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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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gestanden. Und nun sieh mich an. Ich bin völlig unbedeutend, ein Nichts, sowohl hier oben als auch dort unten«, sagte sie und zeigte dabei nach Messe hinunter. »Und deswegen ist es schon irgendwie beschämend, nicht von Adel zu sein.«
    Talitha fragte sich, ob diese Mutlosigkeit, die sie auch bei Saiph spürte, bezeichnend für alle unteren Schichten war, egal ob Sklaven oder einfaches Volk. Es war etwas, das sie nicht verstehen konnte und auch nicht teilte. Deswegen landete sie auch an zwei aufeinanderfolgenden Abenden wieder auf der Kniebank, weil sie es, wie Schwester Dorothea gesagt
hatte, einer »Mitschwester gegenüber an Respekt hatte fehlen lassen«. Sie selbst schaffte es einfach nicht, bei Grele ruhig zu bleiben: Von ihr bekam diese die passenden Antworten zu hören, auch wenn es vielleicht zwecklos war.
    Der zweite Rettungsanker für das Mädchen war Schwester Pelei. Sie war die einzige Erzieherin, die tatsächlich daran interessiert schien, ihren Schülerinnen etwas beizubringen, und mit Hingabe lehrte. Natürlich, die Aufgaben, die sie von ihr verlangte, konnten auch sehr langweilig sein, doch mit der Zeit verstand Talitha immer besser, dass hinter all diesen Atmungs- und Konzentrationsübungen ein umfassenderes tieferes Gedankengebäude steckte.
    »Wenn ich es tatsächlich mal schaffe, an nichts zu denken, nehme ich ein blaues Flämmchen wahr«, sagte sie eines Tages zu ihrer Erzieherin, nachdem es ihr zum ersten Mal gelungen war, sich zehn entspannte Atemzüge lang voll zu konzentrieren, ein hervorragendes Ergebnis, nach Schwester Peleis Maßstäben.
    Die Priesterin lächelte. »Genau das ist das eigentliche Ziel dieser Übungen.«
    Talitha schwieg einen Moment. »Was hat es mit diesem Flämmchen auf sich?«, fragte sie dann.
    »Wie ich dir bereits häufig erklärt habe, ist Magie die Fähigkeit, die Kräfte des Luftkristalls mit unseren inneren Ressourcen zu lenken.«
    Talitha nickte. »Klar, die Resonanz.«
    »Nein. Resonanz ist die Fähigkeit, Kräfte aus dem Luftkristall zu schöpfen. Die Ressourcen, von denen ich spreche, sind wie eine Art magisches Fluidum, das es erlaubt, Zauber zu vollbringen, und das natürlich auch wieder der Resonanz zugrunde liegt. Man nennt das Es.«

    »Und das Flämmchen ...«
    »... ist eben dieses Es. Es ist unabhängig von der Stärke der Resonanz. Ja, häufig ist es sogar stärker bei Personen, die nur über eine schwache Resonanz verfügen. In diesen Fällen gilt es dann zu lernen, sich zu konzentrieren und das Fluidum zielgerichtet einzusetzen. So lassen sich ebenfalls Zauber vollbringen.«
    »Das heißt, ich muss lernen, dieses Fluidum zu gebrauchen.«
    »Ganz genau. Wie gesagt, jeder Zauber verlangt ein bestimmtes Maß an Energien des Luftkristalls und ein gewisses Maß an Es. Wer eine ausgeprägte Resonanz besitzt, schöpft aus den Kräften des Kristalls, und deswegen strengt ihn das Zaubern nicht besonders an. Dafür erschöpfen sich aber die Kräfte des Luftkristalls viel schneller. Wer wie du hingegen nur mit einem hohen Kraftaufwand zaubern kann, ermüdet leicht, während sein Luftkristall aber viel länger hält.«
    »Und was ist besser?«
    »Beides hat gute und schlechte Seiten. Doch egal wie, es ist nichts, was wir uns aussuchen könnten. Es ist eine Eigenschaft, mit der wir geboren werden.«
    Während Talitha ihrer Lehrerin zuhörte, stellte sie immer wieder fest, das die Magie ein kompliziertes, aber auch spannendes Gebiet war.
    »Es gibt drei verschiedene Formen von Zaubern: Dissimulations-Zauber, Heil-Zauber und Todes-Zauber. Jede Zauberformel gehört zu einer dieser drei Kategorien«, erklärte ihr Schwester Pelei. »Dissimulations-Zauber verändern das Aussehen von Dingen, Heil-Zauber wirken auf Krankheiten und Verletzungen ein, und Todes-Zauber sind Angriffszauber, die auf Zerstörung abzielen.«

    »Und wenn ich etwas aus dem Nichts entstehen lassen will?«
    »Das ist nicht möglich. Magie wandelt immer nur etwas um. Entweder Objekte, sowohl deren Äußeres als auch deren Form oder Konsistenz, was so weit gehen kann, dass sie ihnen besondere Kräfte verleiht. Oder das Es, das so zu einer erhaltenden Kraft wird bei Heil-Zaubern oder zu einer vernichtenden bei den Todes-Zaubern. Und eben weil alles transformiert wird, ist Zaubern so kraftraubend. Das agierende Es erschöpft sich. So ist es zum Beispiel unter gewissen Bedingungen möglich, einen Sterbenden dem Tod zu entreißen, aber nur auf Kosten des Lebens der Priesterin. Anders herum ist es

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