Nashira
was schlägst du vor?«
»Es gibt nur eine Lösung: Ich brauche ein neues Gesicht. Und du darfst nicht länger wie eine Talaritin aussehen.«
Saiph besorgte in einem kleinen Dorf längs des Weges alles Notwendige. Allein würde ihn niemand erkennen. Talitha wartete währenddessen in einem Unterstand unter dem Pfad; es dauerte, und immer öfter dachte sie, dass man ihn geschnappt hätte, und warf sich vor, ihn nicht begleitet zu haben.
Endlich kam er, mit einem Quersack über der Schulter, für dessen Inhalt er die wenigen Nephem ausgegeben hatte, die er vor Melkise hatte verstecken können.
In dem Sack waren Femtitenkleider, in denkbar schlechtem Zustand, aber dick genug, dass sie wärmen konnten, sowie eine Auswahl von Kräutern, um damit Pasten und Färbemittel herzustellen.
Zwei Stunden später ging Saiph noch ein letztes Mal mit dem farbgetränkten Lappen über Talithas Gesicht.
»So, fertig.«
Das Mädchen öffnete die Augen. »Wie sehe ich aus?«
»Wie ein echtes Halbblut.«
Sie seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Es war seltsam, sie so verblasst, ohne dieses herrliche natürliche Rot zu sehen. Drei Tinkturanwendungen waren notwendig gewesen, um diesen hellen Grünton zu erzeugen.
»Das klappt nie im Leben«, sagte sie.
»Und wie das klappt. Die suchen doch eine junge Gräfin mit knallroten Haaren und rötlicher Gesichtsfarbe. Wer denkt schon, dass du fast grüne Haare und eine so blasse Haut haben könntest. Wir sind einfach zwei Femtiten, die für ihren Herren irgendwas zu erledigen haben. Niemand wird uns anhalten.«
»Gut, aber jetzt kommst du an die Reihe. Bist du bereit?«, sagte Talitha und tauchte die Finger in eine violettfarbene Paste.
Als sie fertig war, trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk zu bewundern. Sie konnte ein Lachen kaum unterdrücken.
»Irgendwie steht dir das gar nicht so schlecht«, sagte sie und versuchte, ernst zu bleiben.
Saiphs Gesicht war durch ein riesiges Muttermal entstellt, einen dunklen Fleck, der im Kontrast zu seiner weißen Haut besonders auffiel und sein gesamtes Äußeres stark veränderte.
»Ja, ja, sehr lustig«, brummte er und machte sich daran, ihre Sachen zusammenzupacken.
Talitha betrachtete noch einmal ihr Spiegelbild auf der flachen Seite der Schwertklinge und tupfte mit einem Finger auf die weiße Paste auf ihrer Haut. »Und wenn sie schmilzt?«
»Bei dieser Kälte? Unmöglich«, beruhigte sie Saiph.
»Aber vielleicht fällt es auf, wie ich rede. Mir fehlt der Tonfall der Femtiten, das könnte jemanden misstrauisch machen.«
Saiph schwieg einige Augenblicke. »Dann stell dich eben stumm«, sagte er schließlich. »Sklaven mit abgeschnittener Zunge sind in der Gegend nicht selten.«
»Mmmm«, summte sie.
»Sehr gut, offenbar beherrschst du deine Rolle bereits. Aber jetzt komm, wir müssen weiter.«
Die beiden verließen den Unterstand und machten sich wieder auf den Weg.
Nach einem halben Tagesmarsch erreichten sie Oltero, ein verfrorenes Städtchen, das sich eng um einen kränklich aussehenden Talareth drängte. Sie waren zwar noch weiter nach Norden gezogen, hatten aber ein wenig an Höhe verloren, sodass die Landschaft nun nicht mehr verschneit war. Die schlichten, kegelförmigen Häuser waren aus Stein, und alles wirkte wie ausgestorben.
Mit ruhigen Schritten, die auf dem vom Frost aufgerissen Boden knirschten, liefen sie durch die Gassen. Die wenigen Passanten, auf die sie stießen, würdigten sie keines Blicks, und wenn mal ein Femtit etwas aufmerksamer Saiph anschaute, zog dieser sich einfach die Kapuze noch ein wenig tiefer ins Gesicht, so als schäme er sich wegen dieses hässlichen Flecks auf seiner Haut.
Talitha fiel es schwer, ohne ihr Schwert an der Seite unterwegs zu sein. Femtiten besaßen niemals Waffen, und so wäre es noch mehr aufgefallen. Deshalb trug sie es in Tücher gewickelt unter ihrem Umhang verborgen, sodass sie es bei Gefahr nur sehr umständlich hätte ziehen können.
Sie betraten ein Gasthaus und erbettelten sich dort etwas
zu essen. Während der Wirt in der Küche verschwand, um irgendwelche Reste zu holen, versuchten sie, ein wenig von den Gesprächen der Gäste an den Tischen mitzubekommen. Aber nirgendwo war von irgendeinem Ketzer die Rede, und auch sonst schien nichts passiert zu sein, was die Gemüter der Dorfbewohner in der verrauchten Stube hätte erregen können.
Enttäuscht zogen sie weiter, verließen den Ort und schlugen den Weg ins Eisgebirge ein. Obwohl sich das
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