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Nashira

Nashira

Titel: Nashira
Autoren: L Troisi
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Gefängnisses. Über eine Innentreppe, die bis ganz nach oben führte, gelangte man zu den Zellen, deren Eisentüren fast alle offen standen. Am Boden lagen überall Leichen. Gardisten, aber auch Häftlinge, in Lumpen gehüllt.
    Talitha näherte sich den Toten. Es waren fast alle Talariten.
    »Was ist passiert?«, rief sie laut, um das Rauschen des Windes zu übertönen. Ihr wurde übel, und in ihrem Kopf drehte sich alles.
    »Bestimmt ein Aufstand. Wahrscheinlich haben meine Leute, die Femtiten, die Wachen überwältigt und sind geflohen.«
    »Wir müssen in den Zellen nachsehen.«
    »Wenn der Ketzer überlebt hat, ist er auch geflohen.«
    »Schon möglich. Aber wir müssen trotzdem nachschauen«, ließ sich das Mädchen nicht beirren. »Wir haben solch einen weiten Weg hinter uns und dürfen nichts unversucht lassen.«
    Sie stiegen die Treppe hinauf. Obwohl diese von unten heil ausgesehen hatte, war sie einsturzgefährdet und an vielen Stellen von Brandspuren gezeichnet. Bei dem blutigen Aufstand war offensichtlich Feuer gelegt worden.
    Talitha betrat die erste Zelle, ein winziges quadratisches Loch ohne Einrichtungsgegenstände, nur ein wenig dreckiges Stroh und eine tönerne Schüssel lagen in einer Ecke. Die Decke war so extrem niedrig, dass sie nicht aufrecht in der
Zelle stehen konnten. Es gab nicht mal ein Fenster, und als Talitha sich vorstellte, wie es wohl sein mochte, in solch einem Loch eingesperrt zu sein, bekam sie sofort Beklemmungen. Sie legte eine Hand an die Tür, aus Angst, sie könnte zufallen und sie nicht mehr hinausgelangen.
    »Hier ist niemand, komm weiter«, sagte sie.
    Stockwerk für Stockwerk stiegen sie nach oben und schauten in jede Zelle, während sie den Atem des Todes im Nacken spürten. Hier und da mussten sie über eine Leiche klettern, die ein Opfer des Feuers geworden war oder in einer Lache geronnenen Blutes lag. Die verschlossenen Zellen waren genauso leer wie die anderen, sahen aber nicht so aus, als wenn dort jemand untergebracht gewesen wäre. Wahrscheinlich hatten sie schon vor der Revolte leer gestanden.
    In den letzten Stockwerken wurden ihre Schritte vorsichtig und sehr, sehr langsam. Auf dieser Höhe hatten sie von draußen die schwach erleuchteten Fensterschlitze gesehen.
    Der oberste Stock bestand aus einer Galerie, auf der sich sechs Türen, drei zu jeder Seite, öffneten. Sie waren alle geschlossen.
    Talitha bemerkte einen schmalen Lichtschein, der durch den Spalt unter einer der Türen drang, ein flackerndes Licht, das von einer Kerze kommen musste. Kerzen aber konnten unmöglich seit der Revolte vor einigen Tage noch brennen. Jemand musste dort drinnen sein.
    In ihrem Herzen keimte neue Hoffnung auf. Vielleicht war es der Ketzer, vielleicht war der weite Weg doch nicht umsonst gewesen ... Ohne lange nachzudenken, wollte sie schon die Tür öffnen, als sie innehielt. Der Mann konnte nicht wissen, wie lange sie nach ihm gesucht hatten und was sie von ihm wollten. Vielleicht bekam er solche Angst, dass er eine
Dummheit machte, vielleicht war er sogar bewaffnet. Das Schwert in Händen stellte sie sich vor der Tür auf und gab Saiph ein Zeichen.
    Doch bevor er reagieren konnte, öffnete sich plötzlich die Tür. Aber es war nicht der Ketzer, der auf der Schwelle erschien, sondern eine Horde Femtiten, mit Schwertern und Dolchen bewaffnet, die wie Blut aus einer Wunde hervorbrachen und sich mit Gebrüll auf sie stürzten.
    In alle Richtungen wirbelte Talitha ihr Schwert, verteilte Hieb und auf Hieb, und wo sie eine Klinge der Angreifer traf, schlug sie diese entzwei. Die Luft war erfüllt von Funken und Schreien.
    Ein Femtit, mit einem Schwert bewaffnet, stürmte auf sie zu, und immer weiter wich sie zurück, bis zum Geländer der Galerie. Im letzten Moment machte sie einen Schritt zur Seite, sodass der Angreifer, vom eigenen Schwung mitgerissen, über die Brüstung in die Tiefe stürzte. Dann stürzte sie sich auf einen zweiten Femtiten, ließ ihre Waffe herumwirbeln und zwang einen Dritten, ebenfalls zurückzuweichen. Doch es waren zu viele, viel zu viele! Sie mochten keine guten Schwertkämpfer sein, doch ihre Übermacht war erdrückend. Schon rückten zwei weitere Femtiten vorsichtig näher und versuchten, sie in die Zange zu nehmen, während ein Dritter sich bereit machte, mit dem Dolch zuzustoßen. Dem jagte Talitha die Schwertspitze in den Oberschenkel und suchte dann Deckung an der Wand, um sich gegen den Angriff der beiden, die sie einkreisten, zu wappnen.
    In
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