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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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auch möglich, einem anderen das Leben zu nehmen, indem man sein Es in sich aufnimmt. Aber dieses Übermaß des Es führt dann zur Zerstörung des Körpers und damit, wiederum, zum Tode des Priesters oder der Priesterin.«
    Talitha überlegte eine Weile, bevor sie fragte: »Dann ist es also praktisch unmöglich, dass ich jemanden mit einem Zauber töte oder dem Tod entreiße.«
    »Wie gesagt, nur, wenn du dein eigenes Leben dafür zu opfern bereit bist.«
    »Also geht es nicht.«
    »Kommt drauf an, wie sehr du denjenigen liebst, den du retten, oder hasst, den du töten willst.«
    Talitha fand das alles ziemlich mysteriös, aber auch faszinierend.
    Zudem wusste Schwester Pelei immer ganz genau, welche Saiten sie anschlagen musste, um ihr Interesse zu wecken. »Mit einem Zauber kann man zum Beispiel auch ein Schwert besonders härten. Dazu muss als Katalysator nur ein Stückchen Luftkristall in die Klinge oder ins Heft eingesetzt und
die Formel gesprochen werden. Doch diese Härtung hält nur eine bestimmte Zeit, die von den Kräften des Magiers und der Größe des Luftkristalls abhängt. Aber trotzdem, das kann schon sehr nützlich sein.«
    Was das Mädchen aber mehr als alles andere benötigte, war Praxis. Hatte Schwester Pelei sie anfangs nur aufgefordert, sich völlig zu konzentrieren, so verlangte sie nach ein paar Tagen schon vor ihr, ihr Es zu steuern, es zum Beispiel in den Fingerspitzen zusammenfließen zu lassen, die dann leicht schimmern sollten. Talitha fiel das sehr schwer.
    »Das ist ganz normal, besonders dann, wenn man mit einer nur mittelmäßigen Resonanz gesegnet ist und diese dann auch noch siebzehn Jahre seines Lebens völlig vernachlässigt hat. Du hättest ihr ruhig etwas mehr Aufmerksamkeit schenken können. Hättest du sie nur dann und wann ein wenig geschult, würden dir die Übungen leichter fallen.«
    »Ich werde das alles aufholen.«
    Die Priesterin lächelte. »Wille ist das Einzige, woran es dir wirklich nicht mangelt.«
    Damit hatte sie Recht, und so trug die Ausbildung schon bald erste Früchte. War Talithas Resonanz auch weiterhin schwach, so konnte man praktisch zusehen, wie sich ihre Fähigkeit, das Es zu steuern, von Tag zu Tag verbesserte. Nach drei Tagen harter Arbeit gelang ihr der erste echte Zauber: Sie brachte eine kleine Kugel zum Leuchten. Dabei ging es zwar nur darum, ein wenig Es in eine Glaskugel hinüberfließen zu lassen, doch als sie es geschafft hatte, starrte sie hingerissen auf die schimmernde Kugel. Der Schein war nur schwach, stellte aber etwas dar, das sie selbst, mit ihren noch so wenig entwickelten Möglichkeiten, vollbracht hatte.
    »Üblicherweise dauert es viel länger, bis man diesen Zauber
gelernt hat, du bist sehr talentiert«, lobte Schwester Pelei sie, »auch wenn du mit dem Schwert immer noch am besten zauberst«, fügte sie mit gespieltem Tadel hinzu.
    »Aber das ist ja auch Magie«, erwiderte Talitha. »Wir könnten vielleicht heute ein wenig trainieren. Nach dem, was mir da mit dem Es gelungen ist, habe ich doch eine Belohnung verdient.«
    »Wir sollten nicht übertreiben. Wenn herauskommt, wie viele Stunden wir mit den Waffen ›gezaubert‹ haben ...«
    Schwester Pelei nahm sie häufig in die Übungshalle der Kombattantinnen mit. Diese Gewohnheit hatte sich so eingeschliffen, dass sie mittlerweile immer dort den Unterricht abhielten, um anschließend in den Klassenraum hinüberzugehen, wenn sich dort all die anderen Schülerinnen versammelten. Bevor sie jedoch gingen, kreuzten sie zum Abschied meistens noch ein wenig die Schwerter. Mit jedem Tag wurde Talitha klarer, dass sich auch ihre Erzieherin nach der Zeit bei der Garde zurücksehnte. Allein, wie ihre Augen strahlten, wenn sie eine Waffe zur Hand nahm. Sie war immer noch eine Kämpferin, auch wenn sie mit den Jahren etwas zu schwer geworden war, aber die Erfahrung half ihr darüber hinweg. Es machte riesigen Spaß, gegen sie zu kämpfen, und bald hatten sie begonnen, mit echten Waffen zu trainieren und die hölzernen zur Seite gelegt.
    Hinter dem Tempel gab es einen Raum, in dem all die Geschenke aufbewahrt wurden, die das Kloster von Gläubigen erhalten hatte. Viele waren Opfergaben, darunter auch Waffen. Für Talitha war es ein fantastisches Gefühl, endlich wieder das Heft eines Schwerts zu umfassen. Doch mittlerweile träumte sie davon, nur einmal die schönste Waffe berühren zu können, die sie im Leben je gesehen hatte: Verbas Heiliges Schwert.

    Schon bei ihrem ersten Besuch im

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