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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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wirst sehen, es ist ganz einfach«, sagte Saiphs Großmutter und gab ihr ein Paar Handschuhe. »Du nimmst drei von den kleinen Blöcken, stapelst sie aufeinander, bindest sie mit diesen Stricken zusammen und legst sie dann in die Lore.« Und während sie erklärte, machte sie es dem Mädchen vor. »Zum Glück sind die Blöcke bei uns ziemlich klein, sonst wäre es viel härter. Manche sind auch größer, aber das hängt davon ab, wie sie genutzt werden. So, hast du alles verstanden?«
    Talitha nickte. Die ersten Eisblöcke waren bei ihr eingetroffen. Sie stapelte sie, griff zu einem Stück Seil und band sie so zusammen, wie es ihr Saiphs Großmutter vorgemacht hatte, und legte sie schließlich in die Lore.
    »Na bitte, du kannst es ja schon«, sagte die Frau. »Leider werden dir trotz der Handschuhe bald die Hände wehtun. Aber wir haben noch das hier«, und damit zeigte sie auf eine kleine metallene Feuerschale. »Alle zwanzig Stapel darfst du dir kurz die Hände wärmen.«
    Dann machten sich beide an die Arbeit. Da stand Talitha nun, an einen Platz, wo sie sich in ihren absurdesten Träumen nicht gesehen hätte. Vom gräflichen Palast und vom
Kloster in Messe zu den Eisminen im Reich des Winters, als Sklavin unter Sklaven. Von den höchsten Höhen in die tiefsten Niederungen hinab.
    Saiphs Großmutter lächelte sie an. »Ach übrigens, wir haben uns noch gar nicht richtig bekannt gemacht: Ich heiße Dynaer.«

37
    D er Arbeitstag kam Talitha endlos lang vor.
    Wie vorhergesagt, taten ihr die Hände trotz der Handschuhe durch die Berührung mit dem Eis bald schon furchtbar weh, und nur die Wärme aus der Feuerschale verschaffte ihr ein wenig Erleichterung.
    Den Bewegungsablauf hatte sie schnell verinnerlicht. Wie von allein bewegten sich die Arme, während die Gedanken abschweiften. Als sie sich einmal vor dem Packtisch reckte und streckte, traf sie augenblicklich ein Peitschenhieb.
    »Hier wird nicht gebummelt, Süße«, rief ein Aufseher mit einer Narbe längs der Wange.
    Sofort beugte sie sich wieder über die Arbeit und packte weiter.
    Als Mittagessen erhielten sie einen Teller warme Suppe, die sie im Stehen vor ihren Packtischen verzehren mussten, in aller Eile, denn kurz darauf ging es weiter.
    Irgendwann begannen Talitha auch die Beine zu schmerzen, denn so lange hatte sie noch nie auf einem Fleck gestanden. Ihren Rücken durchfuhren immer wieder schmerzhafte Stiche, und die Füße kribbelten ihr vor Kälte und weil nach dem langen Stehen das Blut nicht mehr zirkulieren wollte.
    Als endlich eine Glocke ertönte und der Vorarbeiter sie loskettete, konnte sie keinen Schritt mehr machen. Sie fiel einfach um.

    Dynaer half ihr auf. »Das ist ganz normal. Mach dir keine Gedanken.«
    Erschrocken tastete Talitha ihre Beine ab und merkte, dass sie völlig taub waren.
    Saiphs Großmutter musste sie auf dem gesamten Rückweg bis nach Hause stützen. Unterwegs trafen sie Hergat. Er schien seit dem Morgen noch weiter gealtert: Seine Hände waren geschwollen, seine Züge erschöpft, und auch er schleppte sich nur mühsam dahin.
    Endlich in ihrer Hütte sank Talitha kraftlos zu Boden.
    »Ich möchte zu Saiph«, sagte sie, als sie wieder Luft bekam.
    Dynaer schob einen Vorhang zur Seite und führte sie in einen engen Raum, dessen einzige Einrichtung zwei Pritschen und eine Truhe waren. Argwöhnisch blickte Hergat sich um, hob dann einen breiten Teppich an und legte eine Falltür frei. Als er sie aufzog, schlug ihnen ein durchdringender Kräutergeruch entgegen.
    »Da bist du ja wieder«, lächelte Saiph.

    Die Decke des Raumes war so niedrig, dass man sich nur auf allen vieren bewegen konnte und kaum zwei Personen nebeneinander Platz hatten. Der berauschende Duft, der in der Luft hing, kam von einer getrockneten Pflanze, die zu kleinen Garben gebündelt an der Wand hing. Saiph, der hier unten den ganzen Tag verbracht hatte, hatte glänzende Augen.
    Hergat nahm ein Kräuterbündel und steckte es in eine lederne Hülle.
    »Bis später dann, der Vorarbeiter kommt gleich vorbei«, sagte er. Seine Frau folgte ihm, und so blieben Saiph und Talitha im schwachen Kerzenlicht allein.

    »Wie ist es dir ergangen?«, fragte Saiph.
    Das Mädchen zeigte ihm ihre Hände, die rot und geschwollen waren. Er berührte sie sanft.
    »Verzeih mir. Ich hab den ganzen Tag an dich gedacht, ich hätte so gern mit dir getauscht. Aber das wäre zu riskant gewesen.«
    »Ich hab mich so allein gefühlt, unter all den Femtiten und diesen verdammten

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