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Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Titel: Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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lass mich nicht einsperren«, sagte Nancy, lauter jetzt, heiser, und setzte sich auf. »Machen Sie das nicht mit mir! Ich hau ab, das sag ich Ihnen gleich! Ich bleib da nicht!«
    »Das hier ist in jedem Fall etwas, was in die Hände der Polizei gehört«, sagte Gunnar. Er wandte sich um, noch immer auf den Knien, und sah Nashville an. »Und du? Wenn ich das richtig verstanden habe, hattest du auch schon eine Begegnung mit diesem … dieser … Person?«
    »Ich … ich habe ihm das erzählt, Nashville, aber er erzählt niemandem irgendwas weiter«, sagte Svenja schnell.
    Nashville starrte Gunnar an. Ihre Gesichter waren sich sehr nah. Eine lange Zeit lang sagte Nashville nichts. »Ich weiß nicht, wer das war«, flüsterte er dann, kaum hörbar. »Aber ich kriege es noch raus. Wir brauchen keine Bullen, die suchen nur richtig herum, aber ein Mörder denkt verkehrt herum, und ich kann mich umdrehen, um so zu denken wie er.«
    Gunnar nickte langsam. »Viel Glück«, meinte er bitter und stand auf. Svenja brachte ihn die dunkle Treppe hinunter bis zur Tür.
    »Pass mir bloß auf diese Typen auf«, sagte er unten. »Vielleicht wäre es besser gewesen, ich wäre nicht gekommen. Dann hättest du sie nämlich zur Notaufnahme schleifen müssen, die gute Nancy, und die hätten sie erst mal dabehalten.«
    »Ja«, sagte Svenja kleinlaut.
    »Die Polizei, Svenja … soll ich für dich da hingehen?«
    »Nein! Das wäre so, als würden wir … du und ich … als würden wir sie verraten.«
    »Ich glaube ihnen aber nicht, dass sie keine Ahnung haben, wer es war«, sagte Gunnar. »Sie haben nur ihre Gründe, es niemandem zu sagen.«
    »Sie sind eben anders als andere Leute.«
    »Sie sind Kinder. Sie begreifen das Leben nicht. Das Leben besteht aus Geben und Nehmen, aber sie glauben, es reicht aus, nur zu nehmen. Sie glauben nicht an Gesetze oder an Arbeit. Das System geht so nicht auf, verstehst du?« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sah sie einen Moment lang an. »Den Job im
Contigo
«, sagte er. »Den hast du. Ich hab die Chefin auf dem Handy erwischt, und sie war einverstanden, aber sie ist zurzeit nicht da. Montag kommt sie zurück. Da kannst du anfangen.«
    »Sie … sie stellt mich ein, ohne dass sie mich je gesehen hat?«
    Gunnar zuckte mit den Schultern. »
Ich
habe dich gesehen. Das reicht doch. Und – Svenja? Wenn du doch noch zur Polizei gehst. Rufst du mich vorher an? Ich würde gerne mitgehen.«
    Sie nickte. Sie sah ihm nach, wie er über den Platz verschwand, in den Abend hinein.
    »Gunnar!«
    Er drehte sich um, fragend.
    Aber sie wusste gar nicht, was sie sagen wollte. Sie dachte an Julietta und ihre wunderschönen Cousinen in dem wunderschönen Garten und ging zurück ins Haus.
     
    Es war eine seltsame Nacht.
    Nashville schlief unter dem Bett. Nancy blieb auf dem Küchenfußboden liegen, und der Junge zwischen den Zeilen schlief auf einem Küchenstuhl, die Arme auf den Tisch und den Kopf auf die Arme gebettet. Nur das Bett blieb frei. Svenja ging ruhelos in der Wohnung auf und ab, auf Zehenspitzen, um ihre merkwürdigen Gäste nicht zu wecken. Ihre Gedanken gingen neben ihr auf und ab, sprangen hierhin und dorthin wie Schatten und spielten Verstecken mit ihr.
    Um zwei Uhr nachts rief sie Kater Carlo an, sie hatte alle Nummern des Hauses Nummer drei gespeichert. Sie setzte sich auf die dunkle Treppe, um mit ihm zu telefonieren.
    »Ja-a?«
    »Hier ist Svenja, schläfst du?«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Kater Carlo. »Was ist los? Willst du einziehen jetzt? Nachts?«
    »Kater Carlo, ich brauche eine Antwort. Das klingt jetzt vielleicht bescheuert, aber … woher hat Friedel die Schnittwunden?«
    »Friedel?« Kater Carlo lachte. »Chaot.«
    »Er hat gesagt, er erinnert sich nicht mehr und dass er vielleicht in irgendwelche Flaschen oder Scherben gefallen ist …«
    »Nein«, sagte Kater Carlo. »Flaschen er hat vielleicht ausgetrunken, aber ist er nicht gefallen. Das war eine Fenster. Er ist klettern durch eine Fenster, du verstehst? Kaputte Fenster.«
    »Er ist durch ein kaputtes Fenster geklettert? Aber wieso? Wo?«
    »Hier«, sagte Kater Carlo. »Schlüssel vergessen. Tür verriegelt. Hat die Fenster geworfen mit Stein und ist geklettert. Nicht so schlimm, gibt genug Fenster in Haus. Trotzdem, dumm mit den Glas. Svenja?«
    »Ja?«
    »Kann ich jetzt schlafen? Ist spät in meine Kopf. Morgen ich habe Klausur Kunstgeschicht, zusammen mit deine Freundin Katleen.«
    »Gute Nacht«, sagte Svenja und

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