er zu Grif. »Ich hab den Wirt gut dafür bezahlt, dass wir sie bei ihm im Drachenstall lassen können. Dort schließen wir sie ein, und du behältst die Tür gut im Auge. Verstanden?«
    Saiphs Herz begann schneller zu schlagen.
    Melkise packte sie an den Schultern und stieß sie in den Stall. Sein Griff fühlte sich grob und fahrig an. Erst nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm er ihnen die Kapuzen ab. Sein Gesicht wirkte so angespannt, wie es Saiph noch nie bei ihm gesehen hatte. Wieder holte er die Eisenringe hervor, mit denen er sie am ersten Tag gefesselt hatte, legte sie ihnen an und befestigte die Ketten, mit denen sie verbunden waren an den schweren Metallringen an der Wand hinter ihnen. Es war ein großer Stall. Die ganze Fläche war mit Stroh ausgelegt, in einer Ecke stand ein mit Wasser gefüllter Eimer, und in der Luft lag der beißende Gestank von Exkrementen.
    »Macht bloß keine Dummheiten«, warnte Melkise sie und blickte dann zu Grif. »Und du passt gut auf sie auf.« Der Junge nickte eifrig und verließ dann mit seinem Herrn, der jetzt seine Kapuze hochschlug, den Stall. Saiph und Talitha hörten noch, wie ein Riegel vorgeschoben wurde.
    Saiph sah sich um. Ihre Wandertaschen standen in einer
Ecke, und sogar das Bündel mit dem Schwert lag dort. Sein Herz schlug höher. Sofort zerrte er an den Ringen, in denen seine Handgelenke steckten.
    »Was hast du vor?«, fragte Talitha.
    »Ich versuche, mich zu befreien. Dein Vater ist nicht mehr in Mantela, und das ist schon mal eine gute Neuigkeit. Nun hat Melkise beschlossen, allein in die Stadt zu gehen, um unsere Gefangennahme zu melden, aber er fliegt mit einem Drachen hin, um schneller wieder zurück zu sein.« Während er berichtete, beschäftigte sich Saiph weiter mit seinen Ketten.
    »Ich verstehe immer noch nicht ... Du meinst, wir sind mit Grif allein?«
    »Ja, und es beunruhigt ihn mehr, was dort draußen vor sich geht, als das, was wir tun könnten. Die beiden sind so besorgt, dass sie noch nicht einmal daran gedacht haben, dein Schwert nicht in unserer Nähe zu lassen.« Mit dem Kinn deutete er auf das Bündel. Die Hände, die an dem Eisen schabten, wurden langsam blau.
    Talitha verharrte einen Moment. »Jetzt verstehe ich ... Sie haben Angst, dass ihnen irgendein anderer Kopfgeldjäger in die Quere kommt«, sagte sie leise.
    »Genau.«
    Sie beobachtete, dass Saiphs Hände immer blauer wurden und anschwollen. »Nein, hör auf, du tust dir weh«, flüsterte sie besorgt.
    »Du weiß doch, ich spüre keinen Schmerz.«
    »Schon, aber das bedeutet doch nicht, dass du dir nicht wehtust.«
    Aber Saiph ließ sich nicht beirren und zog und zerrte mit noch mehr Kraft. Ein erstes, dünnes Rinnsal Blut rann über
seinen Daumen, und seine Miene war von der Anstrengung verzerrt.
    »Verdammt noch mal, Saiph, es muss einen anderen Weg geben ...«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, entweder so, oder wir können nur noch hoffen, dass uns tatsächlich jemand überfällt. Dann wäre Grif wahrscheinlich so abgelenkt, dass wir uns aus dem Staub machen können.«
    »Aber deine Hände passen da einfach nicht durch. Unmöglich.«
    Saiph machte weiter. Mittlerweile waren seine Handgelenke von blutenden Rändern gesäumt. Die Eisen waren tatsächlich etwas hinuntergerutscht, aber längst noch nicht weit genug.
    »Hör auf, bitte, lass mich es versuchen ...«
    »Nein, auf gar keinen Fall. Mit tut es nicht weh,

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