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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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sich dann neben der Tür kampfbereit auf.
    »Was ist da eigentlich los?«
    »Wahrscheinlich das, was Melkise befürchtet hat«, antwortete Saiph. »Die Kopfgeldjäger machen sich die Beute streitig. Also, wir machen es so, wie ich gesagt habe.«
    Draußen schepperten die sich kreuzenden Klingen, aufgeregtes Stimmengewirr erscholl, Kampfgeschrei, schließlich einige dumpfe Schläge, wahrscheinlich von Körpern, die zu Boden sanken. Dann kehrte Stille ein.
    Ein erster Schlag traf die Tür, dann ein zweiter, fester noch. Beim dritten Schlag zerbarst sie in unzählige Splitter. Wie der Blitz war Saiph zur Stelle und warf die Kette. Die wickelte sich um den Hals eines großen, langhaarigen Mannes, der sofort nach den Eisen griff, um sie abzuschütteln. Doch Saiph war schneller, zog mit aller Kraft an der Kette und drehte sich dabei um die eigene Achse. Der Mann wurde gegen die Wand geschleudert, und Talitha hörte deutlich, wie seine Knochen brachen. Die Kette fest um den Hals gewickelt, stürzte er zu Boden und blieb dort liegen.
    Mit einem Schrei, das Schwert erhoben, stürmte sie vor. Doch der zweite Angreifer, ein kleiner gedrungener Kerl ohne ein Haar auf dem Kopf, ließ sich nicht überraschen. Instinktiv parierte er Talithas ersten Hieb, schwang in einer mächtigen Kreisbewegung seine Waffe und durchbrach ihre Deckung. Die Arme gespreizt, während das Gewicht ihres
Schwertes sie zurückzog, kam das Mädchen aus dem Gleichgewicht. Siegeszuversicht blitzte in den Augen ihres Gegners auf. Doch sofort begriff sie, was sie zu tun hatte. Während der Dicke ausholte, um den nächsten Stoß zu setzen, der auf ihre Beine zielte, ließ sie sich mit dem Schwung ihres eigenen Schwertes weiter zurückfallen, stützte sich aber mit der linken Hand am Boden ab, bevor sie auf der Erde landete. Und während ihr Gegner, von der Wucht seines Stoßes mitgerissen, vorwärtsstolperte, rutschte Talitha unter ihm hinweg, drehte sich blitzartig um und schnellte, das Knie ausgestreckt, in einer einzigen blitzartigen Bewegung hoch. Mit der Klingenspitze zielte sie auf die Flanke des Feindes, und der Stoß traf.
    Der Mann brüllte vor Schmerz, stürmte aber gleich wieder auf sie zu und packte ihr Handgelenk. Klinge gegen Klinge konnte sie ihn bezwingen, doch im Zweikampf reiner Körperkräfte hatte sie kein Chance, selbst wenn der Mann verletzt war. Immer fester griff er zu, und Talitha widerstand so lange sie konnte, doch schließlich knickte sie ein, und er rammte ihr den Ellbogen ins Gesicht, sodass sie benommen zu Boden ging. Als sie sich berappelte und aufschaute, war der Feind schon über ihr und versuchte, sie festzuhalten.
    Doch plötzlich tauchte aus der Brust des Mannes eine Klinge auf, ihre Klinge. Der Angreifer stöhnte auf und sackte dann über ihr zusammen. Hinter ihm stand Saiph, mit Verbas Schwert in Händen.
    Er zog den schlaffen Leib von ihr weg und half ihr auf. »Das ist deins«, sagte er und reichte ihr das Schwert. Talitha nahm es entschlossen entgegen.
    Sie griffen ihre Wandertaschen und hasteten durch die Tür, blieben aber noch einmal abrupt stehen. Am Boden lag
Grif, die Hände auf den Leib gepresst. Sein Gesicht, obwohl bleich wie ein Leintuch, zeigte kein Spur von Schmerz. Doch in seinem Blick stand Furcht, die namenlose Furcht aller Femtiten angesichts von Verwundungen, eine Furcht, die ihnen, trotz der Verdammung zur Schmerzlosigkeit, über Jahrhunderte das Überleben ermöglicht hatte.
    Ein Kind, dachte Talitha, er ist noch ein Kind.
    Saiph stieß einen Fluch aus und wollte schon weiter, doch seine Herrin legte ihm eine Hand auf Arm und hielt ihn zurück. Sie kniete nieder und schob sachte Grifs Hände auseinander. Viel Blut war darunter, doch die Wunde schien nicht sehr tief zu sein, allerdings würde er mit Sicherheit daran verblutete.
    »Wo ist mein Anhänger«, fragte sie ihn in sanftem Ton.
    Grif rührte sich nicht.
    »Ich könnte einen Heilzauber versuchen«, erklärte sie Saiph, der jetzt neben ihr kauerte.
    Plötzlich bewegte sich Grif und versuchte, schwer atmend, Zeichen in die Luft zu malen.
    Saiph drückte seine Hand. »Mach dir keine Gedanken. Besser hättest du uns nicht bewachen und beschützen können. Dein Herr wird es einsehen. Deshalb lass dir von uns helfen.«
    Die Augen des Jungen füllten sich mit Tränen, während er mit der freien Hand in seiner Jacke kramte. Er holte den Anhänger hervor und reichte ihn Talitha. Die hängte ihn sich um den Hals und legte das Schwert vor sich auf den

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