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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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kletterte, die Astgabelung des Talareths entlang,
ein Stück den Baum hinunter. Lautlos folgte ihm Talitha. Die Schritte über ihnen kamen näher.
    »Du vergeudest nur unsere Zeit. Sieh doch: Dort sind die Spuren des Drachen. Sie sind längst weiter.«
    »Lass mich mal machen. Ich hab was gehört.«
    Immer weiter kletterten sie hinunter. Der Unterstand befand sich schon einige Ellen über ihnen. Unter ihnen glänzte dunkles Gras. Schließlich hielt Saiph an, und das Mädchen kletterte zu ihm und hockte sich neben ihn. Hier unten war die Luft so dünn, dass sie kaum atmen konnten, und so beugten sie sich über ihren Luftkristall. Die Äste weit über ihnen bewegten sich heftig: Die Männer mussten den Unterstand betreten hatten. Die Flüchtenden hörten das Rascheln, als sie das Laubwerk durchforsteten.
    »Ich hab doch gesagt, das ist reine Zeitverschwendung.«
    »Schon gut, schon gut...«
    Der andere fluchte, und langsam entfernten sich die Stimmen wieder.
    Talitha und Saiph rührten sich nicht und warteten noch eine ganze Weile, bis sie endlich wieder zum Unterstand hinaufkletterten. Dabei ließen Saiphs Hände Blutspuren auf der Rinde der Äste zurück, und das Mädchen bemerkte, dass die Wunden immer heftiger bluteten.
    Als sie den Unterstand wieder erreicht hatten, ergriff sie Saiphs Handgelenke, konzentrierte sich und sprach eine Formel. Es waren nur wenige Worte, die aber sofort den Luftkristall auf ihrer Brust erstrahlen ließen. Bald waren Saiphs Hände von einem rötlichen Licht umgeben, aber Talitha hielt die Konzentration noch weiter aufrecht, bis ein Zittern die Hände durchlief. Dann erlosch das Licht, und sie lehnte sich erschöpft gegen die Wand aus Ästen zurück.

    »Ich hab die Wunden desinfiziert und den Heilungsprozess beschleunigt. Die Gefahr einer Infektion dürfte gebannt sein.«
    »Danke.«
    Sie holte einen Kanten Brot und zwei Äpfel aus der Wandertasche hervor, von denen sie einen dem Jungen reichte. Doch kaum hatte sie den ersten Bissen im Mund, kam es ihr so vor, als ob alles widerlich nach Blut schmeckte.
    Saiph sah ihr angeekeltes Gesicht und nickte. »Ich weiß, auch für mich war es hart, aber wir müssen wieder zu Kräften kommen. Wer weiß, was uns noch alles erwartet.
    »Daran will ich gar nicht denken. Wir sind frei, und nur darauf kommt es an. Frei, Saiph, und am Leben.«
    Wenig später fielen ihnen die Augen zu, und sie sanken in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

    Kurz vor dem Morgengrauen erwachten sie. Saiph stand sofort auf und bemühte sich, einen klaren Kopf zu bekommen. Talitha kümmerte sich als Erstes um seine Wunden. Sie betrachtete sie genau und erkannte, dass sich zwar die Haut an vielen Stellen noch nicht geschlossen hatte, aber auch nichts auf eine Infektion hindeutete.
    Saiph holte Lantis Karte hervor, die in den Tagen der Gefangenschaft fast in Vergessenheit geraten war. Er entrollte sie und versuchte, ihren Standort auszumachen.
    »Ich denke, wir sind gar nicht so weit vom richtigen Weg abgekommen. Danyria mit der Festung im Reich des Winters liegt gleich hinter der Grenze, das heißt, wenn wir auf Nebenwegen weiterziehen ... Warte, am Ufer des Relio-Sees liegt Cresa, ein Städtchen mit der größten Flugdrachen-Aufzucht ganz Talarias. Ich habe da eine Idee ...«

    »Und die wäre? Du willst doch keinen Flugdrachen stehlen?«
    »Warum nicht? Die Festung liegt in schwer zugänglichem Gelände, und wir sind nicht in der Verfassung, einen so beschwerlichen Weg zu bewältigen. Im Reich des Winters sind die Baumpfade sehr steil und häufig vereist; so manch einer hat den Versuch, sie zu Fuß und ohne die passende Ausrüstung zurückzulegen, mit dem Leben bezahlt.«
    »Nein, Saiph, das ist völlig verrückt. Dann müssten wir ohne den Schutz eines Talareths fliegen. Wie sollen wir da atmen?«
    »Wir haben deinen Luftkristall.«
    »Ich glaube nicht, dass dessen Atemluft reichen würde.«
    »Vielleicht habe ich auch da die passende Idee«, murmelte Saiph nachdenklich. »Also, wenn ich recht verstehe, ist dein Luftkristall zu klein ist, um in größerer Distanz von den Talareths längere Zeit Atemluft zu speichern. Aber wenn wir uns nicht dicht bei den Bäumen halten können, müssen sich die Bäume eben dicht an uns halten.«
    »Das hört sich ja noch verrückter an.«
    »Wieso?« Saiph riss einen laubbesetzten Zweig aus dem Astgeflecht des Baumpfades ab. »Wie lange bleibt ein vom Baum gelöster Talarethzweig frisch?«
    »Im Kloster habe ich gelernt, dass er noch

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