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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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beiden. Hier wird gearbeitet und nicht geschwatzt!« , rief ein Aufseher und donnerte seinen Knüppel gegen die Wand.
    Saiph griff sich das nächste Wäschestück und machte sich mit neuen Kräften an die Arbeit, während er darüber nachdachte, was er gerade gehört hatte und wie er es Talitha mitteilen konnte.
    Seine Herrin sah er erst zur zwölften Stunde wieder, im Refektorium.
    Dort stand Saiph wieder in einer Reihe mit den anderen Sklaven. Er war völlig erschöpft, und seine Arme waren bis zu den Ellbogen rot verbrannt. Talitha wollte gerade auf ihn zugehen, doch er warf ihr einen warnenden Blick zu und schüttelte dabei leicht den Kopf. Sie verstand und lief zu Kora hinüber, die den Platz neben sich für sie freigehalten hatte. Ein warmes, rötliches Licht fiel durch die Glasfront in den Raum.
    Die Priesterinnen trafen ein und nahmen an ihrer Tafel auf dem Podest Platz. Schließlich erhob sich Schwester Dorothea und las die Namen der Novizinnen vor, die bei dieser Mahlzeit bestraft werden sollten; wieder tat sie dies mit nervenaufreibender Langsamkeit und hielt so lange inne, bis die Betreffende die Kniebank erreicht hatte.
    »Talitha«, rief sie den letzten Namen auf.
    Eigentlich hatte das Mädchen damit gerechnet, und fast freute sie sich sogar darüber: So war es immerhin nicht Saiph allein, der für ihre mangelnde Selbstbeherrschung büßen musste.
    Mit zitternden Händen stand sie auf.

    »Tut mir leid«, murmelte Kora.
    Erhobenen Hauptes und mit stolzem Gesichtsausdruck hielt Talitha, während sie zu den Kniebänken schritt, den tadelnden Blicken der versammelten Schwesternschar stand. Schwester Dorothea las die einzelnen Gründe für die Bestrafung vor, und eine nach der anderen knieten die Leidensgefährtinnen nieder.
    »Talitha hat es einer Mitschwester gegenüber an Respekt fehlen lassen und übertriebene Anteilnahme am Los eines Sklaven gezeigt.«
    In Ordnung, dachte das Mädchen und hörte nicht mehr zu, machen wir es kurz.
    Langsam kniete sie nieder. Die Knochen schmerzten ihr immer noch von der Bestrafung am Abend zuvor, und als ihre Kniescheiben die Stufe berührten, hätte sie aufschreien mögen. Doch sie beherrschte sich, um ihren Peinigerinnen nicht die Genugtuung zu gönnen, sie leiden zu sehen, und trug mit lauter Stimme vor, was man ihr zu lesen aufgab.
    Als ihnen Schwester Dorothea am Ende des Abendessens endlich aufzustehen erlaubte, merkte Talitha, dass ihr die Beine nicht mehr gehorchten. Sie musste sich mit den Armen abstützen, um wieder hochzukommen. Dennoch entfuhr ihr nicht das leiseste Stöhnen.
    Die anderen hatten sich bereits für die Abendgebete auf dem kleinen Platz vor dem Tempel versammelt. Mit Gesängen und Litaneien begleiteten sie Miravals letzte Strahlen. Talitha tauchte in die Schar der Novizinnen ein und hoffte nur noch, dass es endlich vorüber wäre, damit sie etwas essen konnte. Nach dem anstrengenden Tag hatte sie fürchterlichen Hunger. Doch als die anderen Novizinnen sich in ihre Unterkünfte zurückzogen, trat Schwester Dorothea auf sie zu.

    »Für dich wird das Abendessen heute ausfallen. Da du mit mir lernen musst, bleibt dafür keine Zeit.«
    Talitha seufzte leise. Sie hatte längst verstanden, dass Schwester Dorothea nur einen Vorwand suchte, um sie zu bestrafen. Nur ein Wörtchen zu viel, und sie wäre auch am nächsten Abend wieder auf der Kniebank gelandet, und im Moment wurde ihr allein schon bei dem Gedanken, laut vorlesen zu müssen, während die anderen aßen, richtig übel.
    »Ich bitte ums Wort.«
    »Ich erteile es dir.«
    »Kann ich kurz mit meiner Sklavin sprechen, um ihr Anweisungen für den Abend zu geben?«
    Schwester Dorothea blickte sie misstrauisch an. »Meinetwegen«, sagte sie schließlich.
    Talitha lief zu Mantes und holte, bei ihr angekommen, einen Kanten Brot unter dem Gewand hervor. »Gib das Saiph.«
    Die Sklavin erstarrte. »Aber Herrin, wenn ich erwischt werde, bedeutet das zehn Stockschläge für mich. Ich glaube, das würde ich nicht überstehen ...«
    »Bring ihm einfach das Brot!«, knurrte das Mädchen. »Wenn du geschnappt wirst, schieb alles auf mich. Verstanden? Es wird dir nichts passieren.«
    Schwester Dorothea nahm Talitha mit zu ihrer Zelle, die sich in demselben Gebäude wie die Unterkünfte der höhergestellten Novizinnen befand.
    Sie öffnete die Tür und ging wortlos hinein, während Talitha auf der Schwelle verharrte. Schwester Dorothea drehte sich zu ihr um, fast enttäuscht, dass die Schülerin nicht ohne

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