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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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wie alt sie sein mochte, dringend nötig hatte. Draußen hatte es fast dreißig Grad im Schatten, und im Institut war es, trotz dicker Mauern, nur unwesentlich kühler.
    Sie nahm ein Pfefferminzbonbon aus einer Schale auf ihrem Schreibtisch und steckte es in den Mund. Was für ein widerlicher Gestank das gewesen war. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie Magda diesen Beruf hatte wählen können? Nichts als Leichen und dazu dieser widerliche Gestank von morgens bis abends. Egal, im Moment war Xenia mehr als glücklich über die unappetitliche Berufswahl ihrer Freundin. Magda konnte, nein – musste ihr helfen. Gott sei Dank hatte sie diesen Job in der Gerichtsmedizin bekommen. Andererseits war es Magdas erster Arbeitstag. Xenia überlegte, wen sie stattdessen sonst noch anrufen könnte. Diesen Kommissar, von dem Zorka ihr erzählt hatte. Wie hieß er doch gleich? Zorka hatte es ihr gesagt, irgendwas mit Himmel oder Hölle – Anděl, Engel, das war’s. Und was sage ich ihm?, fragte sie sich. Eine Kellnerin hat mir erzählt, Sie seien ein freundlicher Mensch, und ich habe hier eine Mumie, die Ihr Chef nicht haben will? Keine gute Idee. Verdammt, es blieb ihr doch nichts anderes übrig, als Magda anzurufen – erster Arbeitstag hin oder her. Xenia holte ihr Handy aus der Handtasche und wählte.
    »Axamit. Gerichtsmedizinisches Institut«, meldete sich ihre Freundin, die gerade dabei war, ihr neues Büro einzuräumen.
    »Ich störe dich ungern an deinem ersten Tag, Magda, aber ich habe hier etwas, das du dir ansehen solltest«, sagte Xenia, ohne Zeit auf einen Gruß zu verschwenden.
    »Was ist los? Hast du festgestellt, dass eine eurer Mumien ermordet wurde?« Magda lachte.
    »Ob sie ermordet wurde, weiß ich noch nicht, aber sie brüllt geradezu nach einer Gerichtsmedizinerin. Die Polizei hat gestern eine Mumie hier abgegeben, mit der sie nichts zu tun haben will, und das Ding stinkt zum Himmel. Kannst du sie nicht abholen lassen und sie dir ansehen?«
    »Eine Mumie? Machst du Witze? Woher haben die das Ding? Außerdem stinken Mumien in der Regel nicht.«
    »Die hier schon. Sie scheint ein ausgiebiges Bad genommen zu haben. Keine schlechte Idee eigentlich bei dem Wetter. Welche Badewanne allerdings dieses Herzchen ausgespuckt hat, weiß ich nicht. Dazu wollte sich der freundliche Herr am anderen Ende der Leitung nicht äußern. Lässt du sie abholen?«
    »Wenn der Polizeiarzt, der sie sich sicher angesehen hat, der Auffassung war, dass es eine alte Mumie ist, dann kann ich nicht einfach …«
    »Bleib mir weg mit der Bürokratie. Ich habe keine Ahnung, ob sich ein Polizeiarzt das Ding angesehen hat, und ehrlich gesagt interessiert mich das auch nicht. Sie haben das Ding hier abgeliefert, und ich will es ebenso wenig haben wie der Ignorant von der Mordparta . Kannst du es bitte abholen lassen?«
    Magda seufzte. »Und was soll ich damit machen?« Sie hatte vor gerade mal drei Stunden ihre neue Arbeitsstelle angetreten. »Gibt es eine Anweisung zur Obduktion von der Polizei?«
    »Natürlich nicht. Ich sagte doch, dass die Polizei nichts damit zu tun haben will. Da werden sie wohl kaum eine Anweisung zur Obduktion ausstellen. Die haben sie unserem Hiwi aufs Auge gedrückt, und nun stehe ich da. Und dieses Ding stinkt erbärmlich.«
    »Xenia, ich kann nicht einfach eine Leiche abholen lassen und sie obduzieren – ohne Anweisung.«
    »Magda, bitte ! Ich kann das Ding hier nicht herumliegen lassen.«
    »Du sagst doch, es sei eine Mumie. Was soll ich damit? Wahrscheinlich ist dieser arme Mensch vor ein paar tausend Jahren friedlich im Bett gestorben. Ich glaube nicht, dass das ein Fall für die Gerichtsmedizin ist. Was soll ich denn mit so einer Mumie hier machen?«
    »Was weiß ich, was ihr mit Leichen macht – schneide sie auf, leg sie unter ein Mikroskop, schieb sie in eine von euren Kühlschubladen und wirf den Schlüssel weg. Aber lass sie abholen. Bitte! Sie stinkt. Höllisch. Hier kann sie jedenfalls nicht bleiben. Und in meiner Tiefkühltruhe zu Hause will ich sie nicht haben. Ich weiß außerdem nichts von einer Mumie, die uns abhandengekommen sein soll. Wer klaut schon eine Mumie? Und dass sie antik ist, würde ich auch nicht so ohne Weiteres unterschreiben.«
    Magda seufzte. Mein erster Arbeitstag, dachte sie, was für ein Einstand! Sie war im Moment die einzige Pathologin im Institut.
    »Xenia, ich bin allein hier, Jirka Kratochvíl ist an der Uni und hält eine seiner Vorlesungen, die andere Kollegin hat

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