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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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Saiph zugeordnet hatte. Ohne ihn hätte sie es nicht geschafft. Die letzten beiden Sklaven des Zugs mussten einen Karren ziehen, der mit wassergefüllten Tonbehältern, Gemüse und nahrhafteren Speisen für die Sklavenjäger beladen war.
    Als alle Aufstellung genommen hatten, knallten wieder die Peitschen, und der Marsch begann. Der Weg führte über einen verfallenen, morschen Baumpfad, den das Moos, das zwischen den Brettern wuchs, glitschig machte. Unablässig schnalzten die Peitschen über ihren Köpfen, und die Femtiten stöhnten auf, wenn sie der Luftkristall traf, doch auch das Mädchen ächzte, wenn der Lederriemen sie traf.
    Den ganzen Tag lang marschierten sie ohne die kleinste Rast. Erst als auch der stärkste Femtit nicht mehr weiterkonnte, gönnten ihnen die Sklaventreiber eine Pause und verteilten etwas rohes Gemüse unter den Femtiten. Talitha erhielt ein Bündel Wildkräuter, das nicht nur verwelkt, sondern auch noch eiskalt war. Zwischen all den faulen Blättern fand sie kaum eines, das noch genießbar war, aber Talitha kamen sie im Moment wie die erlesenste Speise vor. Langsam schob sie sich die Blätter in den Mund und genoss jeden Bissen, war aber danach nur noch hungriger als zuvor.
    In tiefster Nacht machten sie bei einem heruntergekommenen Wirtshaus halt, das nur wenig Schutz gegen die Kälte bot. Überall in den Wänden waren Ritze und Löcher, durch die die eiskalte Luft pfiff, und im oberen Stockwerk gab es keine Zimmer, sondern einen großen Raum mit ein wenig auf dem Boden verteiltem Stroh, auf das sich jeder Gast mit
seiner Decke niederlegte. Dort schliefen die Sklavenjäger, während die Sklaven in die Ställe gesperrt wurden.
    Wieder wurden Saiph und Talitha einpfercht zwischen den anderen Leibern und hatten gerade einmal genug Platz, um die Beine an die Brust zu ziehen.
    Zu Essen bekamen sie eine Suppe, die alle schweigend in sich hineinschlürften. Für ein Stückchen Fleisch hätte das Mädchen jeden Preis bezahlt, aber es half nichts, in der unappetitlichen Brühe schwammen nur fade Gemüsereste und vereinzelt auch einige Beeren.
    Bei ihnen lagerte wieder der Mann, den sie in der Nacht zuvor kennengelernt hatten. Im Schein der Fackeln, mit denen die Sklavenjäger zur Essensausgabe den Raum erhellten, erkannten sie, dass er älter war, als sie geglaubt hatten. Sein Gesicht war wie Leder gegerbt.
    »Ich habe mein Leben lang bei einer Talariten-Familie im Reich des Winters gearbeitet«, erzählte er. »Als meine Herrin starb, meinte ihr Sohn, dass ich zu schlecht beieinander bin, um bei ihnen bleiben zu können. Deshalb hat er mich verkauft und lässt mich in den Minen verrecken.« Er schlürfte einen Löffel Suppe. »Die letzten Monate ohne die alte Herrin waren die Hölle für mich. Die Frau des neuen Herrn ist ein launisches, grausames Geschöpf. Aber ihr könnt mir glauben, ich wäre lieber dort geblieben, als im Eisgebirge begraben zu werden.«
    »Das Leben für uns Sklaven ist überall hart. Nirgendwo können wir in Frieden leben«, sagte Saiph.
    Der Alte musterte ihn aufmerksamer. »Dein Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor. Wäre da nicht dieser unschöne Fleck, der es entstellt, würde ich sagen, dass ich dich schon mal irgendwo getroffen habe.«

    Saiph ließ den Löffel sinken und versuchte, sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wahrscheinlich verwechselst du mich mit jemandem.«
    »Hmm ... mag sein. Aber ich könnte schwören, dass ich dich schon mal irgendwo gesehen habe.«
    Der Alte nahm noch einen Löffel und schaute dann zu Talitha.
    »Und sie?«
    Das Mädchen zuckte zusammen. Wenn dieser Mann merkte, dass sie nicht wie die Femtiten sprach, mit diesem zischenden Tonfall, der kaum nachzumachen war, wenn man die Sprache nicht von klein auf lernte, wusste er sofort, dass sie keine Sklavin war. Deshalb beugte sie sich noch tiefer über ihre Suppe und schwieg.
    »Du siehst ja, sie ist ein Halbblut«, antwortete Saiph für sie, »der Bastard eines Talariten und einer Sklavin.«
    Der Alte nickte. Offenbar kamen solche Verbindungen häufiger vor. »Und warum redet sie nicht?«
    »Sie ist stumm.«
    Lange betrachtete der Alte Talithas Gesicht, und Saiph war nicht klar, ob er ihm glaubte oder nicht.
    »Na, immerhin sparst du dir so deine Atemluft für die Mine«, sagte er schließlich mit einem Lächeln zu ihr und wandte sich wieder seiner Suppe zu.
    Mit einen Vorwand sonderten sich Talitha und Saiph ein wenig von ihm

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