Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nashira

Nashira

Titel: Nashira
Autoren: L Troisi
Vom Netzwerk:
Bergmassiv, je länger sie liefen, immer höher vor ihnen aufbaute, schien es immer noch viel zu weit entfernt, um es jemals erreichen zu können.
    Talitha fragte sich, was der Ketzer gerade tun mochte, während sie ihm zu folgen versuchten. Vielleicht hatte er sich in einer Mine versteckt, vielleicht war er weitergezogen und entfernte sich immer mehr von ihnen. Zu den Femtiten in der Festung hatte er gesagt, er suche irgendetwas. Was konnte das sein? Was plante dieser Mann, den die Priesterinnen so fürchteten? Und wenn er in der Lage war, Cetus’ Erstarken aufzuhalten, warum tat er das nicht bereits?
    All dies waren Fragen, auf die es erst dann eine Antwort geben konnte, wenn er vor ihnen stand.
    Als die Finsternis hereinbrach, fanden sie zunächst keinen Unterschlupf für die Nacht. Die Astgabeln der Talareths waren zu schmal, um für einen Unterstand Platz bieten, und als sie dann doch einen fanden, war dieser halb eingestürzt, sodass es gefährlich gewesen wäre, dort zu bleiben. So lagerten sie am Rand des Pfads und wickelten sich, so gut es ging, in ihre Umhänge ein. Todmüde von den Strapazen, schlief Talitha augenblicklich ein, und auch Saiph, der die erste Wache hatte, war so erschöpft, dass ihm irgendwann die Augen zufielen.

    Einige Stunden später wurden sie geweckt – von Klingen, die ihnen die Kehlen kitzelten. Um sie herum stand eine Schar bewaffneter, grobschlächtig wirkender Talariten. Einen Moment lang glaubte Talitha, die Gardisten hätten sie aufgespürt, aber dann merkte sie, dass diese Männer keinerlei Uniformen trugen und wohl nicht wussten, wen sie da im Schlaf überfallen hatten. Einer von ihnen, dem Gebaren nach der Anführer, ein untersetzter Typ mit einem Mund voller Zahnlücken, stichelte sie mit der Schwertspitze.
    »Wer ist dein Herr? Rede, Halbblut!«
    Verwirrt blickte Talitha zu Saiph hinüber.
    Der sprang ihr zur Seite. »Unser Herr ist vom Geschlecht Brennender Ringwall im Reich des Herbstes. Er hat uns zu den Minen geschickt ... um Eis zu besorgen ...«
    Der Mann kraulte sich den dichten Bart. »Ich weiß nicht, ob ich dir glauben soll. Hast du ein Dokument, einen Passierschein?«
    »Tut mir leid, den haben wir unterwegs verloren. Aber Ihr dürft uns nicht festhalten. Unser Herr wird uns streng bestrafen, wenn wir zu lange für den Auftrag brauchen.«
    Entsetzt beobachtete Talitha, wie einer der Männer ihr Schwert in die Hand nahm.
    »Und was ist das? Hat euch das etwa euer Herr mitgegeben, um euch zu verteidigen?«
    Alle brachen in höhnisches Gelächter aus, und das Mädchen machte Anstalten, dem Mann ihre Waffe zu entreißen, doch Saiph hielt sie am Arm fest.
    Der Talarit reichte das Schwert an den Anführer weiter. Es war immer noch so getarnt wie bei der Flucht aus Lantis Laden.
    »Ein komisches Ding, aber bestimmt nicht das Richtige
für Sklavenhände.« Er steckte sich die Waffe an den Gürtel und gab einem seiner Männer ein Zeichen. Der ließ eine Peitsche schnalzen, an deren Ende ein schwaches bläuliches Licht schimmerte. Zweimal sauste der Riemen nieder, zuerst auf Saiphs, dann auf Talithas Rücken.
    »So, jetzt erzähl ich euch Sklaven mal, wie ich die Sache sehe«, begann der Anführer und kraulte sich erneut den Bart. »Ihr beide habt gar keinen Herrn. Denn ihr seid entlaufen, um euch den Rebellen anzuschließen.«
    »Nein, Herr, glaubt mir ...«, versuchte Saiph, den Mann umzustimmen, doch der stieß ihn mit einem Fußtritt zu Boden.
    »Schweig! Bei uns machen Sklaven den Mund nur auf, wenn sie gefragt werden. Jedenfalls seid ihr zu weit von zu Hause weg. Wir wollen nur verhindern, dass ihr euch verlauft. In dieser Gegend sind schon viele Sklaven spurlos verschwunden.« Die Männer lachten wieder, und der Anführer gab ihnen ein Zeichen, woraufhin sie Saiph und Talitha packten. »Euer Herr wird sicher leicht Ersatz für euch finden.«
    »Was habt ihr mit uns vor?«
    »Nichts Besonderes. Ihr habt doch gesagt, ihr seid zu den Minen unterwegs. Genau dort kommt ihr hin. Zusammen mit den anderen.«
    »Mit welchen anderen?«, fragte Saiph zitternd.
    »Mit den anderen Sklaven natürlich. Hundert sollen wir zu den Minen schaffen, aber zwei sind uns unterwegs krepiert. Und die werdet ihr ersetzen.«

36
    S ie brachten sie zu einem größeren Rundbau in der Mitte eines kleinen Orts. Die Sklavenjäger stießen sie hinein und knallten die Tür hinter ihnen zu. Ein furchtbarer Gestank schlug ihnen entgegen und würgte Talitha im Hals. Der Raum war so voll, dass sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher