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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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zu überzeugen, dass ich nicht dein Liebhaber bin.«
    Talitha kicherte, und das Blut stieg ihr ins Gesicht.
    »Ja, im Ernst. Übrigens sind alle Sklaven der Meinung, dass du mich eben aus diesem Grund mit hinauf ins Kloster genommen hast.«
    »Das ist doch absurd ...«
    »Für uns beide schon. Aber nicht für Gijn. Zweimal die Woche schleicht er durch den Zwischenboden und trifft sich mit Schwester Kaiema in einem Raum wie diesem, auf der anderen Seite. Und es gibt noch sehr viel mehr solcher Geheimgänge.«
    Sie horchte auf. »Auch welche, die hinausführen?«

    »Nein, hinaus leider nicht«, seufzte Saiph.
    »Aber wenn hier doch die Maschinen für den Lastenaufzug stehen, muss es doch einen Weg hinunter geben«, gab Talitha zu bedenken.
    »Ja, natürlich, einen senkrechten Tunnel, durch den es achthundert Ellen hinabgeht. Springst du als Erste, Herrin?«
    »Ha, ha. Aber wir müssen einen Weg finden, und das werden wir auch«, ließ das Mädchen sich nicht entmutigen. »Gut, immerhin habe ich nun einen Freiraum, in dem ich vor den Blicken dieser Megären verschont bin. Ich muss sagen, für einen dummen Sklaven hast du das gar nicht so schlecht gemacht.«
    Saiph grinste.
    »Hast du eigentlich etwas über diese Botschaft deiner Schwester herausfinden können?«, fragte er dann, wieder ernst.
    »Nein, leider nicht. Ich fürchte, der Schlüssel zu der Botschaft befindet sich in irgendeinem verborgenen Winkel der Anlage. Aber wie soll ich danach suchen, wenn ich ständig unter Beobachtung stehe? Ich kann mich einfach nicht frei bewegen. Noch im hintersten Eckchen dieses verdammten Klosters patrouillieren die Kombattantinnen.«
    »Ich weiß«, murmelte Saiph. »Und nicht nur die.«
    Talitha sah ihn mitfühlend an. »Erzähl mal, Saiph. Was machen die mit dir?«
    Und er berichtete ihr, von der extrem harten Arbeit, vom Essen, das so karg war und zudem nur einmal am Tag an die Sklaven verteilt wurde, von den Bestrafungen, die er ständig mit ansehen musste. Nur dass er selbst auch immer wieder, und häufiger als andere, den Strafstock zu spüren bekam, erzählte er nicht. Es war immer nur ein Schlag, aber der reichte
auch. Blitzartig überkam ihn die Panik, machte ihn gefügig und ließ ihn nicht mehr los. Und seine Nächte waren von Albträumen erfüllt.
    »Aber jetzt werde ich dir jeden Abend etwas bringen, damit du wieder ein wenig Fleisch ansetzt. Du bestehst ja nur noch aus Haut und Knochen«, versprach ihm Talitha.
    »Wir dürfen das Glück, diesen Ort gefunden zu haben, nicht überstrapazieren«, bremste er sie. »Wenn man uns auf die Schliche kommt, ist alles aus. Am besten treffen wir uns nur jede zweite Nacht. Ich versuche immer, die Wachablösung der Kombattantinnen auszunutzen, die manchmal ziemlich lange dauert.«
    »Einverstanden, wenn wir es nur schaffen, uns zu sehen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet, endlich mal mit einer vertrauten Stimme reden zu können. Ich habe mich noch nie so allein gefühlt.«
    Sie erzählte ihm von all den Nackenschlägen, die sie jeden Tag einstecken musste, von Greles ständigen Provokationen, und von Schwester Dorothea, die sie einfach nicht in Ruhe lassen wollte.
    »Wir müssen fort«, schloss sie mit einem tiefen Seufzer. »Hier gehen wir beide vor die Hunde. Du fällst immer mehr vom Fleisch, und in deinem Blick erkenne ich ein Entsetzen, das ich in Messe nie bei dir gesehen habe.«
    »Die einzigen Fluchtwege sind die Lastenaufzüge und die Treppe. Bei den Aufzügen sind die Kräfte von Sklaven erforderlich, um sie in Gang zu setzen, und die Treppe kommt erst recht nicht infrage, weil nachts der Steg, der sie mit dem Kloster verbindet, eingezogen wird. Und außerdem, vergiss nicht, die Kombattantinnen sind überall.«
    »Und vergiss du nicht: Ich bin eine bewaffnete Kadettin,
während die sich nur auf ihre Hände verlassen können«, erwiderte Talitha mit einem überheblichen Lächeln.
    Aber Saiph blieb ganz ernst. »Erst gestern hat eine Sklavin in der Wäscherei ein Gewand der Kleinen Mutter beschädigt. Als der Aufseher sie deswegen schlagen wollte, hat sie sich weggeduckt und wollte davonlaufen. In diesem Moment ist wie aus dem Nichts eine Kombattantin aufgetaucht und hat sie gepackt. Gerade war sie noch auf der anderen Seite der Halle, und im nächsten Augenblick presste sie ihr schon ein Knie ins Kreuz und drehte ihr den Arm um. Mit einem einzigen Ruck hat sie ihn ihr gebrochen und dann noch mit dem Stock auf sie eingeschlagen. Zum Schluss

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